Wie Langeoog, Ludwigsburg und Lübeck sich für fairen Handel einsetzen
Langeoog, Ludwigsburg und Lübeck sind „Hauptstädte des Fairen Handels“. Die Kommunen setzen nach Meinung der Jury Maßstäbe für nachhaltige Beschaffung. Mit 92 Kommunen hatte der Wettbewerb in diesem Jahr eine Rekordbeteiligung.
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In München wurden die „Hauptstädte des Fairen Handels” gekürt.
Langeoog, Ludwigsburg und Lübeck dürfen sich mit dem Titel „Hauptstadt des Fairen Handels” schmücken. Dieser wird alle zwei Jahre von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) vergeben.
Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) war bei der Verleihung am Mittwoch in der bayerischen Landeshauptstadt München (Siegerin 2023) dabei: „Wir können als Stadt Lübeck stolz sein, dass wir diese Auszeichnung erhalten haben“, sagte er laut einem lokalen Medienbericht. Der Erfolg ist für ihn auf „die kontinuierliche und langjährige Arbeit der Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt Lübeck“ zurückzuführen. Diese könne auf ein sehr aktives Netzwerk zurückgreifen. Das besteht aus der Stadtverwaltung, dem Gastgewerbe, Einzelhandel, Tourismus sowie aus viel ehrenamtlichem Engagement aus der Zivilgesellschaft.
Die Jury beeindruckte die kontinuierliche Leistung der Akteur*innen in der 223.000 Einwohner*innen-Stadt an der Ostsee: Monatlich werden Projekte rund um fairen Handel und Nachhaltigkeit koordiniert. Fortbildungen, E-Learning-Angebote und Richtlinien sichern die Umsetzung fairer Beschaffung in der Verwaltung. Die Stadt überzeugt zudem mit kreativen Aktionen wie der Initiative „Hauptstadt des Fairen Marzipans“ und einem Stadtplan für faire und regionale Produkte. Das Engagement zeigt Wirkung: Ein großer Marzipanhersteller hat sich in einem „Letter of Intent“ zum künftigen Einsatz fair gehandelten Kakaos verpflichtet.
Rekordbeteiligung mit 92 Kommunen
Jury und Auslober des Wettbewerbs „Hauptstadt des Fairen Handels“ ist die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global. Sie würdigt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung innovative Projekte und langfristige Strategien, die zu gerechteren und nachhaltigeren Handelsbedingungen weltweit beitragen. In diesem Jahr sind insgesamt 13 Städte, Gemeinden und Landkreise für ihr vorbildliches Engagement ausgezeichnet worden. 92 Kommunen aus 13 Bundesländern hatten sich beworben – „ein Rekord, der die wachsende Bedeutung des fairen Handels in Deutschland unterstreicht“, so die Veranstalter.
Die Gewinner-Kommunen beweisen laut den Auswahlkriterien, dass nachhaltige Entwicklung und sozial verantwortliche Beschaffung keine abstrakten Ziele sind, sondern konkret vor Ort umgesetzt werden können. Sie verankern faire Produktionsbedingungen in der kommunalen Beschaffung, stärken lokale Vereine und Unternehmen in ihrem Einsatz für fairen Handel und tragen die Bedeutung des Themas durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit in die Gesellschaft.
Kreative Initiativen und strukturelle Veränderungen
Die Inselgemeinde Langeoog hat die Jury als kleinste Bewerberin mit rund 1.400 Einwohnerinnen durch ein umfassendes Engagement trotz begrenzter Mittel beeindruckt. Mit festen Stellenanteilen, Dienstanweisungen und gezielter Budgetplanung gelingt es, zahlreiche Produkte – von Dienstkleidung bis Lebensmittel – fair zu beschaffen und das Thema wirkungsvoll in die Verwaltung zu integrieren. Besonders kreativ seien öffentlichkeitswirksame Initiativen wie fair produzierte Strandkörbe mit QR-Code zur Website der Fairtrade-Gruppe oder die nachhaltige Inselschokolade, die sowohl Einheimische als auch die jährlich rund 130.000 Tourist*innen erreiche.
Die nördlich von Stuttgart gelegene Stadt Ludwigsburg (94.000 Einwohner*innen) überzeugte die Jury mit innovativen Maßnahmen, die faire Beschaffung strukturell verankern und für fairen Handel sensibilisiere: Nachhaltige Beschaffung sei als Ziel im Stadtentwicklungskonzept integriert und werde durch eigene Personalstellen, eine detaillierte Negativliste und gezieltes Monitoring gesichert. Die Stadt teile ihr Wissen mit anderen Kommunen, etwa durch Workshops zu fairer IT-Beschaffung. Auch Bildungseinrichtungen wie die Fairtrade-Schule und -Universität sowie die örtliche Hochschule für öffentliche Verwaltung seien eingebunden und vermittelten nachhaltige Beschaffung an die nächste Generation.
Wettbewerb als Motor für Veränderung
Seit seinem Start 2003 hat der Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ viele Beispiele für fairen Handel und faire Beschaffung ausgezeichnet. Der Wettbewerb sei für viele Kommunen ein wichtiger Impulsgeber, so die Initiatoren. Er fördere den Austausch von Best Practices und motiviere Städte, Gemeinden und Landkreise, ihre Strategien weiterzuentwickeln. Die ausgezeichneten Projekte reichen von der Integration sozialer und ökologischer Kriterien in die Vergabe öffentlicher Aufträge über die Unterstützung lokaler Initiativen bis hin zu innovativen Bildungsangeboten und öffentlichkeitswirksamen Aktionen.
Preisträger des Wettbewerbs „Hauptstadt des Fairen Handels“ 2025:
Kategorie kleine Kommunen (bis 19.999 Einwohnerinnen):
- 1. Platz: Inselgemeinde Langeoog (30.000 Euro)
- 2. Platz: Stadt Ebern (20.000 Euro)
- 3. Platz: Stadt Fehmarn (10.000 Euro)
Kategorie mittlere Kommunen (20.000 bis 99.999 Einwohnerinnen):
- 1. Platz: Stadt Ludwigsburg (30.000 Euro)
- 2. Platz: Stadt Aschaffenburg (20.000 Euro)
- 3. Platz: Stadt Freiberg (10.000 Euro)
Kategorie große Kommunen (ab 100.000 Einwohnerinnen):
- 1. Platz: Hansestadt Lübeck (30.000 Euro)
- 2. Platz: Rhein-Kreis Neuss (20.000 Euro)
- 3. Platz: Stadt Essen (10.000 Euro)
Sonderpreise und Publikumspreis:
- Sonderpreis: Stadt Neumarkt in der Oberpfalz (10.000 Euro)
- Sonderpreis: Stadt Dortmund (10.000 Euro)
- Sonderpreis Newcomer: Stadt Eibenstock (10.000 Euro)
- Publikumspreis: Stadt Eltmann (10.000 Euro)
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ist freier Journalist. Er ist Mitglied im Verein Deutsches Institut für Normung und dort im Redaktionskreis für eine DIN Einfache Sprache. Webseite: leichtgesagt.eu