Mobilitätswende

In Zukunft anders mobil

Maximilian Rohs05. Juli 2019
Das ist Blick über den Hengsteysee nach Hagen, der größten Stadt in Südwestfalen.
Hagen entwickelt eine Strategie für die Mobilitätswende.

Staus und schlechte Luft – darunter leiden die Menschen in vielen deutschen Städten. Das nordrhein-westfälische Hagen will mit einem „Masterplan nachhaltige Mobilität“ dafür sorgen, dass in Zukunft weniger Autos und mehr umweltfreundliche Alternativen die Menschen bewegen. Das ist auch dringend nötig, denn in Hagen werden die geltenden Grenzwerte für Stickstoff-Dioxid (NO2) an einigen Messstationen überschritten, was die Umwelt genau wie die Gesundheit der knapp 190.000 Einwohnerinnen und Einwohner belastet.

Masterplan entwickelt

Zusammen mit der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, mit lokalen Akteurinnen und Akteuren und mit Hagener Bürgerinnen und Bürgern hat die Stadt den Masterplan entwickelt. Mehr als 50 Maßnahmen sollen die Schadstoffemissionen im Stadtgebiet deutlich reduzieren. „Die Stadt Hagen leitet die Mobilitätswende ein – wir handeln nachhaltig und sind überzeugt, dass wir in Hagen so mehr Lebensqualität für alle schaffen“, sagt Erik O. Schulz, der parteilose Oberbürgermeister.

Allen Verantwortlichen ist klar, dass die Großstadt Hagen kein idyllisches Radfahrerdörfchen werden kann, ein Verkehrswegenetz mit U-Bahnen ist ebenso unrealistisch. Aber die Stadt kann mit dem erarbeiteten Maßnahmenkatalog dafür sorgen, dass die Straßen freier, der Anteil an Bus- und Bahnfahrten höher und die Fahrten mit dem Fahrrad selbstverständlicher werden. „Das Auto alleine ist keine Antwort mehr auf die Zukunft des Verkehrs von morgen und der damit unweigerlich verbundenen Schadstoffimmissionen in unserer Stadt“, sagt Thomas Huyeng, Beigeordneter für Umwelt.

Alternativen zum Auto anbieten

Der Umbau hat bereits begonnen. So gibt es in Hagen schon Fahrradboxen, in denen Räder sicher und witterungsgeschützt verstaut werden können. Außerdem ist die Stadt bereits dabei, die Straßen fahrradfreundlicher zu machen. Zudem soll das ÖPNV-Angebot ausgebaut werden und damit in Zukunft eine attraktive Alternative zum Auto sein. Hagen plant darüber hinaus flexible „Bus on Demand“-Angebote: Die Hagenerinnen und Hagener können bei Bedarf Kleinbusse bestellen, um in größeren Gruppen gemeinsam fahren zu können. So werden Einzelfahrten vermieden. Außerdem will die Stadt ihr Park+Ride-Angebot ausbauen und Apps entwickeln, die bei der Parkplatzsuche ebenso helfen wie bei der Nutzung des gesamten ÖPNV-Angebots.

Einen großen Beitrag zum Einsparen von Emissionen leistet die Elektromobilität. Deshalb soll die Hagener Straßenbahn AG zukünftig vermehrt Elektrobusse einsetzen. Die Stadt will mehr öffentliche E-Ladesäulen errichten und damit elektrisch angetriebene PKW attraktiver machen. Außerdem wird Hagen künftig schadstoffarme Reinigungs- und Entsorgungsfahrzeuge einsetzen. Auch E-Bikes und Pedelecs, also Fahrräder, die mit der Unterstützung eines Elektromotors fahren, machen das Radfahren in Hagen für viele attraktiver. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es wichtig, dass der Strom für die neue Elektromobilität aus regenerativen Quellen kommt. Darauf will die Stadt achten.

Die Hälfte aller Wege umweltfreundlich erledigen

Besonders gefördert wird das Radfahren, denn es ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch gut für die Gesundheit. Damit das Rad zur attraktiven Alternative wird, müssen Radwege ausgebaut werden. Dafür soll unter anderem die Zahl der Fahrspuren für Autos verringert werden.

Ziel der Mobilitätswende ist es, dass die Hagener Bürgerinnen und Bürger bis zum Jahr 2035 die Hälfte ihrer Wege umweltfreundlich erledigen, per ÖPNV, Rad oder zu Fuß. Derzeit liegt der Anteil lediglich bei 38 Prozent. Im selben Zeitraum soll demnach der Anteil der Autofahrten von aktuell 62 auf 50 Prozent reduziert werden. Die Stadt plant zudem, den Güterverkehr mit LKW und leichten Nutzfahrzeugen um zehn Prozent zu verringern. Die PwC-Verkehrsexperten sind der Ansicht, dass der Bau der Bahnhofshinterfahrung, die Verbesserung der Busflotte, das Lkw-Verbot am Märkischen Ring und die Einbahnstraßenlösung auf dem Innenstadtring die Stickstoffdioxidbelastung unter den Grenzwert drücken werden.

Hagen hat sich viel vorgenommen und setzt nun alles daran, die Verkehrswende zu einem Erfolg zu machen. Dabei geht es um einen Umschwung, der gut fürs Klima und für die Gesundheit ist. Die Anstrengung ist damit auch eine Investition in die Zukunft – in die der Hagenerinnen und Hagener, ihrer Kinder und Enkelkinder.