Blog Aus den Bundesländern

Christoph Schmid: vom Bürgermeistersessel in den Bundestag

Bayern SGK20. Dezember 2021
Christoph Schmid, Mitglied des Deutschen Bundestages
Nach 13 Jahren als Bürgermeister der Gemeinde Alerheim (Bayern) gehört Christoph Schmid jetzt dem Deutschen Bundestag an. Welche Ziele und Herausforderungen er in seiner neuen Aufgabe sieht und wieso er die kommunale Ebene nun gegen die Bundesebene getauscht hat, hat ihn die SGK Bayern gefragt.

Lieber Christoph, zunächst herzlichen Glückwunsch zum Wahlerfolg! Was war Dein ­erster Gedanke, als Du erfahren hast, dass Du sicher einen Sitz bekommst?

Ehrlich gesagt habe ich mich vor allem über unser Gesamtergebnis gefreut, für mich selber war es ja nach den ersten Zahlen ziemlich schnell klar. Außerdem hatte ich sofort den Bayerischen Rundfunk, zwei Lokalzeitungen und das Lokalradio im Raum, sodass ich tatsächlich eher „funktioniert“ habe. Verarbeitet habe ich alles dann eher im Laufe der ersten Tage.

Was sind bzw. waren Deine ­ersten Aufgaben in Berlin?

Ankommen. Nachdem es gleich am Dienstag und Mittwoch nach der Wahl mit Fraktionssitzungen und Landesgruppensitzungen losging, war wenig Zeit für anderes. Aufgrund meines relativ guten Listenplatzes hatte ich aber auch schon Bewerbungen und telefonische Vorgespräche, sodass ich sehr schnell auch meine künftigen Mitarbeiter*innen für das Berliner Büro auswählen konnte.

Welchem politischen Bereich wirst Du Dich als Bundestagsabgeordneter widmen und wieso?

Nachdem die Ausschüsse erst zu einem späteren Zeitpunkt vergeben werden, kann ich dazu noch nichts sagen, denn letztlich kann nicht jeder Wunsch berücksichtigt werden …

Du weißt als ehemaliger ­Bürgermeister, welche Bundesregelungen auf der ­kommunalen Ebene relevant sind. Hast Du auch vor, Dich in diesen ­Bereichen einzubringen (z. B. im AG Kommunales)?

Natürlich werde ich der Kommunalpolitik verbunden bleiben. Zum einen löscht man so einen prägenden Teil seines Lebens nicht von einem Tag auf den anderen aus und außerdem bin ich als Mitglied des Kreistags ja nach wie vor kommunalpolitisch tätig. Und wenn meine Vorerfahrungen, Fähigkeiten und Qualifikationen gefragt sind, dann werde ich mich selbstverständlich auch entsprechend einbringen.

Welche Ziele hast Du Dir für die kommende Zeit gesetzt?

Ich möchte so schnell wie möglich in meinem neuen Umfeld arbeitsfähig werden und im Team unserer großen Fraktion dann meinen Anteil dazu beitragen, dass wir das kommende Jahrzehnt sozialdemokratisch gestalten.

Welche Aufgabe wird am ­herausforderndsten?

Die verschiedenen Lebenshintergründe und Erfahrungen der eigenen Fraktion und unserer möglichen Koalitionspartner so zusammenzubringen, dass am Ende alle Interessen Berücksichtigung finden.

Was hast Du in der kommunalen Ebene gelernt, was Du auf jeden Fall mit nach Berlin ­nehmen wirst?

Politik ist immer auch Politikvermittlung. Nirgends merkt man das unmittelbarer als in der Kommunalpolitik. Im Gegensatz zu früher kann man keine Entscheidungen mehr hinter verschlossenen Türen treffen, sondern muss von Anfang an offen und transparent kommunizieren. Kommunalpolitiker*innen müssen jeden Tag ihre Entscheidungen vor ihren Nachbar*innen, in der Kita oder auf dem Sportplatz begründen können. Diese Bürger*innen-Nähe möchte ich mir bewahren.

Die kommunale Ebene ist durch den unmittelbaren Kontakt mit den Bürger*innen geprägt. Wie willst Du diese Verbindung zur Bevölkerung in Zukunft halten?

Ich hoffe sehr, dass die Bevölkerung die Verbindung zu mir halten wird, denn von meiner Seite aus wird sich an der Kommunikation nichts ändern. Ich werde mich auch in Zukunft nicht hinter dem Mandat verstecken, sondern versuchen, so viele Bürger*innenkontakte wie möglich zu haben.

Was wirst Du am meisten am Bürgermeister-Dasein vermissen?

Die unmittelbare Gestaltungsmacht für meine Heimatgemeinde, aber natürlich auch die standesamtlichen Trauungen, die interkommunale Zusammenarbeit mit Kolleg*innen, meine Mitarbeiter*innen und vieles mehr … Aber ich habe mich ja sehr bewusst für eine neue Herausforderung entschieden und deshalb bin ich tatsächlich nicht mehr wehmütig, sondern freue mich auf die Zukunft als MdB.

Vielen Dank!

 

Dieses Interview ist zuerst im Landes-SGK EXTRA Bayern der gedruckten DEMO erschienen.