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Kommunalwahlkampf in Zeiten von Corona: Anders, aber nicht schlechter

Mattias Machinek19. August 2020
Matthias Machinek ist SPD-Stadtratskandidat bei der Kommunalwahl in Hagen Mitte September.
Bei der Kommunalwahl am 13. September kandidiert Matthias Machinek für den Stadtrat in Hagen. Corona sorgte dafür, dass viele seiner ursprünglich geplanten Wahlkampf-Aktionen nicht mehr möglich sind. Dadurch ist vieles anders, aber nicht schlechter.

Ich kandidiere dieses Jahr bei der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen. Am 13. September möchte ich in den Rat der Stadt Hagen gewählt werden. In NRW wählen die Bürger*innen ihren Stadtrat direkt in den Wahlkreisen. Mein Listenplatz ist zu weit hinten, als dass er eine Rolle spielt. Darum stand der Plan früh fest. Ich musste als unbekanntes Gesicht, das zum ersten Mal für den Hagener Stadtrat kandidiert, bekannt werden. Mit meinem Ortsverein habe ich darum früh Strategien entwickelt, damit die Wähler*innen meinen Namen kennen. Wir planten Stände und Hastürbesuche, Stadtteilspaziergänge und Verteilaktionen. Doch dann kam Corona und es wurde alles anders, als wir es uns vorgestellt haben.

Haustürbesuche abgesagt

Durch Corona schienen meine geplanten Aktionen wie aus einer anderen Zeit. Ich musste neu planen und Wahlkampf ganz neu denken. Neben meinem Ortsverein, der mich immer toll unterstützt, habe ich in der Situation Hilfe bei den Jusos gefunden. Die Jusos stellen sieben der 26 Direktkandidat*innen in Hagen. Die jungen Kandidat*innen sprechen sich eng miteinander ab. Gemeinsam haben wir einen Juso-Wahlkampf geplant, der parallel zum Wahlkampf meines Ortsvereins stattfindet. Zum Glück basiert ein großer Teil des Juso-Wahlkampfes auf digitalen Aktionen.

Haustürbesuche haben wir nun abgesagt, das ist während einer Pandemie einfach zu gefährlich. Anstelle des Klingelns und des Gesprächs an der Haustür erhöhen wir die Verteilaktionen. Anstatt nur einen vorentworfenen KandidatInnenflyer in die Briefkästen zu verteilen, sind drei Verteilaktionen geplant. Die Informationen, die man sonst im persönlichen Gespräch vermittelt, müssen jetzt auf einen Flyer passen. Inhaltlich stelle ich mich nicht nur vor, sondern gehe auch auf Pläne und Veränderungen in meinem Wahlkreis ein. Ich will mich nicht nur selbst vermarkten, sondern die Menschen auch informieren. Bei Wahlkampfständen halten wir Abstand zu unseren Mitbürger*innen und tragen eine Maske, aber wenigstens dieser Austausch erscheint uns verantwortbar genug. Aber auch hier gilt: Wie soll ein Gesicht bekannt werden, wenn es Maske trägt? Während meines ersten Infostands haben die Menschen mich nicht erkannt, obwohl ich Gespräche mit ihnen neben meinem Wahlplakat geführt habe.

Ein Video im Fragenhagel

Zusammen mit den Jusos habe ich den großen Teil eines gemeinsamen digitalen Wahlkampfes geplant. Für uns war schnell klar, dass Facebook und Instagram unsere zentralen Plattformen bilden würden. Hier können wir Inhalte und Emotionen transportieren und in Diskussionen treten, ohne eine Gefahr für andere zu sein. Dabei haben wir entdeckt, dass Videos besser funktionieren als Fotos oder lange Texte. Gemeinsam mit dem Unterbezirk haben wir darum für relativ wenig Geld ein kleines Videostudio eingerichtet, das mit einem Stativ, guten Mikros und dem richtigen Licht ausgestattet ist. Wir haben Formate entwickelt, um unsere Inhalte zu transportieren. In den Videos stellen wir jungen Kandidierenden uns in einem Fragenhagel vor, in einem anderen Format erklären wir wichtige kommunalpolitische Sachverhalte. Aber wir gehen auch live. Bei einer Online-Lesung des Buches „Warum ich Nazi wurde“ mit Sven Söhnchen hatten wir mehr als 100 Teilnehmer*innen. Eine Zahl, die wir bei einer normalen Lesung vor Ort niemals erreicht hätten.

Zusammenfassend kann man sagen: Die Corona-Pandemie hat einiges in meinem Wahlkampf verändert. Ich verzichte auf Haustürwahlkampf und führe Gespräche mit Maske und Abstand. Dafür nutze ich die Gelegenheit, meine Flyer in Briefkästen zu verteilen und habe die Vorteile des digitalen Wahlkampfes entdeckt. Kurze Videos sind schnell produziert und können Inhalte wunderbar transportieren. Ich kann damit eine große Anzahl an Wähler*innen erreichen und mit den richtigen Formaten auch noch unterhaltsam sein. Meinen Wahlkampf habe ich mir anders vorgestellt. Aber anders heißt nicht immer schlechter.