Integrationsmonitor

Zugewanderte vertrauen den Behörden mehr

DEMO Redaktion03. Mai 2021
Rotes Rathaus in Berlin: Das Vertrauen von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Politik und Verwaltung ist laut Integrationsmonitor stark ausgeprägt.
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vertrauen den staatlichen Institutionen wie Justiz und Kommunalverwaltungen mehr als die „einheimische“ Bevölkerung. Das geht aus dem aktuellen Integrationsmonitoring hervor. Die Zahlen gelten als Gradmesser, wie groß der Zuspruch zur Demokratie ist.

86 Prozent der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vertrauen den Stadt- und Gemeindeverwaltungen. Das sind fünf Prozent mehr als bei der „einheimischen“ Bevölkerung. Zu diesem Befund kommt das 6. Integrationsmonitoring, das am Freitag zum Abschluss der Integrationsministerkonferenz vorgestellt wurde.

Großes Vertrauen in Polizei

Bei anderen staatlichen Institutionen sind die Unterschiede zwischen Zuwanderten und Alteingesessenen sogar noch größer – wobei die Vertrauenswerte bei den Menschen mit Zuwanderungsgeschichte jeweils höher sind.

87 Prozent der Bevölkerung mit Zuwanderungsgeschichte vertrauen der Polizei nach eigenen Angaben „voll und ganz“ oder „eher“. Bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund kommt die Polizei auf einen Wert von 86 Prozent. Der Bundestag erreicht in dieser Befragung bundesweit Vertrauenswerte von 78 Prozent bei Menschen mit und 66 Prozent bei Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte. Der Bundesregierung vertrauen 79 beziehungsweise 65 Prozent. Das Bildungswesen kommt auf Vertrauenswerte von 84 und 74 Prozent, die Justiz auf 85 und 75 Prozent.

Großes Zugehörigkeitsgefühl

Die Zahlen gelten als Gradmesser für das Vertrauen in das politische System und in die Demokratie. Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann (B90/Grüne), die amtierende Vorsitzende der Integrationsministerkonferenz, sagt: „Das Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland ist bei den allermeisten sehr stark ausgeprägt.“ Die staatlichen Unterstützungs- und Integrationsmaßnahmen wirkten also.

Laut dem Bericht fühlen sich 88 Prozent der Bevölkerung mit Zuwanderungsgeschichte „gar nicht“ oder „eher wenig“ benachteiligt. Acht Prozent sehen sich „eher stark“ und vier Prozent „sehr stark“ benachteiligt. Die Lebenszufriedenheit geben Menschen mit Zuwanderungsgeschichte auf einer Skala von 1 bis 10 durchschnittlich mit 7,80 an. Damit erreichen sie einen ähnlichen Wert wie die Bevölkerung ohne Migrationsgeschichte (7,83).

Fast 21 Millionen Menschen haben Zuwanderungsgeschichte

Die Daten wurden im Jahr 2019 erhoben. Zu diesem Zeitpunkt hatten 20,9 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund, also etwa jede vierte Person. Der Anteil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst mit Zuwanderungsgeschichte betrug im Jahr 2019 bundesweit 14,5 Prozent. Das sind knapp zwei Prozentpunkte mehr als 2017.

Nach der Definition des Monitorings hat ein Mensch einen Migrationshintergrund beziehungsweise eine Zuwanderungsgeschichte, wenn er selbst oder mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt.

1,84 Millionen Menschen waren 2019 als Schutzsuchende erfasst – also Asylbegehrende im Verfahren, anerkannte Asylbegehrende oder Personen, die nach abgeschlossenem Asylverfahren ausreisepflichtig sind.

Mehr Informationen:

  • Der Integrationsmonitor wird von der Integrationsministerkonferenz herausgegeben und ist hier zu finden: integrationsministerkonferenz.de (ganz unten als Download-Link)
  • Ein Interview mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Lars Castellucci zum Migrationskonzept der SPD-Bundestagsfraktion lesen Sie auf fes.de

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