Jahresbilanz der GdW

Wohnungswirtschaft drängt auf Steueranreize

Karin Billanitsch04. Juli 2016
Neubau von Wohnungen in Berlin
Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW hat am Montag seine Jahresbilanz vorgestellt. Präsident Axel Gedaschko appellierte an den Bundestag, die geplanten Sonderabschreibungen für Mietwohnungsbau vor der Sommerpause auf den Weg zu bringen.

Städte wie München, Frankfurt am Main oder auch Leipzig sind begehrte Wohnorte, die viele Menschen anziehen, die zumeist aus ländlichen Regionen kommen. Durch die Zuwanderung von Flüchtlingen im vergangenen und in diesem Jahr ist es noch schwieriger geworden, bezahlbare Wohnungen zu finden. Das Thema Wohnungsknappheit ist derzeit ganz oben auf der Agenda vieler Kommunen. Deutschland muss mehr bauen, fordert der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz und warnt vor „Überregulierung“.

Regionen nicht vergessen

„Auf der einen Seite müssen die  Bedingungen für Investoren so verbessert werden, dass sie zu bezahlbaren Mieten neuen Wohnraum schaffen können. Auf der anderen Seite darf man aber die Regionen, in denen Wohnungsleerstand ein großes Problem ist, nicht aus den Augen verlieren“, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. Der GdW repräsentiert gemeinsam mit seinen Regionalverbänden rund 3.000 Wohnungsunternehmen, darunter viele kommunale Wohnungsbetriebe und Genossenschaften. 13 Millionen Menschen leben bundesweit in Wohnungen der GdW-Unternehmen.

Zwölf Milliarden Investitionen

Insgesamt investierten die GdW-Unternehmen rund zwölf Milliarden Euro, um neue Wohnungen zu bauen und Bestände zu sanieren – das sind mehr als neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Davon flossen knapp 4,2 Milliarden in den Neubau von Wohnungen – ein Rekordhoch. Für das laufende Jahr 2016 prognostiziert der GdW sogar, dass sich die Neubauinvestitionen um 51 Prozent auf 6,3 Milliarden erhöhen könnten.

Die optimistische Prognose für Investitionen in Neubau würden nur Realität werden, wenn sich die Rahmenbedingungen deutlich verbesserten, betonte Gedaschko und warnte vor weiteren Kostensteigerungen. Als Beispiel nannte er die Energieeinsparverordnung: Durch die EnEV 2016 „verteuern sich die Baukosten um sieben Prozent“. Energiesparmaßnahmen müssten sich für Eigentümer und Mieter lohnen, unterstrich Gedaschko. Er forderte, die Anforderungen an den Wärmeschutz nicht zu verschärfen, sondern verstärkt auf CO2-Minderung zu setzen.

Die Schwerpunkte des Neubaus lagen im Jahr 2015 in den Verdichtungsräumen Berlin, Hamburg, Stuttgart, München und Köln. Aber auch in Frankfurt, Düsseldorf, Gelsenkirchen, im Kreis Ludwigsburg, Bremen und Lübeck entstanden viele Neubauten. Allein in den genannten Räumen wurden mehr als die Hälfte der insgesamt 17.382 Wohneinheiten gebaut, hieß es. In Deutschland wurden insgesamt rund 247.000 Wohnungen fertig gestellt. Auf 400.000 Wohnungen jährlich schätzt die Wohnungswirtschaft den Neubaubedarf.

Steueranreize für den Wohnungsbau

„Dringender denn je braucht der Wohnungsbau jetzt Anreize“, forderte Gedaschko. Insbesondere über Steueranreize müsse schnell entschieden werden. „Es wäre fatal, wenn wir mit einer Hängepartie in die Sommerpause gehen.“ Hintergrund: Mit einer Sonderabschreibung über drei Jahre will der Bund Privatinvestoren für den Mietwohnungsbau in angespannten Regionen gewinnen. Vor allem Mietwohnungen im unteren und mittleren Preissegment sollen vermehrt gebaut werden. Daher soll bei der Förderung eine Obergrenze gesetzt werden.

Gedaschko wünscht sich eine klare politische Schwerpunktsetzung für mehr Neubau. „Es gehört zur Führungsverantwortung eines jeden Bürgermeisters, sich für eine funktionierende Wohnungspolitik und den Wohnungsneubau in Boomregionen einzusetzen.“ Zudem müsse die „Auflagen-Flut“ in den Kommunen gestoppt werden. Kommunen sollten ihre Grundstücke nicht im Höchstgebietsverfahren, sondern nach der Qualität des Konzepts vergeben. Planungs- und Genehmigungsverfahren müssten außerdem beschleunigt werden. Gedaschko: „Baugenehmigungen brauchen immer noch zu lange, nicht zuletzt weil es zu wenig Personal gibt.“

Baukosten sind gestiegen

Der GdW hat die Baukosten in städtischen Regionen anhand der Daten der Mitglieder zusammengetragen. Danach sind die Neubaukosten pro Quadratmeter Wohnfläche (ohne grundstücksbezogene Kosten) von 1.739 im Jahr 2000 auf 2.788 Euro im vergangenen Jahr gestiegen, in Top-Lagen bis sogar bis zu 3.190 Euro pro Quadratmeter.

Mietpreise ziehen an

Die Nettokaltmieten der GdW-Unternehmen sind von 2014 auf 2015 um neun Cent auf 5,36 Euro gestiegen. Sie liegen niedriger als der Durchschnitt der bundesweiten Bestandsmieten (5,71 Euro pro Quadratmeter). Die Angebotsmieten für Neu- und Wiedervermietung sind im Jahr 2015 um 3,2 Prozent gestiegen und liegen bei 7,29 Euro pro Quadratmeter – netto kalt. Dabei hat sich der Anstieg verlangsamt (2014: 3,5 Prozent). Insgesamt habe sich die Mietentwicklung etwas beruhigt.

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