Blog

Der Senior-Expert-Service (SES) hilft auch Kommunen

Peter H. Niederelz03. März 2023
Peter H. Niederelz
In seinem Blogbeitrag stellt Peter H. Niederelz den „Senior-Expert-Service” vor. Er ist die führende gemeinnützige Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder in einer beruflichen Auszeit.

Die Kreisverwaltung des Rheingau-Taunus-Kreises hatte sich an den Senior-Expert-Service (SES) mit Geschäftssitz in Bonn gewandt. Daraufhin fragte dieser bei den ehrenamtlich in der Region tätigen SES-Eperten nach, wer die Ausbildungsbegleitung eines Auszubildenden im Dachdeckerhandwerk übernehmen könne. Magomet Emi Batschajew war mit Frau und vier kleinen Kindern aus Tschetschenien nach Deutschland geflohen und lebte in einer schlechten Kellerwohnung in Bad-Schwalbach. Er wollte gerne Dachdecker werden, hatte bei schriftlichen Prüfungen am Anfang aber Sprachschwierigkeiten. Es gelang mir, ihn als SES-Experte in seiner Ausbildung ein wenig zu unterstützen und einige Hindernisse im Umgang mit Behörden zu überwinden. Jetzt ist er ein begeisterter Dachdeckergeselle mit Festanstellung und plant seine Meisterprüfung. Sefatullah Rahimi aus Afghanistan wohnt in Taunusstein. Er hatte sich selbst direkt an den SES gewandt. Er wird Kranken-und Altenpfleger.

Fachleute im Ruhestand unterstützen

Die Initiative VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) ist eine vom Bundesbildungs- und Forschungsministerium (BMBF) geförderte große Initiative des SES. Im Jahr 2021 gab es deutschlandweit – trotz-Corona – 3.990  Einsätze. Auszubildende mit einzelnen Problemen werden mit Fachleuten im Ruhestand zusammengebracht, die sie unterstützen.

Die SES-Initiative VerA macht mittlerweile in ganz Europa Schule. Die EU unterstützt, dass ähnliche Angebote auch in anderen EU-Mitgliedsstaaten geschaffen werden. In Frankreich etwa ging küzlich das Projekt „ 1 jeune,1 mentor“ an den Start.

Am 31. Januar diesen Jahres ist der SES 40 Jahre alt geworden. Er ist die führende gemeinnützige Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder in einer beruflichen Auszeit.

Finanzierung

Träger des SES sind die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft: der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Finanzielle Unterstützung erhält der SES vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), vom BMBF und in einigen Fällen von der EU-Kommission. Angestrebt wird auch eine Förderung durch das Auswärtige Amt (AA).

Nach dem Prinzip von Hilfe zur Selbsthilfe unterstützen SES-Expertinnen und -experten vor allem kleine und mittlere Unternehmen, öffentliche Institutionen und Verwaltungen sowie Einrichtungen der Schul- und Berufsbildung. Ihre Einsätze finden in erster Linie in Entwicklungs- und Schwellenländern statt, aber auch in Deutschland.

Auch bei Digitalisierung hilfreich

Im Rahmen der Digitalisierungsaktivitäten der Ehrenamtsagentur des Kreises Offenbach begleitet der SES die Digitalisierung von Vereinen. Er unterstützt Vereine bei der Auswahl geeigneter digitaler Tools und deren Implementierung. Aktuell sind in diesem Projekt unter Leitung von Dr. Udo Pohl SES-Experts bei 9 Vereinen im Landkreis Offenbach tätig.

Im November 2022 wurde in Kooperation zwischen dem Kreis Offenbach und dem Land Hessen (Landesehrenamtsagentur) das Modellprojekt „Unser Verein: Regional und Digital“ gestartet. Der SES wird darin drei ausgewählte Vereine bei der Bedarfsanalyse, der Auswahl und der Implementierung unterstützen. Ziel ist es, bei den teilnehmenden Vereinen die relevanten Teile einer Vereinssoftware in der Routinebetrieb zu überführen und die Verantwortlichen in die Lage zu versetzen, das System selbständig weiterzuführen.

Der SES hat seit 1983 mehr als 60.000 Einsätze in 170 Ländern durchgeführt, etwa ein Drittel davon in Deutschland.

Unter den rund 13.000 SES-Experts sind z.B. der Kardiologie Dr. Stefan Ott aus Wiesbaden, der kürzlich im dortigen Presseclub von seiner Arbeit in Nepal berichtete oder die Gastronomie- und Ernährungsexpertin Brigitte Weiss aus Hattenheim und der Agrarexperte Dr. Rolf Schaab, der beruflich einen Landwirtschaftsbetrieb bei Wiesbaden führt. SES-Experts kommen aus allen kaufmännischen, technischen, handwerklichen, medizinischen und sozialen Berufen und aus dem öffentlichen und privaten Verwaltungsmanagement.

Unter www.ses-bonn.de finden sich alle Informationen.

 

Peter H. Niederelz ist Ministerialrat a.D., langjähriger DEMO-Autor und ehrenamtlicher SES-Experte.

Tags: