"Kommunaler Abend" beim 17. DEMO-Kommunalkongress

Drei DEMO-Kommunal-Füchsinnen für drei engagierte SPD-Frauen

Carl-Friedrich HöckUwe Roth08. November 2022
Der DEMO-Kommunalfuchs wird alljährlich für herausragende kommunalpolitische Projekte vergeben.
Erstmals sind drei Frauen mit dem DEMO-Kommunalfuchs ausgezeichnet worden. Die Gewinnerinnen der „Füchsinnen” 2022 heißen Sina Best, Katharina Zacharias und Dietlind Grabe-Bolz. Mit dem Preis werden herausragende kommunalpolitische Leistungen gewürdigt.

Mit der Auszeichnung endet traditionell der erste DEMO-Kongresstag: Die Fachzeitschrift DEMO verleiht am „Kommunalen Abend” Preise für herausragende kommunalpolitische Leistungen. In diesem Jahr gehen sie an drei engagierte Frauen. In schöner Atmosphäre wurden am Montag im Berliner „Wasserk” die DEMO-Kommunal-Füchsinnen für herausragende kommunalpolitische Leistungen vergeben.

Die DEMO-Kommunalfüchsin für das Lebenswerk geht an Dietlind Grabe-Bolz.

Chefredakteurin und Laudatorin Karin Nink hatte die Auszeichnung vorab an Dietlind Grabe-Bolz übergeben. Der Moment war aufgezeichnet worden und als Video im „Wasserwerk” zu sehen. Grabe-Bolz setzte sich 2009 bei der Oberbürgermeisterwahl in Gießen gegen den damaligen Amtsinhaber von der CDU durch. Daraufhin lenkte sie zwölf Jahre lang die Geschicke ihrer Heimatstadt. Eine prägende Kraft war sie dort vorher schon: als Stadtverordnete (ab 1994) und als Vorsitzende der SPD-Fraktion (ab 2004).

Eine ihrer größten Leistungen war es, den Haushalt der Stadt zu sanieren. Dabei sieht sie sich selbst nicht als Haushaltsexpertin. „Man muss die wesentlichen Mechanismen verstehen, die großen Weichenstellungen erkennen und dann auch vornehmen“, sagte sie selbst einmal über ihre Rolle. Für alles weitere vertraute sie auf die Expert*innen in der Verwaltung.

Mit Grabe-Bolz als Bürgermeisterin und einer starken Zivilgesellschaft meisterte Gießen auch die sogenannte Flüchtlingskrise 2015/16. Dabei stand die Stadt besonders im Fokus, weil sich in Gießen die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen befindet. Nach und nach betreute die Stadt 60.000 Geflüchtete.

2015 wurde Grabe-Bolz im Amt bestätigt: Bereits im ersten Wahlgang votierten fast 54 Prozent der Bürger*innen für die SPD-Politikerin. Bei der letzten Wahl im September 2021 trat Grabe-Bolz nicht wieder an. Dass die Gießener*innen mit Frank-Tilo Becher erneut einen Sozialdemokraten auf den Rathaus-Chefsessel gewählt haben, ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass sie mit der Amtsführung der Vorgängerin zufrieden waren.

Katharina Zacharias wird für ihren Einsatz für die Demokratie und gegen Rechts geehrt.

Preisvergabe an Katharina Zacharias (mitte)

Rachil Ruth Rowald, Landesgeschäftsführerin der SGK Brandenburg, hielt die Laudatio. Sie lobte das vielseitige Engagement der jungen Sozialdemokratin. Katharina Zacharias, 1990 in Weimar geboren, hat ihre Wahlheimat in Haldensleben in Sachsen-Anhalt gefunden. Über sich sagt sie: „Nun kämpfe ich politisch dafür, dass sich mehr junge Menschen für ein Leben im Osten Deutschlands entscheiden und ihre Zukunft hier sehen.“

Ihre Bewunderung für Regine Hildebrandt hat Zacharias zur SPD geführt. Nach nur vier Jahren Mitgliedschaft wurde sie stellvertretende SPD-Landesvorsitzende, Vize-Fraktionsvorsitzende im Haldenslebener Stadtrat und Landtagskandidatin. Damit stellte sie sich ganz bewusst gegen eine Grundhaltung, die ihr immer wieder begegnet und die sie so beschreibt: „Manchmal glaube ich, dass Partei hier immer noch negativ behaftet ist und man sich auch ein bisschen daran gewöhnt hatte, dass Politik etwas ist, dass einem einfach so passiert und dem man sich ergeben muss.“ Also geht sie mit gutem Beispiel voran, um andere davon zu überzeugen, dass eine funktionierende Demokratie auch parteipolitisches Engagement braucht.

Hartnäckig kämpft Zacharias, die selbst Mutter ist, für eine bessere kindermedizinische Versorgung im Landkreis Börde – und für gute Arbeitsbedingungen bei den Krankenhaus-Beschäftigten.

Mit 13 Jahren demonstrierte Zacharias zum ersten Mal gegen Nazis – und stellt sich ihnen bis heute entgegen. Auch von Morddrohungen lässt sie sich nicht abschrecken. Diese machte sie öffentlich und vernetzte sich mit anderen Betroffenen – etwa bei einem Runden Tisch in Berlin, zu dem der SPD-Bundesvorstand eingeladen hatte.

Sina Best wird stellvertretend für die Ukraine-Hilfe der Stadt Gudensberg geehrt.

Sina Best (mitte) mit DEMO-Chefredakteurin Karin Nink und Niels Annen, Parlamentarischer Staatssekretär im BMZ und Laudator.

MdB Niels Annen hob in seiner Laudatio die Entschlossenheit hervor, mit der Sina Best die Aufgaben als neu gewählte Bürgermeisterin angepackt hat. Ihr Start im Rathaus von Gudensberg in Nordhessen war mehr als außergewöhnlich: Einen Tag vor ihrem Amtsantritt hatten Putins Truppen am 24. Februar 2022 die Ukraine überfallen. Bereits am Wochenende richtete die damals 33-Jährige eine Koordinierungsstelle für Hilfen der Menschen im Kriegsgebiet ein. Sie wurde dabei von ihrem Vorgänger und den Mitgliedern des Partnerschaftsvereins tatkräftig unterstützt. Ihre erste offizielle Amtshandlung war am Montag die Einberufung des Magistrats zu einer Sondersitzung.

Die bestehenden Verbindungen in die Ukraine sowie eine Städtepartnerstadt in Polen wurden nun Ausgangspunkt für eine außergewöhnliche Hilfsaktion. Allein innerhalb der ersten sechs Kriegsmonate hat der Partnerschaftsverein Gudensberg Geld- und Sachspenden im Wert von mehr als einer Million Euro gesammelt. Unter anderem fanden Ultraschallgeräte für die medizinische Versorgung und ausrangierte Feuerwehrautos ihren Weg in die Ukraine. 18 Teams aus je zwei Fahrer*innen transportierten diese und weitere Güter über die Grenzen – und zwar ehrenamtlich.

Unterstützung leistet der Partnerschaftsverein auch für mehr als 1.500 ukrainische Geflüchtete, die in der polnischen Stadt Jelcz-Laskowice angekommen sind – eine weitere Partnerkommune von Gudensberg.

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