Klimaschutz

Ausgezeichnet: Kommunen, die im Klimaschutz Vorreiter sind

Karin Billanitsch15. Dezember 2021
Die Preisträger aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf im Wettbewerb Klimaaktive Kommune 2021
Serie Klimaschutz und Nachhaltigkeit Teil 6: Im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2021“ wurden am Donnerstag neun Siegerkommunen geehrt, darunter Dortmund, Essen und der Landkreis Marburg-Biedenkopf. Das Bundesumweltministerium und Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) zeichneten die Kommunen mit jeweils 25.000 Euro Preisgeld aus.

In diesen Tagen haben sich wieder mehr als 100 Staats- und Regierungschefs in Glasgow getroffen, um auf der COP 26 den Umgang mit den großen Herausforderungen Klimaschutz und -wandel zu beraten. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, noch zu erreichen ist. Insbesondere steht dabei das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) im Mittelpunkt, denn durch die Emissionen wird das Klima erwärmt.

Der Gehalt an CO2, der begrenzt werden soll, ist seit 1992 bis heute massiv um über 70 Prozent gestiegen und liegt jetzt nachaktuellen Daten bei 413 ppm. Dass der Klimaschutz in Deutschland das zentrale Thema der kommenden Jahre sein wird, ist in der Politik angekommen: Das Ziel ist es, bis 2045 komplett klimaneutral zu sein, so steht es im Zukunftsprogramm der SPD. Zur Zeit ist das Land weltweit auf Platz sechs der Emissionen.

Kommunale Klimakonferenz 2021 in Berlin

Unter diesen Zeichen findet seit Donnerstag die Kommunale Klimakonferenz 2021 statt, eine hybride Veranstaltung des Deutschen Instituts für Urbanistik und der Bundesumweltministeriums. Denn auf der kommunalen Ebene haben sich viele Städte, Landkreise und Gemeinden aufgemacht, zum Klimaschutz einen Beitrag zu leisten. Dabei gehen die Kommunen teils recht ehrgeizig vor: Etliche haben sich auf die Fahnen geschrieben, auch als Kommune 2045 oder sogar schneller klimaneutral zu werden.

Zum Beispiel Dortmund: Die Verwaltung hat dem Rat vor wenigen Tagen ein Klimapaket vorgelegt: Kernpunkt: bis 2045 will die Stadt Klimaneutralität erreichen und hat dafür ein ganzes Paket an Maßnahmen dem Rat vorgelegt. Nun gab es sogar eine Auszeichnung als „klimaaktive Kommune 2021“, und zwar für die „UmsteiGERN"-Kampagne. „Du steigst um. Dortmund kommt weiter" lautet der Slogan der Mitmachaktion. Dortmund ist eine von neun Kommunen, die unter 81 Bewerbungen als Preisträger ausgewählt worden sind.

Dortmund: OB Westphal nimmt Preis entgegen

Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) freute sich bei der Preisverleihung über die Auszeichnung und kündigte an, dass die Stadt das Preisgeld von 25.000 Euro im Rahmen der Kampagne weitergeben will: „Mit dem Preisgeld können wir einigen Haushalten einen Zuschuss zum Kauf eines Lastenrades geben, die im Rahmen unserer Aktion Lappenlos eine Woche auf das Auto verzichten, um autofreie Mobilität auszuprobieren. Damit erhoffen wir uns zusätzlichen Schub für die klimafreundliche Mobilität und die Verkehrswende in Dortmund."

OB Thomas Westphal nimmt den Preis „Klimaaktive Kommune 2021“ für Dortmund in Berlin persönlich entgegen. Foto: Screenshot DEMO.

Bei der prämierten Kampagne teilen Dortmunder „Botschafter*innen" öffentlich ihre persönlichen Geschichten und Erfahrungen, wie sie klimafreundlich unterwegs sind – auf Plakaten, Postkarten, im Radio, auf Twitter, Facebook, YouTube sowie auf der Projektseite. Das soll andere Menschen animieren, ihr Verhalten hin zu klimafreundlicher Mobilität zu ändern. In einem zweiten Schritt schafft die Stadt konkrete Anreize, etwa in Schulen und Betrieben.

Baumpflanzaktion im Landkreis Marburg-Biedenkopf

In dieser Kategorie – Klimaaktivitäten zum Mitmachen gewann auch der Landkreis Marburg-Biedenkopf den Preis für seine Baumpflanzaktion. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf verknüpft mit dem Projekt „Keine Pflanzung ohne Bildung“ die Themen Klimaschutz und Umweltbildung. Neben dem Wissen, welchen wichtigen Beitrag Bäume zur Treibhausgasreduzierung und damit zum Klimaschutz leisten, lernen die Kinder und Jugendlichen konkret, wie Bäume gepflanzt und aufgezogen werden.

„Wir verbinden mit diesem Projekt zwei Themen: die uns als Landkreis wichtig sind: der Klimaschutz und die Umweltbildung“, sagte Landrätin Kirsten Pfründt in einem Kurzfilm zum Projekt. Die Fachbereichsleiterin ländlicher Raum und Verbraucherschutz im Landkreis, Heike Wagner, ergänzte in Berlin: „Klimabildung ist für uns ein ganz wichtiger Baustein unserer Klimaschutzmaßnahmen. Wir haben einen ganzen Strauß von Klimabildungsmaterialien entwickelt, die wir den Schulen zu Verfügung stellen und die Baumpflanzaktion ist dafür auch ein besonders tolles Beispiel, sagte Wagner bei der Preisverleihung.

Essen: Siegel „fahrradfreundlicher Arbeitgeber“

Auch die Stadt Essen gehörte zu den Gewinnern: Die Auszeichnung wurde für die Beratung und Begleitung lokaler Unternehmen auf dem Weg zum Siegel “Fahrradfreundlicher Arbeitgeber” vergeben. „Mit der Beratung und Begleitung lokaler Unternehmen auf dem Weg zum Siegel „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ leistet die Stadt Essen einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende im Sinne des Klimas. Möglichkeiten der Integration des Radfahrens in die betriebliche Mobilität werden aufgezeigt, finanziell gefördert und in die Breite getragen“, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Die zuständige Umweltdezernentin Simone Raskob hob hervor, dass Essen sich sehr ambitionierte Ziele vorgenommen habe: bis 2040 klimaneutral zu sein. Essen habe die Ziele verschärft. Ende des Jahres wolle sie Maßnahmen dazu dem Rat vorlegen. Nicht alles könne die Verwaltung selbst beeinflussen, aber sie sieht Potenzial bei Mobilität, Konsumverhalten, im Ausbau erneuerbarer Energie auf den Dächern und bei der Gebäudeeffizienz. Aber von der Politik forderte sie finanzielle Unterstützung für die Kommunen.

Preisträger im Überblick

Als klimaaktiven Kommune wurden 2021 folgende Kommunen ausgezeichnet: In der Kategorie „Ressourcen- und Energieeffizienz“: Markt Peißenberg: Energieautarke Kläranlage, Singen (Hohentwiel): „Singen geht den Mehrweg!“und die Stadt Hennigsdorf:, die ein „multifunktionales Fernwärmenetz als Wärmedrehscheibe“ betreibt. Für klimafreundliche Mobilität wurden Essen:  („Förderung fahrradfreundlicher Arbeitgeber“), der Landkreis Grafschaft Bentheim für das „Grafschafter Elektro-Carsharing“ und die große Kreisstadt Fürstenfeldbruck (Lastenräder für alle – Verleih und Förderprogramm) prämiert. Bei den Klimaaktivitäten zum Mitmachen erhielt neben Dortmund und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf der Landkreis Heidenheim für die #Aktion Handabdruck die Auszeichnung.

Eines macht Carsten Kühl, Direktor des Difu, deutlich: Die Kommunen können den Weg zur Klimaneutralität nicht alleine gehen. die Rahmenbedingungen, Europagesetzgebung, Bundesgesetzgebung müssen stimmen. “Es hat auch mit Geld zu tun. Man muss aufpassen, dass keine Fehlaneize in die verkehrte Richtung gesetzt werden“, sagte Kühl. Als Beispiel nannte er Subventionen für den motorisierten Individualverkehr.

Der Artikel ist in gekürzter Form in den DEMO 11-12/2021 erschienen.

Serie Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Klimaschutz, Klimaanpassung und mehr Nachhaltigkeit sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Um den Klimawandel rechtzeitig zu stoppen, spielen aber auch die Kommunen eine wichtige Rolle – während zugleich eine zweite Krise, die Corona-Pandemie – sie in Atem hält.

In unserer Jahresserie beleuchten wir Strategien und Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß verringern und die spürbaren Folgen des Klimawandels bekämpfen. KB