Mit der Energiewende wurde die Energieerzeugung dezentraler. Die Windenergie wird im ländlichen Raum genutzt. Sie hilft in immer mehr Gemeinden dabei, wieder finanziell handlungsfähig zu sein. Die Keimzelle der Windenergie liegt in den Bürgerwindparkgesellschaften. Hier engagiert man sich inzwischen auch für Speicher, Mobilität, Wärme und schnelles Internet und macht so den ländlichen Raum für junge Menschen attraktiv.
Alte Industriestandorte profitieren
Windenergie ist vor allem Maschinenbau und viel Elektrotechnik. Qualifizierte, fair bezahlte Arbeit wird mehr und mehr das Markenzeichen der Windindustrie von Herstellung bis zu Service und Wartung. Der Norden hat erkannt, dass die Energiewende alte maritime Industrien wieder reaktivieren hilft. Im Osten sind es traditionsreiche Maschinenbaustandorte wie Lauchhammer, Magdeburg oder Schwerin, die neue Chancen erhalten. Zusätzlich bringt die durch die Energiewende forcierte Digitalisierung der Energiewirtschaft neue Arbeitsplätze und Berufsbilder hervor. Die Zulieferer der Branche kommen aus NRW, Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt auf: Die Energiewende führt unter dem Strich zu mehr Jobs. 18.000 sind es pro Jahr, so das DIW. Dies sollte Mut machen, den Strukturwandel von Kohle zu Wind, Sonne und Biomasse in den kommenden 20 oder 25 Jahre gut organisiert zu packen.
Eine Chance für die Stadtwerke
Daraus leiten sich Chancen insbesondere für die Stadtwerke ab. Viele Stadtwerke engagieren sich bereits im Bereich der erneuerbaren Energien. Andere werden sich hier durch Kooperationen und eigene Investitionen stärker aufstellen. Stadtwerke haben mit ihrer Nähe zum Endkunden und der Verankerung in der Region viele Vorteile, die noch besser genutzt werden können.
Unsicherheit droht, weil sich die große Koalition in Berlin entschlossen hat, die Finanzierung der erneuerbaren Energien von einer festen Vergütung nach dem EEG auf Ausschreibungen umzustellen. Der Koalitionsvertrag sah dazu zunächst ein Pilotvorhaben für die Fotovoltaik auf Freiflächen vor. Hier gab es zwischenzeitlich drei Ausschreibungsrunden. Noch ist keine nennenswerte Umsetzung von dabei bezuschlagten Projekten zu sehen. Mit der Novelle des EEG 2016 wird dieses Ausschreibungssystem auf die Windenergie übertragen. Dabei gibt es nun Bestrebungen, den im Koalitionsvertrag als Zielkorridor definierten Anteil von erneuerbaren Energien im Stromsektor auf 40 bis 45 Prozent in 2025 als festen begrenzenden Wert aufzufassen. Gleichzeitig wird versucht, die Bund-Länder-Vereinbarung zu einem Ausbaukorridor von jährlich netto 2500 MW für Wind an Land aufzukündigen.
All dies ist gefährlich für die Zukunft von Unternehmen, Arbeitsplätzen und der regionalen Wertschöpfung. Die Energiewende ist in vollem Gange. Selbst die großen Energiekonzerne und strategische Investoren wie Versicherungen und Fonds erkennen dies und richten sich neu aus. In diesem Moment die Bremsen anzuziehen wäre falsch. Darauf haben Mitte Januar die Norddeutschen Ministerpräsidenten gemeinsam mit den Tarifparteien und der Branche hingewiesen. Was wir jetzt brauchen ist eine Dynamisierung der Energiewende und Stabilität in der Gesetzgebung.
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