Franziska Giffey hat sichtlich Spaß. „Das wollte ich schon immer mal machen“, sagt die Familienministerin und schwingt sich auf das Trittbrett eines Müllfahrzeuges. Begleitet von einem Dutzend Fotografen hilft die SPD-Politikerin in Berlin-Wilmersdorf bei der Müllabfuhr aus. Mit der Aktion möchte sie – am Vortag des 8. Mai – dafür werben, dass mehr Frauen den bisher von Männern dominierten Beruf ergreifen.
Berufswahl frei von Schubladen
Sie wolle, dass Frauen sich frei von Klischees entscheiden können, welchen Beruf sie ausüben wollen, sagt die Ministerin. Stattdessen müssten Talent und Neigung im Vordergrund stehen. „Wir haben in ganz vielen Bereichen einen großen Fachkräftemangel, es wird uns gar nichts anderes übrig bleiben“, glaubt Giffey.
„Gemischte Teams funktionieren besser“, meint die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) Katherina Reiche. Die kommunalen Unternehmen hätten sich auf den Weg gemacht, den Anteil der Frauen zu erhöhen. In den Führungsetagen der VKU-Unternehmen liege der Frauenanteil bei 20 Prozent. Mehr als in der freien Wirtschaft, aber längst nicht genug, betont Reiche.
Die Müllabfuhr macht den Frauen Spaß
Dass auch Müllwerkerinnen noch eine Seltenheit sind, zeigt sich in einem Pressegespräch mit der Ministerin. Zahlreiche Müllfrauen aus ganz Deutschland sind dabei und erzählen von ihrem Alltag: Anfangs werde man skeptisch betrachtet, sagt eine. Andere erzählen, sie seien in ihrem Unternehmen die einzige Frau, die Müllabfuhren mitmache. Doch in einem sind sich alle einig: Die Bewegung und die frische Luft, das sei für sie genau das Richtige. Das Einstiegsgehalt beträgt übrigens bei der Berliner Stadtreinigung rund 2.000 Euro.
Dafür wird den Männern und Frauen bei der Müllabfuhr viel Plackerei abverlangt. Die größten Mülltonnen fassen 1.100 Liter und wiegen gefüllt 150 Kilo. Bewegt werden sie immer von zwei Müllwerker(innen) – die dabei auch mal Stufen überwinden müssen. Kleinere Tonnen müssen auch mal über eine Treppe getragen werden.
„Körperlich anstrengend“, lautet das Fazit von Franziska Giffey nach ihrer Probefahrt. Ein Grund, weshalb Männer die Arbeit machen sollten, ist das nicht. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) lässt alle Bewerberinnen und Bewerber einen Fitnesstest absolvieren. Durchgefallen ist bisher kaum jemand. Dafür wurden im vergangenen Jahr 15 Frauen neu eingestellt.