Mit einem „Mea Culpa“ begann die außerordentliche Delegiertenversammlung der Bundes-SGK am Samstag. Der bisherige Vorsitzende Michael Ebling bezeichnete sich selbst als „den Schuldigen“ dafür, dass die Delegierten sich an einem Samstag bei bestem Sommerwetter zusammenfinden mussten, um einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Dass taten sie mehrheitlich in digitaler Form. Der Posten des SGK-Vorsitzenden war vakant, weil Ebling im Oktober 2022 zum Innenminister von Rheinland-Pfalz ernannt worden ist. Sein Amt als Oberbürgermeister von Mainz musste er dafür niederlegen, auch den SGK-Vorsitz ließ er seitdem ruhen.
„Es war mir eine Ehre“, sagte er nun zum offiziellen Abschied aus dem Amt. Dass er den Kommunen auch nach dem Seitenwechsel in die Landespolitik verbunden bleibt, machte Ebling in seiner Rede deutlich. Er verwies auf das geplante Entschuldungsprogramm in Rheinland-Pfalz. Das Land wolle drei Milliarden Euro auf den Tisch legen, um damit mehr als die Hälfte kommunaler Altschulden abzutragen. Er hoffe, dass das auch einen Impuls an den Bund setze, ebenfalls einen deutlichen Beitrag zum Abbau kommunaler Altschulden zu leisten.
Kornblum will kommunalpolitische Netzwerke stärken
Mit Blick auf seinen designierten Nachfolger sagte Ebling, das Amt komme „in wunderbare Hände“. Anschließend wurde Dr. Thorsten Kornblum mit großer Mehrheit zum neuen Vorsitzenden der Bundes-SGK gewählt.
In seiner Bewerbungsrede verwies Kornblum darauf, wie wichtig Netzwerke für die kommunalpolitische Arbeit und für die Nachwuchsförderung seien. „Da ist die SGK ganz wichtig“, betonte er. Die SPD sei Volkspartei, weil sie kommunal verankert sei und „das Ohr nah bei den Menschen“ habe. Die Partei bringe Ökologie, Soziales und Ökonomie zusammen. Kompromisse zu erarbeiten sei zwar „zur Zeit nicht besonders angesagt“, doch Kompromisse machten Kommunalpolitik und die Demokratie insgesamt aus.
Im neuen Amt wolle er sich dafür einsetzen, „dass man die Kommunen auch mit an den Tisch nimmt“, wenn Entscheidungen zum Beispiel zur Flüchtlingspolitik oder Gesundheitsversorgung getroffen werden, kündigte der neue SGK-Vorsitzende an.
Seit knapp zwei Jahren Oberbürgermeister
Kornblum ist seit November 2021 Oberbürgermeister von Braunschweig. Mit seinem Amtsantritt wurde im Rathaus ein Generationswechsel vollzogen. Der bisherige OB Ulrich Markurth (SPD) war aus Altersgründen nicht erneut zur Wahl angetreten. Die SPD schickte den damals 39-jährigen Kornblum ins Rennen, zu diesem Zeitpunkt Dezernent für Personal-, Digitalisierungs-, Rechts- und Ordnungsangelegenheiten. Mit Erfolg: In der Stichwahl votierten knapp 66 Prozent der Wählerinnen und Wähler für Kornblum.
Geboren wurde er 1982 in Lingen (Ems), aufgewachsen ist er im Nachbarort Bawinkel. Schon als Schüler trat Kornblum in die SPD ein. 2001 legte er in Meppen sein Abitur ab, leistete Zivildienst im Rettungsdienst und nahm dann in Münster ein Jurastudium auf. Damit war er der erste Akademiker in seiner Familie. 2010 promovierte er zum Doktor der Rechte.
Während des Studiums engagierte Kornblum sich in der Kommunalpolitik. 2004 wurde er Mitglied der Bezirksvertretung im Stadtbezirk Münster-West. Von 2009 bis 2013 gehörte er dem Rat der Stadt Münster an.
Aus dem Ministerbüro ins Rathaus
Nach der Zweiten juristischen Staatsprüfung nahm Kornblums Karriere schnell Fahrt auf. Er wurde Regierungsrat in der Niedersächsischen Finanzverwaltung (2011–2013), persönlicher Referent des Niedersächsischen Innenministers Boris Pistorius (2013–2014), im selben Ministerium dann Referatsleiter (2014–2015) und Leiter des Ministerbüros (2015–2020).
Im April 2020 wechselte Thorsten Kornblum von Hannover nach Braunschweig, um das Amt des Ordnungsdezernenten der Stadt zu übernehmen – und schließlich das des Oberbürgermeisters. Nun ist Kornblum auch Vorsitzender der Bundes-SGK.
Die Bundes-SGK ist der Zusammenschluss der sozialdemokratischen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker in der SPD. Sie wurde im Jahr 1978 in Kassel gegründet und zählt nach eigenen Angaben rund 20.500 Mitglieder.
Der neue Bundes-SGK-Vorsitzende im Inteview:
Kornblum: „Die SPD hatte immer die Kraft zum Kompromiss”
