Wahlkampf

Wahlkampf-Einsatz mit alten und neuen Ideen

Stefan Scholl10. September 2021
Von einem Wahlkampf lassen sich durchaus Parallelen zu einem Feuerwehreinsatz ziehen: Denn die Feuerwehr muss spontan, flexibel und schnell auf unerwartete Situationen reagieren.
Wegen der Pandemie müssen Kandidierende ihre Strategien im Kommunal- und Bundestagswahlkampf laufend anpassen.

Wahlkampf bedeutet, dass ein ausgearbeiteter Plan auf unerwartete Situationen trifft und man dafür – gefühlt – zu wenig Zeit, Geld und Personal hat. Durch und mit Corona ist das nicht anders. Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer sind gezwungen, spontan und kreativ auf die aktuell geltenden Regeln (Abstand, Hygiene, Maske, Testen, Lüften) zu reagieren. Das ist aber auch eine Chance, das eine oder andere alte Wahlkampfmittel neu zu entdecken und den Wahlkampf digitaler zu machen.

Parallele zum Feuerwehreinsatz

Die Phase der Analyse und Planung für einen Wahlkampf ist spätestens mit Beginn der Briefwahl vorbei. Der Zeit- und Fristenplan steht, das Budget wurde aufgestellt. Die „heiße“ Wahlkampfphase startet und der Plan wird umgesetzt: Plakate werden aufgestellt, Material ist spätestens zum Start der Briefwahl da, der Haustürwahlkampf beginnt, Veranstaltungen werden durchgeführt. Bei alldem sind eine gute Teamaufstellung und Organisation hilfreich. Hier lassen sich durchaus Parallelen zu einem Feuerwehreinsatz ziehen: Denn die Feuerwehr muss spontan, flexibel und schnell auf unerwartete Situationen reagieren.

Während des Einsatzes wird nicht diskutiert, sondern gehandelt. Es wird mit klaren Anweisungen gearbeitet. Dafür benötigen die Feuerwehrleute eine gute Ausbildung und ständige Übung. Übersetzt heißt das für den Wahlkampf: delegieren, Informationen weitergeben, das Team eigenständig arbeiten lassen, möglichst viele Dinge vorab organisieren, dem Plan vertrauen, flexibel bleiben und Prioritäten setzen – und wissen: Wahlkampf ist eigentlich immer.

Prioritäten setzen

Wie kann ich meine begrenzten Mittel (Personal, Zeit, Geld) effektiv einsetzen, um meine Zielgruppen und Hochburgen zu erreichen? Hilfreich ist hier ein Raster mit Wahlkampfaktionen und der Auflistung, wieviel Personal, Zeit und Geld diese benötigen. Je nach Situation kann die passende Wahlkampfaktion gewählt werden. Beispiel: wenig Personal, viel Zeit, wenig Geld = Haustürbesuche. Obwohl sich Wahlkampf eigentlich immer ändert, hat Corona sich besonders stark auf die Art der Durchführung ausgewirkt – und die Situation ändert sich auch laufend.

Es müssen die jeweils aktuell geltenden Regeln und das Empfinden der Menschen beachtet werden. Hier ist Haustürwahlkampf mit Abstand möglich, dort ist dies den Menschen unangenehm. Es gilt deshalb, immer einen Plan B vorzubereiten. Wie kann ich die Aktion unter schärferen Regeln durchführen oder wie kann ich sie statt in Präsenz digital durchführen?

Aktionen digitalisieren

86 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen ein Smartphone. Daher ist es notwendig, dass – auch unabhängig von Corona – Wahlkampfaktionen auch digital stattfinden. Wichtig ist, sich folgende Fragen zu beantworten: Für wen mache ich Wahlkampf und wo treffe ich diese Zielgruppe an? Danach richtet es sich, ob ich zum Beispiel eine Sprechstunde in Präsenz, per Telefon, in den digitalen Medien oder per Videokonferenz anbiete. Fälschlicherweise liest man immer wieder das Schlagwort „Social Distancing“ für den Umgang mit Corona. Richtigerweise muss es heißen: körperliche Distanz und dennoch soziales Miteinander. Im Wahlkampf bedeutet das: sichtbar und ansprechbar sein und zwar in Präsenz und digital.

„Alte“ Wahlkampfmittel neu gedacht

Durch Corona bekommen „alte“ Wahlkampfmittel wie Plakate und Flugblätter wieder eine größere Bedeutung und Aufmerksamkeit. Nicht jede Wahlkampf-Aktion muss gestrichen, sondern nur neu gedacht werden. Statt mit fünf Leuten hinter dem Infostand zu stehen, können „lebendige Plakate“ (jede Person schnallt sich vorne und hinten ein Wahlplakat um) mit ausreichend Abstand zueinander durch die Stadt laufen.

Statt in der Sprechstunde zu sitzen und zu warten, können Vereine angerufen werden oder Zielgruppengespräche per Videokonferenz stattfinden. Unabhängig vom Ausgang der Wahl sollte das Feiern und „Danke“ sagen nicht vergessen werden. Und natürlich auch eine Auswertung erfolgen. Daraus können wichtige Erkenntnisse für den nächsten Wahlkampf-Einsatz gewonnen werden.