„Zukunft Bau Kongress“

Was Klara Geywitz in ihrer Grundsatzrede zur Bauwende sagte

Carl-Friedrich Höck24. November 2023
Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, aufgenommen bei einer Kabinettssitzung am 22. November 2023
Bundesbauministerin Klara Geywitz wünscht sich einen breiten öffentlichen Diskurs darüber, wie das eigene Wohnen und Heizen das Klima beeinflusst. Im Gebäudesektor will sie nicht nur aufs Dämmen setzen.

Eine „Grundsatzrede zur Bauwende“ sollte Bundesbauministerin Klara Geywitz am Donnerstag auf dem „Zukunft Bau Kongress“ halten. Die SPD-Politikerin spielte da nur teilweise mit. „Ich mag den Begriff Bauwende nicht wirklich“, stellte sie gleich zu Beginn klar. Das klinge, als habe man in der Vergangenheit alles falsch gemacht und müsse nun in die entgegengesetzte Richtung laufen. Die Ministerin sieht es anders: Manche Dinge seien früher selbstverständlich gewesen, man müsse sie nur wieder aufgreifen.

Geywitz sprach daher lieber von der notwendigen „Modernisierung des Bauens“. Gemeint ist die Transformation hin zu klima- und ressourcenschonenden Bauweisen. Diese sei längst im Gange. Viele Planer*innen und Architekt*innen hätten dafür seit geraumer Zeit ein gewachsenes Problembewusstsein.

Nicht nur über „Heizhammer” reden

Den Diskurs darüber will die Ministerin aus der Fachwelt heraus in die breite Öffentlichkeit tragen. „Es ist so, dass der Zusammenhang zwischen Klimaverbrauch und Essverhalten, Klimaverbrauch und Mobilität etwas ist, was ganz vielen Menschen logisch und selbstverständlich erscheint.“ Viele hätten daraus für sich persönlich Rückschlüsse gezogen. Beim Planen und Bauen sei das anders. Hier fehle ein breiter Diskurs „jenseits der aufgeregten emotionalen Debatte über Heizhammer“.

Die Transformation des Bauwesens werde Zeit brauchen und Geld kosten, räumte Geywitz ein. Nicht unbedingt Milliardenbeträge, aber „ein Stück Geld werden wir brauchen“. Das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds mache diese Herausforderung größer. Zugleich betonte Geywitz, sie sei immer „sehr skeptisch“, wenn dauerhafte Aufgaben wie Wohnungsbau oder die Modernisierung des Bauens über Sondervermögen finanziert würden. Das müsse in die normalen Haushaltsstrukturen eingefügt werden. Die Anpassung an den Klimawandel sei „kein einmaliger Betriebsunfall“, sondern werde die Menschen in den nächsten Jahren begleiten.

Verzicht sei keine Lösung

Wegen der begrenzten Ressourcen des Planeten könne nicht weiter so gebaut werden wie bisher, stellte Geywitz klar. Die Antwort darauf könne aber nicht lauten, aufs Bauen zu verzichten. Denn die Zahl der Menschen werde weltweit noch um mindestens ein bis zwei Milliarden wachsen. Daher müssten zwei Sachen modernisiert werden: die Art und Weise des Bauens und die Art und Weise, wie Gebäude beheizt werden.

Das sei mit großen Investitionen verbunden und auch eine soziale Herausforderung. Der Prozess müsse so gestaltet werden, dass sich niemand als Verlierer empfindet.

In der medialen Öffentlichkeit wurde vor allem das Gebäudeenergiegesetz (auch „Heizungsgesetz“) der Ampel-Koalition breit diskutiert. Ein anderes Projekt wurde weniger beachtet, ist der Ministerin aber nach eigenen Worten „ganz wichtig“: Die Ersatzbaustoffverordnung. „Weil mir immer am Herzen liegt, dass wir die Frage, was ein klimafreundliches Gebäude ist, nicht nur darauf fokussieren, wie viel Energie es verbraucht, wenn es mal da steht.“

Geywitz will nicht nur auf Energiesparsamkeit schauen

Stattdessen solle der Lebenszyklus eines Gebäudes in den Blick genommen werden. Also auch solche Fragen: Wieviel CO2 wird für den Bau verbraucht? Welche Materialien und Rohstoffe stecken in dem Gebäude? Und wieviel CO2 könnte durch einen Umbau gespart werden?

„Wenn man diese Lebenszyklusanalyse über die gesamte Phase des Gebäudes sieht, dann kommt man auch aus meiner Sicht zu anderen technischen Lösungen“, sagte Geywitz. Blicke man nur auf die Energieeffizienz, dann erscheine ein extrem gedämmtes Gebäude als besonders klimafreundlich. Ein Haus aus nachwachsenden Rohstoffen könne aber in der Gesamtbilanz besser dastehen, selbst wenn es weniger energieeffizient sei.

Die Bundesregierung habe fest verabredet, eine bürokratiearme und einfache Möglichkeit zu schaffen, diese Gesamtbilanz zu erfassen. Das solle Anreize schaffen, mehr mit nachhaltigen Materialien und Sekundärrohstoffen zu arbeiten.

Bund will Forschung fördern

Geywitz plädiert auch dafür, einfacher zu bauen: „Wir müssen nicht jedes Mal einen Mercedes auf der Baustelle errichten.“ Eine Möglichkeit dazu sei der geplante neue „Gebäudetyp E“ für experimentelle und einfache Bauten.

Geywitz nannte es „wirklich erstaunlich“, wie wenig Geld in den vergangenen Jahrzehnten in die Forschungsförderung im Baubereich geflossen sei. Dabei gebe es hier eine massive Hebelwirkung, um CO2 einzusparen. Nun habe das Bauministerium unterschiedliche Modellvorhaben verankert und es werde ein neues Bundesforschungszentrum aufgebaut. Dort sollen innovative Lösungen für weltweit klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen entwickelt werden.

Der „Zukunft Bau Kongress“ wird vom Bundesbauministerium und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung veranstaltet. Der Fachkongress mit rund 600 Teilnehmer*innen findet am 24. und 25. November in Bonn statt.

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