Zukunft der Innenstädte

Warenhauskonzern Galeria ist wieder insolvent

Carl-Friedrich Höck09. Januar 2024
Einkaufstüten mit Galeria-Schriftzug: Der Kaufhaus-Konzern hat zum dritten Mal binnen weniger Jahre Insolvenz angemeldet.
Kaufhäuser sind für viele Innenstädte ein wichtiger Ankerpunkt. Deshalb verfolgen Kommunen die Entwicklung des Konzerns Galeria-Karstadt-Kaufhof mit Sorge. Nun ist er – wieder einmal – insolvent. Die Reaktionen.

Der Warenhauskonzern „Galeria Karstadt Kaufhof GmbH“ (kurz Galeria) hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Es ist bereits die dritte Insolvenz innerhalb von vier Jahren.

Grund für die neuen Schwierigkeiten sind Finanzprobleme beim Mutterkonzern: der Signa Holding, die vom österreichischen Immobilien-Tycoon René Benko gegründet wurde. Signa hat bereits im November 2023 Insolvenz angemeldet. Auch weitere Gesellschaften aus dem Firmengeflecht der Signa-Gruppe sind zahlungsunfähig. Nun fehlen Galeria 200 Millionen Euro, die Signa für die finanzielle Sanierung in Aussicht gestellt hatte.

Galeria will Standorte erhalten

Für viele Innenstädte sind die Galeria-Warenhäuser ein wichtiger Ankerpunkt. Wie es mit ihnen weitergeht, ist fraglich. Das Unternehmen betonte am Dienstag, es wolle alle Filialen erhalten. Galeria-Chef Olivier van den Bossche sprach sogar von einem „Befreiungsschlag“. Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigten Galeria massiv und behinderten das laufende Geschäft.

Allerdings ist die Zahl der Standorte in den vergangenen Jahren bereits deutlich geschrumpft. Im Sommer 2020 hatte der Konzern 171 Kaufhäuser. Ein Jahr später waren es nur noch 131. Seitdem wurden und werden weitere Standorte geschlossen, noch als Folge der zweiten Insolvenz. Nach der letzten geplanten Schließ-Welle Ende Januar 2024 werden voraussichtlich 92 Kaufhäuser übrigbleiben. Die Süddeutsche Zeitung zitiert einen mit den Vorgängen befassten Insider, der es für unwahrscheinlich hält, dass alle 92 Standorte erhalten bleiben: „Vor allem die schwächsten zehn bis 20 Häuser müssen um ihre Existenz bangen.”

Städtetag hofft auf Neustart

Dass es nun erneut zur Insolvenz kommt, bezeichnete der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages Helmut Dedy als „bitteren Schlag“. Dennoch gab er sich gegenüber der Funke-Mediengruppe optimistisch: Die Insolvenz könne auch eine Chance für einen Neustart außerhalb der Signa-Gruppe sein.

„Gute, zukunftsfähige Konzepte für die Häuser finden sich am besten gemeinsam mit den Städten“, betonte Dedy. „Die Städte sollten so früh wie möglich erfahren, was in ihren Innenstädten mit den Warenhäusern passiert. Schließlich geht es darum, jede Chance zu nutzen, die Häuser zu halten.“

SPD-Abgeordneter Daldrup sagt Kommunen Unterstützung zu

Ähnlich äußerte sich der kommunalpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Bernhard Daldrup gegenüber der DEMO: „Die Lösungen können nur vor Ort gefunden werden, der Bund steht gerne unterstützend an der Seite der Kommunen und Quartiere.“ Je mehr Durchmischung von Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Bildung, Handel und Dienstleistungen gelinge, desto attraktiver und lebendiger seien die Zentren.

Weder der Online-Handel noch „grüne Wiese“ könnten die Urbanität der Städte ersetzen – und dazu gehöre auch der Handel untrennbar, meint Daldrup. In dem Zusammenhang verweist er darauf, dass die jetzige Galeria-Insolvenz nicht von der Warenhauskette selbst verursacht worden sei, sondern auf den Mutterkonzern zurückgehe. „Dennoch sind die Insolvenzen von großen Ketten wie real, Reno oder Gerry Weber für uns ein deutliches Alarmsignal, dass wir unsere Innenstädte attraktiver gestalten müssen, um die Menschen wieder mehr in unsere Zentren zu locken“, meint Daldrup. „Hierfür stellen wir mit dem Innenstadtprogramm und der Städtebauförderung fast eine Milliarde Euro bereit.“

Galeria hält eigenes Warenhausgeschäft für „hoch attraktiv”

Galeria selbst teilte am Dienstag mit: „Die erfolgreiche Strategie der starken lokalen Ausrichtung, die sich insbesondere in den vergangenen Monaten bewährt hat, wird vom Galeria-Management fortgesetzt. Ziel ist die Fortführung von Galeria.“

Mit der Befreiung aus den durch Signa gesetzten Rahmenbedingungen strebe Galeria einen Eigentümerwechsel an, so das Unternehmen. Gespräche mit potenziellen Investoren seien dazu bereits angelaufen. „Erste Gespräche haben gezeigt, dass das Warenhausgeschäft von Galeria in deutschen Innenstädten und Einkaufsmetropolen nach einem solchen Befreiungsschlag hoch attraktiv ist“, gibt sich die Galeria-Führung in einer Pressemitteilung zuversichtlich.

Galeria-CEO van den Bossche erklärte: „Wir müssen die Signa-Mieten, teure Dienstleister, das Service-Center in Essen und die Effizienz unserer Logistik konsequent auf Kurs bringen. Unsere Filialen und Vertriebsmannschaft funktionieren bereits gut und auch unser Online-Geschäft haben wir in die Profitabilität geführt.”

Städtetag-Hauptgeschäftsführer Dedy formulierte anlässlich der Galeria-Insolvenz einen Wunsch an die Bundespolitik: „Perspektivisch sollte das Insolvenzrecht so geändert werden, dass die öffentliche Hand potenziell Zugriff auf zentrale Immobilien bei Insolvenzen bekommt.”

(Artikel aktualisiert am 10.01.2024)

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