Blog „Das Letzte“

Knöllchen für Garagen-Messis

Karin Billanitsch13. März 2019
Sehr volle Garage.
Niederkassel droht mit einem Bußgeld für volle Garagen. Jetzt muss ausgemistet werden. Wohin bloß mit Fahrrädern, Teppichen und Bobbycars?

My home is my castle“, sagt der englische Volksmund, mein Zuhause ist meine Burg. Auch in Deutschland ist der Spruch verbreitet, wenn man zum Ausdruck bringen will, dass die eigenen vier Wände privat sind. Krempel anhäufen, Pizzaschachteln auftürmen, Büchertürme stapeln – das geht niemanden etwas an, denken viele. Das gilt selbstverständlich auch für die eigene Garage. Oder?

Rote Karte für Rasenmäher oder Teppiche

Rasenmäher, Fahrräder, Bobby­cars, der Teppich von der Oma, Regale inklusive Werkbank oder gar Schränke: Viele heimische Autoabstellplätze sind vollgerümpelt bis zum Gehtnichtmehr. Da passt oft das ­Auto gar nicht mehr rein und wird auf der öffentlichen Straße geparkt.

Zum Ärger des Gesetzgebers: Penibel sind hier die deutschen Rechtsvorschriften, genauer Landesbauordnungen, die besagen: Es muss zuerst das Auto hinein, und höchstens noch Zubehör, wie Winterreifen oder Wagenheber. Mehrere Hundert Euro Bußgeld drohen, wenn das Fahrzeug nicht mehr in die Garage passt.

Niederkassel: „Probleme im Straßenverkehr“

Die Stadt Niederkassel will nun ernst machen und vollgestellte Garagen nicht mehr dulden. Als Anlass werden Probleme im Straßenverkehr angegeben. „Ist der Straßenraum durch Fahrzeuge zugeparkt, wird es eng und oftmals gefährlich, wenn im Notfall Rettungswagen und Feuerwehr steckenbleiben“, teilt die Stadt ihren Bürgern mit.

Das ist übrigens kein Niederkasseler Spezialproblem, so oder so ähnlich gelte das bundesweit, sagte Bürgermeister Stephan Vehreschild dem „Stern“. Ordnungstrupps der Stadt sind nicht unterwegs, reagiert würde „nur auf Beschwerden“.

Kein amerikanischer Mythos

Auch vor Gericht sind Garagen-Messis schon gezogen, um sich zu wehren. In einem Fall in Offenbach durfte der Betroffene immerhin auch weiter Fahrräder in der Garage unterbringen, unter der Auflage, dass er daran vorbeifahren konnte, ohne sie jedes Mal verschieben zu müssen. Wie die Stadt Offenbach das kontrolliert, wurde nicht überliefert.

Man stelle sich nur vor: Den amerikanischen Mythos, dass ein Garagenunternehmen zum Weltmarktführer aufsteigt, hätte es kaum gegeben, wenn es im Silicon Valley eine Garagenverordnung nach deutschem Vorbild gegeben hätte. Denn weder hätte der Schüler Bill Gates an Programmen tüfteln, noch Steve Jobs und Steve Wozniak ihren ersten Apple-Computer zusammenlöten können.
Streng genommen darf auch jemand, der gar kein Auto hat, auch nichts anderes in seiner eigenen Garage unterbringen. Vielleicht wäre es an der Zeit, statt der Garage die Vorschriften zu entstauben.