Bauministerin Verena Hubertz: Kabinett statt Küchen-App
Als Verena Hubertz nach ihrem ersten Einzug in den Bundestag 2021 direkt stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende wurde, waren viele überrascht. Weniger überraschend kam nun ihre Berufung zur Bauministerin. Denn Hubertz hat sich einen Ruf erarbeitet.
Thomas Trutschel/photothek.net
Verena Hubertz spricht im Deutschen Bundestag. Die 37-jährige SPD-Abgeordnete ist designierte Bundesbauministerin.
Im Jahr 2019 war Verena Hubertz schon mal „Newcomerin des Jahres“, sogar ganz offiziell. Der Branchenmediendienst „kress“ zeichnet mit dem Titel jedes Jahr Führungskräfte aus Medien und Management aus. Hubertz erhielt die Auszeichnung gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Mengting Gao. Sechs Jahre zuvor hatten sie gemeinsam das Start-up „Kitchen Stories“ (Küchen-Geschichten) gegründet, eine Plattform, die weltweit mehreren Millionen Nutzer*innen beim Kochen hilft.
Wegen des Mindestlohns in die SPD
Im neuen Kabinett von Friedrich Merz wird Verena Hubertz nun eine von gleich acht Newcomer*innen der SPD sein. Bis auf Verteidigungsminister Boris Pistorius macht niemand der bisherigen Minister*innen weiter. Hubertz folgt als Ministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen auf Klara Geywitz.
Das Minister*innenamt ist der nächste Karrieresprung für die 37-jährige Triererin, die Betriebswirtschaftslehre studiert hat und u.a. wegen des Einsatzes für den Mindestlohn in die SPD eintrat. Nachdem sie 2021 erstmals in den Bundestag gewählt worden war, wurde sie direkt stellvertretende Fraktionsvorsitzende – eine Überraschung für viele. „In einem Start-up muss man Menschen von einer Idee begeistern. Das ist in der Politik auch so“, hatte Hubertz gegenüber dem „vorwärts“ im Wahlkampf gesagt.
Eine der jüngsten Ministerinnen in der Geschichte
Im Bundestag machte sich Verena Hubertz schnell einen Namen als versierte Verhandlerin. So war sie auf Seiten der SPD maßgeblich am Kompromiss für die Reform des Gebäudeenergiegesetzes beteiligt, das als „Heizungsgesetz“ in die Geschichte der Ampel-Regierung einging . „Wir werden uns im Parlament dafür einsetzen, dass der Einstieg in klimaschonendes Heizen für Bürgerinnen und Bürger bestmöglich sozial abgefedert wird“, versprach Hubertz damals.
Mit dem Thema wird sie es nun künftig in der Bundesregierung wieder zu tun haben. Die Koalition aus CDU/CSU und SPD hat sich vorgenommen, das Gebäudeenergiegesetz erneut zu reformieren. Daneben wird der Neubau von Wohnungen natürlich ganz oben auf der Agenda von Hubertz stehen, die mit 37 Jahren eine der jüngsten Ministerinnen in der Geschichte der Bundesrepublik ist.
Dass Hubertz auch über den Tellerrand ihres eigenen Ressorts hinausblickt, bewies sie ebenfalls während ihrer ersten Legislatur im Bundestag. Dort trieb sie ihre Idee eines „Zukunftsfonds 2.0“ voran: Wer in die Rente einzahlt, investiert dabei in die Arbeitsplätze der Zukunft – eine „Fortschrittsdividende“, wie Hubertz es nennt. „So bauen wir die Brücke zwischen Substanz und Investitionen“, ist sie überzeugt. Eine passende Beschreibung auch für ihre neue Aufgabe als Bundesbauministerin.
Der Artikel erscheint mit freundlicher Genehmigung von vorwaerts.de
Dirk Bleicker
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Der studierte Politikwissenschaftler twittert unter @kai_doering.