Bloß nicht in Panik verfallen – dies ist die Devise von Suse Laue. Die SPD-Bürgermeisterin der niedersächsischen Stadt Syke – rund 30 Kilometer südlich von Bremen – beobachtet die Entwicklung der Energiepreise derzeit ganz genau: Steigen sie weiter? Verharren sie auf hohem Niveau? Oder fallen sie sogar? Und es ist nicht Laue alleine, die einen wachen Blick darauf hat, sondern praktisch alle Bürgermeister*innen der Republik. Sie, beziehungsweise die Kommunen, beheizen unter anderem ihre Schwimmbäder zumeist mit Gas. Die Preisentwicklung droht immer tiefere Löcher in die sowieso schon klammen kommunalen Kassen zu reißen.
Laue ist in einer relativ entspannten Situation. Denn das Mitte der 1970er-Jahre erbaute Schwimmbad wird noch bis zum Frühjahr kommenden Jahres komplett saniert. Vor diesem Hintergrund hat die Gemeinde eine Arbeitsgruppe gegründet, um Vorschläge fürs Energiesparen im Schwimmbadbereich zu machen. Dazu gehören neben den Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung auch Angehörige des Energieversorgers Avacon. „Das Ergebnis soll im Spätsommer vorliegen“, sagt Laue.
Unterschiedliche Reaktionen
Städte und Gemeinden reagieren unterschiedlich auf diese neuen, bislang jedoch weitgehend unbekannten Anforderungen. Nur eines haben die Kommunen gemeinsam: Sie müssen es schaffen, die Kosten ihrer Energiefresser Schwimmbad einerseits in den Griff zu bekommen und ihre Einrichtungen als Teil der Daseinsvorsorge geöffnet zu halten. Schließt nämlich ein Bad, sind davon viele Menschen betroffen – Vereine und Therapiegruppen genauso wie Familien. Einer der ersten Schritte diskutierten Schritte in den vergangenen Wochen war deshalb das Absenken der Wassertemperatur.
Um den Kommunen eine Handreichung zu geben, hat die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) Anfang Mai den Leitfaden „Schwimmbäder in der Energiekrise“ veröffentlicht. Die Autoren schlagen darin das Absenken der Beckenwassertemperatur und die Einstellung des Betriebs von ganzjährig beheizten Außenbädern vor. Auch die Außerbetriebnahme von Großrutschen, Saunen und Warmbecken steht auf der Vorschlagsliste. Selbst komplette Bäder, die mit fossilen Energieträgern beheizt werden, sollten ihren Betrieb einstellen. Gleiches, so der Vorschlag der DGfdB, sollte für Freizeitbäder außerhalb der kommunalen Pflichtaufgaben getan werden. Weitere Ideen sind die Schließung von Bädern mit Schul- und Vereinsschwimmen, von unbeheizten oder solarbeheizten Freibädern und von Bädern in therapeutischen Einrichtungen beziehungsweise Kliniken.
Energie vom Industriebetrieb
Ob und was die angeschlossenen Verbandsmitglieder davon umsetzen, ist bislang unklar. Denn es gibt auch Kommunen, die von steigenden Energiepreisen weniger betroffen sind. Solche gibt es unter anderem in Sykes Nachbarschaft in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen. So bekommt der Flecken Bruchhausen-Vilsen seine Energie fürs Freibad von einem dort ansässigen großen Mineralwasser-Produzenten. In der Nachbar-Mitgliedsgemeinde Martfeld versorgt der Betreiber einer lokalen Biogasanlage das Freibad.
Städte wie Bremerhaven und Oldenburg hingegen haben sich dafür entschieden, die Wassertemperaturen um ein Grad abzusenken. In Oldenburg gilt diese Regelung jedoch nicht für Lern- und Therapiebecken. Bremen macht es anders: Statt es im Becken kühler werden zu lassen, dreht die hiesige Gesellschaft Bremer Bäder lieber an der Temperaturschraube für die Duschen. Geschäftsführerin Martina Baden hat verlauten lassen, dass sie an anderen Stellen weitere Sparpotentiale sehe.
Die zum Mond steigenden Energiepreise sind in Nordrhein-Westfalen ebenfalls Thema. Im bevölkerungsreichsten Bundesland sind viele Kommunen stark verschuldet, was die Lage noch einmal verschärft. Im bundesweiten Ranking lag die Stadt Herne auf Platz 5. Wie die Herner Bädergesellschaft sich dem aktuellen Problem stellt, erklärt Geschäftsführer Lothar Przybyl gegenüber dem Portal halloherne: „In unseren Becken werden die Temperaturen um ein halben bis ein Grad Celsius gesenkt werden. Jedoch hängt dies von der Beckengröße ab. In unseren Babybecken werden die Temperaturen aber nicht gesenkt.“