Kirche und Kommunen

Zusammen für eine bessere Welt

Irmela Heß16. Dezember 2021
Viele helfende Hände koordinieren: Das Ehrenamtsbüro MEM der Diakonie Rheinhessen und der Stadt Mainz ist Anlaufstelle für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.
Das Ehrenamtsbüro MEM in Mainz ist ein Beispiel für die Partnerschaft von Kommunen und kirchlichen Sozialdiensten.

Es ist beeindruckend: Laut Bundesinnenministerium engagieren sich rund 30 Millionen Menschen bundesweit ehrenamtlich; eine Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse spricht von „nur“ rund 16 Millionen, aber Fakt ist: Es sind viele, die unentgeltlich in Sportvereinen, kirchlichen Projekten und bei Hilfsorganisationen mitarbeiten und damit die Welt ein bisschen besser machen. Um die Hilfswilligen mit Projekten, die Helfende suchen, zusammenzubringen, gibt es bundesweit von verschiedenen Trägern rund 400 Ehrenamtsvermittlungsstellen. Das Ehrenamtsbüro „MEM – Mein Engagement in Mainz“ ist ein Kooperationsprojekt von der Stadt Mainz und dem Diakonischen Werk Rheinhessen, und es ist auch ein Beispiel dafür, wie Kommunen und kirchliche Sozialdienste zusammenarbeiten.

Zusammenarbeit von Kommunen und kirchlichen Organisationen

Caritas und Diakonie übernehmen viele gesellschaftliche Aufgaben. Der Staat beziehungsweise die Kommunen übertragen diese Aufgaben, zu denen sie laut Sozialgesetzgebung verpflichtet sind, gezielt freien Trägern (Subsidiaritätsprinzip) und regeln, wie viel Geld diese dafür bekommen. Gestemmt werden die Projekte von den Angestellten der Organisationen und häufig auch von ehrenamtlich Helfenden. Die Kommunen unterstützen durch finanzielle Förderung, aber auch durch die Überlassung von Grundstücken oder von Gebäuden. Die Projekte kommen Obdachlosen oder Geflüchteten, Kranken oder in Armut Lebenden, überforderten Eltern oder Kindern zugute.

Im MEM-Ehrenamtsbüro arbeitet Katharina Schön seit Anfang dieses Jahres als Projektkoordinatorin. Bis 2017 hatte es in Mainz die Ehrenamtsagentur gegeben, die von der Stadt und verschiedenen Wohlfahrtsverbänden getragen wurde. Der Stadtrat wollte die Vermittlungsstelle nur noch einem Träger überlassen und schrieb das Projekt aus: Die Diakonie Rheinhessen bekam den Zuschlag und betreibt MEM seit Mitte 2018. Das Büro in der Mainzer Innenstadt ist Anlaufstelle für Menschen, die ehrenamtlich arbeiten wollen und so einen „sinnvollen Beitrag zu einer engagierten Stadt und einem Miteinander leisten wollen“, aber nicht genau wissen, wo und wie sie tätig sein können. Und hier finden gemeinnützig arbeitende Vereine und Organisationen Antworten auf alle Fragen, die der Einsatz von Ehrenamtlichen mit sich bringt, etwa hinsichtlich finanzieller Förderung, Versicherungen oder Datenschutz. Das Ehrenamtsbüro vermittelt außerdem die Ehrenamtskarte des Landes Rheinland-Pfalz, eine seit 2014 existierende „Belohnung“ für regelmäßiges und längerfristiges unentgeltliches Engagement, die seinem Besitzer beziehungsweise seiner Besitzerin Vergünstigungen etwa beim Einkaufen, in Museen oder bei Weiterbildungen verschafft.

Geteilte Kosten

Katharina Schön ist mit halber Stelle Angestellte der Diakonie, die sich die Kosten mit der Stadt Mainz und der Staatskanzlei teilt. Unterstützt wird sie von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter, der etwa drei Mal pro Woche Menschen berät, die sich nicht für ein Angebot in der Datenbank (am 5. November stehen 152 Einsatzmöglichkeiten zur Wahl) entscheiden konnten. Die Wartezeit für eine Beratung beträgt vier bis sechs Wochen. „In der Regel kann jeder, der ehrenamtlich arbeiten möchte, vermittelt werden“, sagt die 34-Jährige, die MEM bekannter machen möchte und für Sichtbarkeit in sozialen Medien sorgt, außerdem Kooperationen etwa mit der Universität oder der Volkshochschule aufbaut. Und was sie auf jeden Fall noch installieren will, ist eine Art Rückmeldesystem, um nachverfolgen zu können, ob die Vermittlungen auch längerfristig erfolgreich waren.

Es gibt unzählige Projekte von Diakonie und Caritas, die von den Kommunen unterstützt werden. Auch das Quartier Geislar, ein neues Wohnprojekt der Bonner Caritas, hätte es ohne Unterstützung der Stadt wohl nicht gegeben. Im Oktober dieses Jahres wurden zwei Apartmenthäuser im Bonner Stadtteil Geislar eingeweiht, in denen 14 junge Menschen, die bisher in Einrichtungen der Sozialpsychiatrie und der Wohnungslosenhilfe betreut wurden, wohnen und (mit ambulanter Betreuung) den Schritt in die Eigenständigkeit wagen können. Sie hätten keine Chance gehabt, eine Bleibe auf dem regulären Bonner Wohnungsmarkt zu finden. Für das Zwei-Millionen-Projekt der Bonner Caritas stellten die Stadt Bonn und die katholische Pfarrgemeinde St. Josef das Bauland zur Verfügung.

Aber trotz finanzieller Förderung und sozialen Engagements der Kirchen: Viele Projekte würde es nicht geben, wenn sie keine zusätzliche Unterstützung durch ehrenamtlich Mitarbeitende hätten.