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Berufspendler steigen um: Wie das Deutschlandticket zum Erfolg wird

Ein Report des Instituts für Klimafolgenforschung in Potsdam zeigt, dass das Deutschlandticket entgegen bisheriger Kritik sehr wohl zu einer Verkehrswende führt und dem Klima nutzt. Das liegt vor allem an einer Gruppe von Fahrgästen.

von Vera Rosigkeit · 10. April 2025
Menschen steigen am Bahnsteig in eine Regionalbahn.

Im Jahr 2024 waren in Deutschland rund fünf Prozent mehr Fahrgäste mit Bussen und Bahnen unterwegs als im Vorjahr. Das liegt auch am Deutschlandticket

Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen Busse und Bahnen des öffentlichen Personennahverkehrs, kurz ÖPNV. Im Jahr 2024 wuchs ihre Anzahl um rund fünf Prozent von 10,9 Milliarden in 2023 auf 11,4 Milliarden Fahrgäste. Das Statistische Bundesamt (Destatis) sieht als Grund für den Anstieg das Deutschlandticket, das im Mai 2023 eingeführt wurde und im gesamten Jahr 2024 für den Preis von 49 Euro pro Monat genutzt werden konnte. 

Kritik an Studien zum Deutschlandticket

Noch im vergangenen Jahr war eine Debatte darüber entbrannt, ob das Deutschlandticket tatsächlich zu einer Verkehrswende beiträgt, also dazu führt, dass mehr Menschen vom eigenen PKW auf den ÖPNV umsteigen. Dass mit dem Ticket keine Neukund*innen erreicht würden, sondern Abonnent*innen es einfach nur mehr nutzten, was zu einer Erhöhung der Nachfrage führe, lautete die Kritik.

Die Autoren eines aktuellen Ariadne-Reports, herausgegeben vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), kommen zu einem anderen Schluss. So lautet eine Kernbotschaft des fünfköpfigen Autoren-Teams, dass das Deutschlandticket „zu einer bedeutenden Verkehrsverlagerung vom Pkw zum ÖPNV geführt“ habe. Diese Wirkung werde allerdings „häufig fälschlicherweise mit der Neukundenquote gleichgesetzt“. Doch die sei mit weniger als fünf Prozent aller Ticket-Kund*innen recht gering. Eine viel größere Rolle spielten jedoch jene Berufspendler*innen, die zuvor überwiegend den eigenen PKW nutzten, so der Report. 

Berufspendler*innen machen den Unterschied

Rund die Hälfte aller Abonnent*innen des Deutschlandtickets sind Berufspendler*innen, 48 Prozent von ihnen sogenannte Neu-Abo-Kunden*innen, die vor der Einführung des Tickets kein Abo im Nahverkehr hatten. Für die Fahrt zum Arbeitsplatz nutzten sie überwiegend den PKW. Da insgesamt 13,9 Millionen Menschen in Deutschland zur Arbeit pendeln, kommen die Autoren zu dem Schluss, dass das „Deutschlandticket die Pendlermobilität in Deutschland positiv im Sinne der Verkehrswende beeinflusst hat“, indem der Autoverkehr zurückgegangen ist.

Die Autoren gehen in ihrer Berechnung allerdings noch weiter: Auf der Grundlage ihrer Auswertung einer Reihe empirischer Analysen inklusive Mobilfunkdaten und Verkehrszählungen führe die Verlagerung weg vom PKW hin zum ÖPNV zu „einer erheblichen Einsparung von CO2-Emissionen in einer Größenordnung von 4,2 bis 6,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr“. 

Weniger Emissionen sparen viel Geld

Damit „generiert das Ticket einen wohlfahrtsökonomischen Nettogewinn von mindestens drei Milliarden Euro im Jahr 2024“, der sich dem Report zu Folge noch ausbauen ließe, denn die Potenziale des Tickets seien noch nicht erschöpft. Vielmehr liege ein Risiko darin, dass eine verlässliche Weiterführung gefährdet erscheint und weiterhin „starke Preiserhöhungen in Aussicht gestellt werden“.

Aus den noch laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD ist bislang bekannt, dass man das Deutschlandtickets zunächst einmal fortsetzen wolle. Die Kosten sollen möglicherweise jedoch ab 2027 schrittweise erhöht werden.

Deutschlandticket seit Mai 2023 

Laut Bundesregierung zählte das 2023 eingeführte Deutschlandticket Ende 2024 mehr als 13 Millionen Kund*innen. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Ticket für 49 Euro zu haben, seit Januar 2025 kostet es 58 Euro. Bund und Länder stellten in beiden Jahren jeweils 1,5 Milliarden Euro für die Finanzierung zur Verfügung. Diesen Betrag leisten sie auch im Jahr 2025. 

 

Dieser Artikel wurde zuerst auf vorwaerts.de veröffentlicht.

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