Treffen mit Kommunen

Bauministerium arbeitet an Hitzeschutz-Strategie

Carl-Friedrich Höck22. August 2023
Bäume spenden Schatten und helfen, die Temperatur in der Innenstadt zu senken.
Das Thema Hitzeschutz wird für die Stadtentwicklung immer wichtiger, ist Bundesbauministerin Klara Geywitz überzeugt. Am Montag tauschte sie sich mit mehreren Städten dazu aus und kündigte eine Strategie an.

In dicht bebauten und versiegelten Stadtteilen staut sich die Wärme im Sommer besonders. Für die Bewohner*innen kann das gefährlich werden. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass im vergangenen Jahr etwa 4.500 Menschen infolge von Hitze gestorben sind. Die Zahl der extrem heißen Tage hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen.

Treffen mit Städten

„Der Hitzeschutz wird eine wesentliche Aufgabe der Stadtentwicklung der kommenden Jahre sein“, meint Bundesbauministerin Klara Geywitz. Am Montag hat sich die SPD-Politikerin mit Vertreter*innen mehrerer Städte getroffen, um über das Thema zu sprechen.

Eingeladen waren laut Bauministerium Vertreter*innen von Kommunen, die bereits erfolgreiche Maßnahmen getroffen haben: Dresden, Potsdam, Jena, Frankfurt am Main, Mannheim und Nürnberg. Von ihnen wollte die Ministerin sich Anregungen holen. Denn ihr Haus arbeitet an einer Strategie zum Hitzeschutz in der Stadtentwicklung. Das teilte das Ministerium am Montag mit.

Baugesetzbuch soll geändert werden

„Auf die Kommunen kommt eine große Aufgabe zu, die planerisch und finanziell herausfordernd wird“, äußert sich Geywitz in der Mitteilung. „Mit einer Novelle des Baugesetzbuches werden wir dabei unterstützen.“ Das Bundesbauministerium fördere zudem mehr Grün und Wasser in den Kommunen. Grün in der Stadt funktioniere wie eine natürliche Klimaanlage.

„Spielplätze oder Parkbänke in der prallen Sonne werden der Vergangenheit angehören müssen“, so Geywitz. Schon jetzt öffneten Theater oder Kirchen ihre Türen, damit Menschen darin durchatmen können. Viele Kommunen nutzten innovative Ideen, um versiegelte Flächen stärker zu begrünen. Es werde zunehmend wichtiger, Wasser in der Stadt zu speichern, um in Zeiten von Trockenheit das urbane Grün besser zu versorgen und um den Kühleffekt zu nutzen, erklärt die Ministerin.

Hitzeschutz wird bereits gefördert

Ihr Ministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen verwies zugleich auf bestehende Programme, die den Hitzeschutz in Kommunen unterstützten. Entsprechende Maßnahmen würden zum Beispiel über die Städtebauförderung oder das Programm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ gefördert.

Trotzdem ist fehlendes Geld bisher ein großes Problem. Laut einer im Juli veröffentlichten Recherche von NDR, BR, WDR und Correctiv geht jede zweite Kommune davon aus, dass ihr voraussichtlich die finanziellen Mittel fehlen, um in den kommenden Jahren die erforderlichen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel umzusetzen. Darunter fällt auch das Thema Hitzeschutz.

Lauterbach entwickelt Hitzeplan

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die gesundheitlichen Folgen hoher Temperaturen ebenfalls im Blick. Im Juni hat er die Grundzüge für einen nationalen Hitzeplan skizziert. Die Kommunen spielen in seinen Überlegungen eine zentrale Rolle.

Ein Vorbild ist Frankreich, wo es seit 2004 ein mehrstufiges Hitzewarnsystem gibt: An extrem heißen Tagen nehmen städtische Mitarbeiter*innen per Telefon Kontakt zu besonders gefährdeten Personengruppen auf – etwa Senior*innen, Schwangere und chronisch Kranke. Klimatisierte Räume in Rathäusern oder Museen werden geöffnet, damit Menschen sich hier abkühlen können. Trinkwasser wird an Obdachlose verteilt oder über Trinkbrunnen bereitgestellt. Wenn in Frankreich die höchste Warnstufe in Kraft tritt, werden auch Veranstaltungen abgesagt sowie Schulen und Kitas geschlossen.

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