Rezension „Wohnungsfragen ohne Ende”

Wissenschaftliche Perspektiven auf die Wohnraumversorgung

Carl-Friedrich Höck10. Dezember 2020
Cover „Wohnungsfragen ohne Ende?!”
Ein Sammelband nimmt das Thema Wohnraumversorgung in den Blick. Die Beiträge basieren auf einer Tagung der Bauhaus-Uni Weimar. Es geht um Bodenpolitik, Rekommunalisierung – und darum, wie die Wohnungsforschung als eigenständiges Feld etabliert werden kann.

„Im Unterschied zur Situation in anderen Ländern ist es in Deutschland bisher nicht gelungen, die Wohnungsforschung als eigenständiges Forschungsfeld zu etablieren und zu institutionalisieren.“ Das schreiben Barbara Schönig und Lisa Vollmer von der Bauhaus-Universität Weimar, die das Buch „Wohnungsfragen ohne Ende“ herausgegeben haben. Es handelt sich um einen Sammelband, der Beiträge aus einer Tagung am Institut für Urbanistik der Bauhaus-Universität aufgreift. Die Tagung wurde von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Das merkt man den Texten auch an: Sie nehmen eine eher linke Perspektive auf das Thema ein.

Vier thematische Abschnitte

Das Buch gliedert sich in vier Teile. Der erste widmet sich der Bodenpolitik als Grundlage für eine soziale Wohnungsversorgung. Unter anderem wird dargestellt, wie in der Schweiz oder in Amsterdam bodenpolitische Instrumente eingesetzt werden. Der zweite Teil befasst sich mit den Rollen der Wohnungswirtschaft und analysiert zum Beispiel „Handlungslogiken wohnungswirtschaftlicher Akteure“. Der dritte Abschnitt des Buches nimmt die Debatten um Rekommunalisierung von Wohnraum in den Blick. Dabei steht Berlin im Mittelpunkt des Interesses – so steuert etwa das Berliner Bündnis „Kommunal und selbstverwaltet Wohnen“ einen Text bei. Der vierte Teil untersucht Wohnungsfragen jenseits des großstädtischen Wachstums. Ein Beitrag beschreibt die Situation in Thüringer Klein- und Mittelstädten, wo es zwar quantitativ genügend Wohnungen gibt, aber die Versorgung mit angemessenem und qualitätsvollem Wohnraum gefährdet ist.

Das Buch richtet sich sowohl an die Wissenschaft als auch an die kommunalen Praktiker*innen oder wohnungspolitische Initiativen. Es ist jedoch kein Schmöker für den Nachttisch, sondern ein in Teilen sehr theorielastiges Werk. Die Herausgeberinnen wollen der Komplexität des Themas Wohnraumversorgung gerecht werden und unterteilen es in vier Dimensionen: Steuerung, soziale Praktiken, räumliche Materialisierung und Aushandlungsprozesse. Wer sich von dem akademischen Stil nicht schrecken lässt, bekommt mit „Wohnungsfragen ohne Ende“ ein durchaus interessantes Buch an die Hand.

Barbara Schönig, Lisa Vollmer (Hrsg.):
Wohnungsfragen ohne Ende?!
Ressourcen für eine soziale Wohnraumversorgung
Transcript-Verlag 2020, 236 Seiten, 29,00 Euro, ISBN: 978-3-8376-4508-8

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