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Wie KI in der Bürgerbeteiligung eingesetzt wird

Künstliche Intelligenz eröffnet neue Möglichkeiten für die Bürgerbeteiligung. In Berlin soll der Alice-Salomon-Platz umgestaltet werden. Mit einem KI-Tool können Bürger*innen ihre Ideen visualisieren.
von Karin Billanitsch · 1. November 2023
Präsentation des KI-Planungstools „Stadtvisionen“, im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprojektes für den Alice-Salomon-Platz in Berlin.

Er ist das öffentliche und geschäftliche Zentrum des Berliner Stadtteils Hellersdorf: der Alice-Salomon-Platz. Hier ist seit 1998 auch die gleichnamige Hochschule angesiedelt. Nach Süden hin öffnet sich der Platz zum Regine-Hildebrandt-Park. Der Platz ist von einer Straße und einer Straßenbahntrasse zerteilt. Beton dominiert, es gibt wenig Grün, Bäume oder Beete und kaum Plätze zu Verweilen. Im Sommer heizt sich die versiegelte Fläche extrem auf – mit erheblichen Auswirkungen auf das lokale Klima.

Platz soll aufgewertet werden

Nun soll der Platz freundlicher und vor allem klimagerechter gestaltet werden. 2,55 Millionen Euro stehen laut der Beteiligungsplattform mein.berlin.de bereit, um den Ort umzugestalten. Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf und die Senatsverwaltung beteiligen bei diesem Prozess auch die Bürger*innen: Seit Anfang Oktober bis Ende Dezember können sich Interessierte mit Ideen, Hinweisen und Wünschen äußern.

Eine gute Gelegenheit dafür bot kürzlich das Kiezlabor des CityLAB Berlin und der Technologiestiftung Berlin. Das Kiezlabor ist eine Maßnahme der Smart City- und Digitalstrategie Gemeinsam Digital: Berlin und wird im Auftrag der Senatskanzlei Berlin umgesetzt. Ein alter Schiffcontainer, umgebaut zu einem Tiny House, stand in der vergangenen Woche über mehrere Tage auf dem Alice-Salomon-Platz. Dabei waren sie nicht allein, sondern präsentierten sich gemeinsam mit anderen Projekten im Rahmen der „Transferale“ der Alice-Salomon-Hochschule. Alle setzen sich in der einen oder anderen Form für lebendige und klimagerechte Freiräume und öffentliche Plätze ein. Gemeinsames Motto war „Gemeinsam Stadt gestalten“. Das Tiny House geht seit Sommer 2023 auf Kieztour durch Berlin und widmet jedem Standort einen eigenen Themenkomplex im Austausch mit lokalen Initiativen – zuletzt nun in Marzahn-Hellersdorf.

Einsatz von KI in der Stadtentwicklung

Ein Schwerpunkt des Kiezlabors war es dabei, Passant*innen dazu einzuladen, Visionen für mehr Lebensqualität auf dem Platz zu entwickeln. Wo könnten Bänke aufgestellt werden und Lieblingsorte entstehen? Wo sind die unangenehmen Ecken? Wo sind die wichtigen Fußwege, und wo die Radfahrenden? Danach wurde gefragt. „Wir haben diese Anregungen dann gesammelt und haben sie digital auf mein.berlin.de in den Beteiligungprozess eingebracht“, sagt Markus Sperl von der Technologiestiftung Berlin, der das Projekt Kiezlabor betreut. Auf dieser Plattform finden sich verschiedene Beteiligungsverfahren im Land Berlin.

„Es ist uns wichtig, die Schnittstelle zwischen analogen und digitalen Elementen zu bespielen“, führt Sperl aus. Es gab etwa eine riesige ausgelegte Plane mit einer eingezeichneten Karte des Platzes. Darauf konnte gemalt und gebastelt werden. Gleichzeitig konnte man auch digital direkt Ideen einspeisen. Interessant ist, dass im Rahmen der Beteiligung auch Künstliche Intelligenz (KI) genutzt werden kann, in diesem Fall ein Bildgenerator.

Spezielles Tool „Stadtvisionen“

Im Allgemeinen werden dabei in einem Textfeld die Begriffe eingegeben, daraufhin wird – ausgehend von einer weißen Fläche – ein Bild generiert. Das Spezielle an der vom Kiezlabor bereitgestellten Anwendung umreißt Sperl: „Unser Stadtvisionen-Tool ist ein Modell, dass für einen anderen Anwendungsfall trainiert ist, nämlich für die Umgestaltung von Bildern“. Gestartet werde mit Bildern vom Alice-Salomon-Platz, „dann kann man diese Bilder auf einer Benutzeroberfläche bearbeiten“.

Eine Ansicht könne durch Laien bedient werden, meint Sperl. Aus einer großen, spielerisch anmutenden Auswahl an Elementen könne ausgewählt werden, zum Beispiel Bänke, Fahrradständer oder Bäume, auch Sportstätten oder Kunstwerke. „Dann entsteht ein buntes Bild.“ Das hilft nach Meinung der Projektmitarbeiter, die Kreativität anzustoßen. „Viele Leute sind ratlos, wenn sie der Frage gegenüber stehen, was sie sich denn überhaupt an Veränderungen vorstellen können“, erzählt Sperl.

Darüber hinaus gibt es bei dem KI-Tool eine zweite Benutzeroberfläche für eine fortgeschrittene Anwendung. Dafür bietet das Kiezlabor Workshops an. Das KI-Tool stammt vom Anbieter urbanistAI aus Finnland und wurde schon für Stadtentwicklungsprozesse in unterschiedlichen Großstädten benutzt, so Sperl.

Worum es den Anwohner*innen geht, kristallisiert sich in großen Linien bereits heraus: schattenspendendes Grün gegen die Sommerhitze, eine Verkehrsführung, die den Platz nicht durchschneidet, und mehr Aufenthaltsmöglichkeiten. Die Ergebnisse werden vom Kiezlabor ausgewertet und an das Planungsbüro „gruppe F“ geschickt, das den Beteiligungsprozess gestaltet. Mit dem Ziel, dass die Büros, die voraussichtlich im Frühjahr 2024 am Planungswettbewerb teilnehmen werden, die Wünsche und Hinweise berücksichtigen können.

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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