Blog Aus den Bundesländern

Małgorzata Gomolka – die erste Polin im Weißenfelser Stadtrat

Nicole Rudolph13. August 2019
Małgorzata Gomolka
Vom politischen Stammtisch in den Weißenfelser Stadtrat: So verlief der Weg von Małgorzata Gomolka. Dass die SPD den Dialog mit polnischen EU-Mitbürgern suchte, hat sich für die Partei somit doppelt gelohnt.

Wie bekommen wir Kontakt zu den EU-Mitbürgern in Weißenfels? Diese Frage stellten sich der SPD-Ortsverein Weißenfels und ihr Landtagsabgeordneter Rüdiger Erben. Am Ende stand die Idee, zu einem polnischen Stammtisch in der Weißenfelser Neustadt einzuladen. Immerhin wohnen in diesem Stadtteil rund 1.000 polnische Staatsbürger. Übersetzerin und Lokal waren schnell gefunden, und der erste polnische Stammtisch konnte stattfinden.

Gesprächsangebot für polnische Mitbürger

An einem Sonntagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein fanden sich dann 20 polnische Mitbürger ein, die mit Rüdiger Erben und dem OV Weißenfels ins Gespräch kamen. Für die Beteiligten war es ein voller Erfolg, denn die Themenfelder der Deutschen unterscheiden sich nur marginal von denen der Polen in Weißenfels. Neben unserer engagierten Übersetzerin befanden sich auch zwei Polinnen, die fleißig während des Gespräches mit übersetzten.

Kurze Zeit später stand eine von ihnen mit einer Freundin in Rüdiger Erbens Bürgerbüro und bat um Unterstützung. Das Auto ihrer Freundin war abgeschleppt worden, weil diese im kurzzeitigen Halteverbot stand, das einmal in der Woche aufgrund der Straßenreinigung verhängt wird. Małgorzata Gomolka berichtete uns dann, dass es in Weißenfels üblich sei, ausländische PKW-Halter nicht nur zu verwarnen, sondern im gleichen Schritt auch noch abschleppen zu lassen. Dass diese Praxis ungerecht und völlig unverhältnismäßig war, musste später auch die Stadt eingestehen und versprach zukünftig ein anderes Vorgehen.

Ein Glücksfall für die SPD

Es sollte nicht bei diesem einen Besuch bleiben. Gosia, wie wir sie dann nennen durften, begleitete immer wieder Freunde und Bekannte in Erbens Bürgerbüro, um für uns zu übersetzen. Schnell bemerkten wir, dass die zweifache Mutter sich neben ihrer Familie und ihren zwei Jobs sehr stark für die Belange und Anliegen ihrer polnischen Landsleute einsetzte. Irgendwann reifte der Gedanke, Gosia zu fragen, ob sie nicht für den Weißenfelser Stadtrat bei der anstehenden Kommunalwahl kandidieren wolle. Sie überlegte nicht lange und stimmte zu.

Obwohl Gosia in der Gastronomie arbeitet, kam sie zu jeder Ortsvereinssitzung und beteiligte sich permanent am Wahlkampf. Verteilte Flyer, hing Plakate auf, übersetzte für ihre Landsleute das SPD-Programm und erklärte bei Info-Veranstaltungen der Stadt die EU-Bürger über ihr Wahlrecht bei der Kommunal- und Europawahl auf. Den Lohn für diesen Einsatz erhielt sie am 26. Mai mit einem Sitz im Weißenfelser Stadtrat. Für die SPD Weißenfels ein echter Glücksfall!

 

Die Autorin ist Wahlkreismitarbeiterin des Landtagsabgeordneten Rüdiger Erben (SPD). Dieser Beitrag wurde zuerst auf www.vornewech.de veröffentlicht, der Online-Zeitung der SPD Sachsen-Anhalt