Blog Aus den Bundesländern

Frauen in der Kommunalpolitik fordern und fördern!

Bianca Aßmus02. Dezember 2019
Im Rathaus von Speyer regiert mit Stefanie Seiler (SPD) eine Frau. Deutschlandweit ist dies eher die Ausnahme.
In der Kommunalpolitik sind Frauen noch immer deutlich unterrepräsentiert. Über die Gründe wurde auf dem „1. Deutschen Frauenkongresses kommunal” in Mainz gesprochen. Bianca Aßmus, Mitarbeiterin der SGK Bayern, beschreibt, was sich ändern muss.

Vor wenigen Wochen wurde Jennifer Morgan Vorstandvorsitzende des deutschen Unternehmens SAP. Sie ist die erste Frau an der Spitze eines DAX-Unternehmens. Damit bildet sie die Ausnahme, denn Frauen sind in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert.

Nur wenige Frauen an der Rathausspitze

Dies ist nicht nur in der freien Wirtschaft der Fall, sondern auch in der Politik – nur ein Drittel der Abgeordneten in den Landtagen und im Bundestag sind Frauen. Noch schlechter sieht es auf der kommunalen Ebene aus: Nur sehr wenige Frauen sind in den Rathäusern vertreten – nur etwa 10 Prozent aller (Ober-)Bürgermeisterposten sind in Deutschland mit Frauen besetzt.

Diese ungleiche Repräsentanz wurde auf dem 1. Deutschen Frauenkongress kommunal in Mainz diskutiert. Auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey war vor Ort und bemängelte diesen Zustand: „Wenn die Hälfte der Bevölkerung aus Frauen besteht, kann man eigentlich niemandem erklären, warum das in der Politik nicht auch so sein sollte“, so wird sie vom Deutschen Städte- und Gemeindebund zitiert.

Dass Frauen so selten vertreten sind, liegt vor allem an der fehlenden Zeit, dem häufig mangelnden Selbstvertrauen, der oft ausbleibenden Förderung und an fehlenden Vorbildern.

Doppelbelastung

Trotz des Wertewandels und des Wandels der klassischen Geschlechterrollen wird Frauen die Rolle als Mutter und Hausfrau zugeschrieben – Untersuchungen zeigen, dass Frauen nach wie vor den Großteil der reproduktiven Arbeit übernehmen und signifikant mehr Zeit als Männer in die Hausarbeit investieren. Frauen sind deshalb von einer Doppel-, wenn nicht sogar Dreifachbelastung betroffen – bestehend aus dem Haushalt, der Kinderbetreuung sowie einer Erwerbstätigkeit.

Die Zeit für ein politisches (Ehren-)Amt ist dementsprechend begrenzt. Hier liegt es an der Politik – und auch an uns als Sozialdemokratie – die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu fördern und mit der Förderung von Elternzeit und Kinderbetreuungsmöglichkeiten eine partnerschaftliche Arbeitsteilung zu ermöglichen. Damit der Wertewandel auch vor Ort in der Kommunalpolitik ankommt, können außerdem die Sitzungen der Kommunalparlamente familienfreundlicher ausgestaltet werden. Die SPD-Stadtratsfraktion in Dresden hat beispielsweise gemeinsam mit weiteren Fraktionen die Wiederaufnahme einer Kinderbetreuung im Rathaus Dresden durchgesetzt.

Schulungen können helfen

Bessere Weiterbildungs- und Schulungsprogramme können außerdem das Selbstvertrauen von Frauen in sich selbst und ihre Fähigkeiten stärken. Ein breiteres Angebot beispielsweise an Rhetorik- und Auftrittsschulungen würde Frauen den Einstieg in die Kommunalpolitik erleichtern.

Sind all diese Voraussetzungen bereits gegeben, stoßen Frauen trotzdem oft auf von Männern dominierte Machtstrukturen und müssen sich ihren Platz erst erkämpfen. Hier greifen wir als SPD bereits ein – beispielsweise mit Instrumenten wie quotierten Listen und Gremien. Um das Prinzip „Männer fördern Männer“ zu brechen, empfiehlt die Resolution des Frauenkongresses zudem weibliche Netzwerke zu bilden und sich gegenseitig zu unterstützen.

Gelingt dies, gibt es hoffentlich bald mehr weibliche Führungsfiguren wie Jennifer Morgan – auch in der Kommunalpolitik.

SEMINARTIPPS
Sowohl die Georg-von-Vollmar-Akademie als auch das Bayrische Seminar für Politik veranstalten immer wieder Seminare zur Frauenförderung, wie beispielsweise Rhetorikschulungen für Frauen.

Dieser Text ist zuerst im Landes-SGK EXTRA Bayern der DEMO erschienen und wird hier mit freundlicher Genehmigung der SGK Bayern veröffentlicht.