Kommunalpolitik

Helene-Weber-Preis: Wofür fünf Sozialdemokratinnen ausgezeichnet wurden

Jonas Jordan25. März 2024
Hibba-Tun-Noor Kauser ist SPD-Stadtverordnete in Offenbach und Trägerin des Helene-Weber-Preises.
15 Frauen wurden am vergangenen Feitag für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement mit dem Helene-Weber-Preis des Bundesfrauenministeriums ausgezeichnet. Gleich fünf SPD-Kommunalpolitikerinnen sind unter den Preisträgerinnen.
„Diese Auszeichnung bestärkt mich in meinem Engagement und ist eine Anerkennung meiner Bemühungen, solidarische Politik zu fördern“, sagt Anab Awale. Die Berlinerin ist eine von 15 Helene-Weber-Preisträgerinnen. Mit dem Preis des Bundesfrauenministeriums wurden schon zum fünften Mal herausragende Kommunalpolitikerinnen ausgezeichnet. Diese werden von Bundestagsabgeordneten vorgeschlagen und von einer parteiübergreifenden Jury ausgewählt. Am 22. März 2024 wurde der Preis in Berlin von Bundesfamilienministerin Lisa Paus verliehen.

Als Sechsjährige nach Deutschland geflüchtet

Anab Awale ist SPD-Kommunalpolitikerin in Berlin-Mitte. Foto: privat

Awale wurde von der Berliner SPD-Bundestagsabgeordneten Annika Klose vorgeschlagen. Für diese gehört Awale „zu den inspirierendsten politischen Persönlichkeiten, die ich bisher kennenlernen durfte“. Klose lobt „ihre Leidenschaft und Energie für die gute Sache“, sowie ihre „beeindruckenden Art und Weise, Menschen zum Mitmachen an politischen Prozessen zu begeistern und für konstruktive Lösungen zu gewinnen“.

Im Alter von sechs Jahren flüchtete Awale mit ihrer Familie aus Somalia nach Deutschland. Seit 2017 lebt sie in Berlin. Dort wurde sie im Bezirk Mitte im Jahr 2021 als weibliche Spitzenkandidatin in die Bezirksverordnetenversammlung gewählt. „Der Helene-Weber-Preis motiviert mich, weiterhin für eine solidarische und inklusive Gesellschaft zu streiten“, sagt Awale.

Polina Gordienko ist SPD-Kommunalpolitikerin in München. Foto: privat

Wie Awale wurde auch Polina Gordienko nicht in Deutschland geboren, sondern in Belarus. Dass sie ihren Weg nach Deutschland fand, verdankt sie vor allem ihrem Willen, wie sie bereits vor drei Jahren im Gespräch mit dem „vorwärts“ erläuterte: Mit 15 Jahren überzeugte sie ihre Eltern und zog aus Belarus nach München, um dort zur Schule zu gehen. „Als ich mit 15 Jahren aus Belarus nach Deutschland kam, wollte ich mich hier für Demokratie und Freiheit engagieren. Doch niemals hätte ich mir vorstellen können, ein Vorbild für andere Frauen in der Politik zu werden. Ich möchte die Stimme, die ich jetzt habe, nutzen, um auf die Situation der Menschen, die in autoritären und diktatorischen Staaten leben, aufmerksam zu machen“, sagt sie anlässlich der Würdigung.

Trainings und Unterstützung

Maria Helmis ist Stadtverordnete in Köln. Foto: SPD Köln

Dann wird auch Maria Helmis aus Köln mit dabei sein, die ebenfalls mit dem Helene-Weber-Preis geehrt wird. „Solche Unterstützung gibt mir Kraft für meinen Einsatz für Kultur und Demokratie. Ich möchte Frauen bestärken, sich ebenfalls politisch zu engagieren“, sagt die Rheinländerin anlässlich dieser Würdigung. In der Domstadt ist sie stellvertretende Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion und kulturpolitische Sprecherin ihrer Fraktion

Die Preisträgerinnen erhalten ein Preisgeld für Aktivitäten in ihren Kommunen sowie Trainings und Unterstützung beim Aufbau ihres Netzwerks. Gleich mehrere frühere Preisträgerinnen sitzen inzwischen für die SPD im Bundestag, dazu gehören Ana-Maria Trasnea, Ye-One Rhie oder Josephine Ortleb.

Hibba Kauser ist seit der Kommunalwahl 2021 im Stadtparlament von Offenbach vertreten. Damals bekam sie mit gerade einmal 21 Jahren nach Oberbürgermeister Felix Schwenke die meisten Stimmen aller SPD-Kandidat*innen und schaffte so den Einzug in den Rat. Hibba-Tun-Noor Kauser, wie sie mit vollem Namen heißt, wurde in einer Flüchtlingsunterkunft in Brandenburg geboren. Ihre Eltern waren als Ahmadiyya in Pakistan verfolgt worden. Mit acht Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Offenbach, mit 15 trat sie den Jusos bei, ein Jahr später der SPD.

Preis als Ermutigung

Anlässlich der Würdigung mit dem Helene-Weber-Preis sagt sie: „Es ist nicht immer einfach Politik zu machen, man hat oft niederschmetternde Momente. Aber man darf niemals vergessen wofür man es tut: Für die Menschen, die uns brauchen und die sonst zu wenig gehört werden.“ Wer etwas verändern wolle, müsse mutig, laut und unbequem sein, glaubt sie. „Umso ermutigender ist es für mich als junge Frau, dass mein Engagement gesehen und gewürdigt wird und ich mich im Rahmen des Helene Weber-Preises mit anderen, starken Frauen vernetzen und etwas verändern kann“, sagt Kauser.

Ermutigend ist der Preis sicher auch für die fünfte Sozialdemokratin im Bunde. Im brandenburgischen Ruhlsdorf vor den Toren Berlins war Annett Klingsporn zunächst Ortsvorsteherin. Seit 2019 ist sie ehrenamtliche Bürgermeisterin der Gemeinde Marienwerder. Für die SPD ist sie Mitglied im Kreistag und in diesem Gremium eine der stellvertretenden Vorsitzenden.

Im kommenden Jahr soll noch ein weiteres Parlament dazukommen. Denn dann kandidiert Klingsporn für den Brandenburger Landtag und will für die SPD den Landtagswahlkreis Barnim III direkt gewinnen. Bei der vergangenen Wahl im Jahr 2019 fehlten der damaligen Kandidatin dafür keine 200 Stimmen.

 

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