Gleichberechtigung von Frauen

Beamtenbund fordert: Equal Pay auch im öffentlichen Dienst

Karin Billanitsch07. März 2024
Auch im öffentlichen Dienst geht es in Entlohnungsfragen manchmal nicht gerecht zu.
Auch im öffentlichen Dienst verdienen Frauen nicht immer so viel wie männliche Kollegen in der gleichen Position. Darauf macht die dbb-Bundesfrauenvertretung aufmerksam.

Im Schnitt verdienen Frauen immer noch weniger als Männer. Ein Unding, wie die dbb-Bundesfrauenvertretung findet. Mehr Initiative von Politik und Gesellschaft, um diese Ungleichheit zu beseitigen, sei zwingend notwendig, fordert sie in einer aktuellen Mitteilung. „Es ist höchste Zeit für Equal Pay – und zwar auch im öffentlichen Dienst!“, betonte Milanie Kreutz, stellvertretende Bundesvorsitzende des deutschen Beamtenbundes dbb und Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung. „Der Fokus muss auf der Schaffung von Rahmenbedingungen liegen, die Führung, Aufstieg und Beurteilungen neu definieren, während Care-Arbeit gerecht verteilt wird.“

Dass es auch im öffentlichen Dienst nicht immer gerecht zugeht, zeigt ein prominentes Beispiel: Astrid Siemes-Knoblich, die ehemalige Bürgermeisterin der Stadt Müllheim, hat erfolgreich gegen die Stadt geklagt, um die gleiche Entlohnung wie ihre männlichen Vorgänger im Amt zu bekommen. Auch ihrem männlichen Nachfolger in Müllheim wurde nach ihrem Ausscheiden wieder mehr zugestanden. 

Stadt Müllheim muss Lohn-Differenz nachzahlen

Die Kommune im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald wurde vom zuständigen Verwaltungsgericht dazu verurteilt, der früheren Leiterin des Rathauses die Differenz von gut 50.000 Euro nachzahlen. Siemes-Knoblich hatte Schadenersatz auf Basis des Antidiskriminierungsgesetzes geltend gemacht. Sie amtierte von 2011 an acht Jahre lang als Bürgermeisterin. 

Ihren Fall stellte Astrid Siemes Knoblich (parteilos) in einem Online-Gespräch mit Melanie Kreutz dar. Dabei wurde auch deutlich, dass es sich hier um eine rechtliche Spezialität in Baden-Württemberg handelt, wo in ihrem Fall der Gemeinderat über die Einstufung zu entscheiden hatte. In ihrer Prozessvorbereitung habe sich aber auch gezeigt, „dass ich kein Einzelfall in Baden-Württemberg war“. 

Lohnlücke bleibt bestehen

Jedes Jahr wirft der so genannte „Equal Pay Day“ am 6. März ein Schlaglicht auf ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern, auch der Frauentag am 8. März bietet immer wieder einen Anlass, auf ungerechte Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt  hinzuweisen. 

Laut dem Statistischen Bundesamt ist die unbereinigte geschlechterbedingte Lohnlücke in Deutschland seit Beginn der Messung im Jahr 2006 von 23 Prozent auf heute 18 Prozent gesunken. Der bereinigte Gender Pay Gap, welcher Unterschiede in Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien berücksichtigt, beträgt sechs Prozent.

Kritik an schlechterer Bezahlung in „Frauenberufen”

So prangern die dbb-Frauen, die „gravierenden Unterschiede zwischen den ‚typischen‘ Frauenberufen, beispielsweise in der Pflege oder Erziehung, und den Männerberufen“ an: „Gerade im Care-Bereich werden die Beschäftigten per se schlechter bezahlt als in den ‚Männerberufen‘“, erklärt Kreutz. 

Schlüsselfähigkeiten wie Selbständigkeit und Verantwortung werden oft Männerberufen zugeschrieben. „Dabei tragen doch diejenigen, die in der Care-Branche arbeiten und für die frühesten, entscheidenden und verletzlichsten Phasen eines Menschen zuständig sind, eine riesige Verantwortung“, so Kreutz. 

Pojekt „Führen in Teilzeit”

Außerdem sei es für Frauen immer noch schwierig, in Führungsetagen vorzudringen, die überwiegend von Männern besetzt werden, ist die dbb bundesfrauenvertretung überzeugt.  Mehr Führen in Teilzeit oder Führen im Tandem würde dazu führen, dass „mehr Frauen sich in Führungspositionen begeben.“ Die dbb frauen haben daher gemeinsam mit dem BMFSFJ das Projekt „Führen in Teilzeit“ gestartet. 

Auf ein weiteres Problem legt Kreutz den Finger: „Schon in der Bewertung von Stellen oder Personen liegt eine Ungleichheit vor“, erklärt sie und gibt ein Beispiel: zielstrebig oder durchsetzungsstark bedeuteten übersetzt mehr Belastbarkeit und Flexibilität. „Wenn ich aber in Teilzeit arbeite und an die Öffnungszeiten des Kindergartens gebunden bin, dann bin ich nicht flexibel.“ Die dbb-Frauen versuchen, diejenigen, die für Stellenvergaben zuständig sind, für solche Fallstricke zu sensibilisieren. 

Der Fall von Astrid Siemes-Knoblich zeigt auch den schweren Stand, den Frauen oftmals in der Politik haben. Ihrer Erfahrung nach seien gerade in der Kommunalpolitik von Stereotypen und von Vorurteilen geprägte Tendenzen zu beobachten.

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