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Studie: Große Unterschiede bei der Versorgung mit Kitaplätzen

Die Bildungschancen kleiner Kinder hängen stark vom Wohnort ab. Denn in den wohlsituierten Vierteln einer Stadt gibt es in der Regel deutlich mehr Kitas als in sozial benachteiligten Quartieren. Das zeigt eine neue Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft.

von Karin Billanitsch · 29. April 2025
Bunte Klötzchen zeigen das Wort Kitaplatz

In wohlhabenden Vierteln deutscher Städte ist das Kita-Angebot spürbar besser. Das ist ein Ergebnis einer neuen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln und des Max-Planck Instituts für Gesellschaftsforschung. 

Eltern kennen das Problem: die unter Umständen verzweifelte Suche nach einem Kitaplatz. Bereits seit einem Jahrzehnt haben Kinder ab dem ersten Lebensjahr einen rechtlichen Anspruch – trotzdem ist es für viele nicht einfach, einen Kitaplatz für das eigene Kind zu ergattern. Denn im Vergleich der Städte und sogar innerhalb einer Stadt gibt es große Unterschiede. Das hat eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung (MPIfG) aufgezeigt. 

Für 54 der größten Städte Deutschlands haben die Forscher*innen die Kita-Zahlen untersucht. Dabei haben sie ermittelt, wie viele tatsächlich erreichbar sind und darüber hinaus berücksichtigt, ob die Kitas in kinderreichen oder kinderarmen Stadtteilen liegen, teilte das IW in einer Pressemitteilung mit. Dazu verwendeten die Forscher*innen auch vorliegende Geodaten. Erhoben wurden die Daten von 66.355 Kitas deutschlandweit, detailliert ausgewertet wurden 54 Großstädte. 

Chancen hängen vom Wohnort ab

Innerhalb Deutschlands schnitt die Stadt Heidelberg am besten ab. Hier kommen laut der Studie im Stadtdurchschnitt (gewichtet nach Zahl der Kinder im Quartier) auf eine erreichbare Kita rund 61 Kinder im Alter bis sechs Jahren. In der zweitplatzierten Kommune Ulm seien es 71 Kinder, in Frankfurt am Main 72. Als besonders schlecht versorgt sahen die Forscher*innen neben Krefeld (166 Kinder) die Ruhrgebietsstädte Gelsenkirchen (165), Duisburg (159), Essen (154) und Oberhausen (133).

Ein bedeutsames Ergebnis der Studie ist die Erkenntnis, dass auch innerhalb derselben Stadt die Unterschiede groß sind: „In wohlhabenden Vierteln ist das Kita-Angebot spürbar besser. Dort gibt es etwa ein Drittel mehr Einrichtungen als in prekären Stadtteilen“, teilte das IW mit. Auffällig sei auch, dass öffentliche Kitas in beiden Bereichen ähnlich häufig vertreten seien. 

Schlechtere Versorgung in sozial schwachen Stadtteilen

Anders gesagt: „Konfessionelle und privat-gemeinnützige Kitas siedelten deutlich häufiger in prosperierenden Quartieren an, als in sozial schwachen Stadtteilen – aber öffentliche Kitas könnten dies nicht kompensieren“, stellten die Autoren der Studie fest. Dort, wo frühkindliche Bildung am dringendsten gebraucht würde und am effizientesten nützen würde, sei sie am rarsten.

IW-Ökonomin Melinda Fremerey nannte diese Ergebnisse „besorgniserregend“. „Die enorme Ausweitung an Kita-Betreuungsinfrastruktur hat uns dem Versprechen gleicher Bildungschancen nicht nähergebracht“, fügt Studienautor Matthias Diermeier hinzu. 

Hintergrund: Wegen des Rechtsanspruchs ist es zu einem enormen Ausbau an Kita-Plätzen gekommen. Dennoch konnte das Angebot nicht mit der Nachfrage Schritt halten: Die Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung sehen fehlende 430.000 Plätze, das IW liegt mit seinen Schätzungen leicht darunter: Es benennt eine Lücke von rund 300.000 Plätzen.

Rezepte gegen Ungleichheiten

Die Studienautor*innen sprachen sich dafür aus, den Kita-Ausbau in öffentlicher Trägerschaft besonders in prekären Stadtteilen zu forcieren. Helfen könnte zudem eine bessere Steuerung freier Träger durch die Kita-Planung sowie eine Unterstützung von Elterninitiativen in sozial schwächeren Stadtteilen. „Jedenfalls müssen die Kommunen Rezepte entwickeln, die räumlichen und damit auch die sozialen Ungleichheiten einzuhegen“, forderten die Autor*innen. 

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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