Neue Statistik

Immer mehr Kommunen haben ein Carsharing-Angebot

Carl-Friedrich Höck27. Februar 2024
Carsharing-Fahrzeug von stadtmobil in Karlsruhe
Carsharing sei längst kein Großstadt-Phänomen mehr, meldet der Branchenverband bcs. Die Zahl der Kommunen mit einem Sharing-Angebot steige rasant. Doch die Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge wachse nicht schnell genug mit.

Das Wachstum der deutschen Carsharing-Branche beschleunigt sich. Das geht aus neuen Zahlen hervor, die der Bundesverband CarSharing (bcs) am Dienstag vorgestellt hat. Zum Stichtag 1. Januar waren mehr als 5,5 Millionen Fahrberechtigte für Carsharing registriert. Die Zahl ist gegenüber dem Vorjahr im 23 Prozent angestiegen. Die Statistik enthält allerdings Doppelzählungen. Wer sich also bei zwei verschiedenen Anbietern registriert, wird auch zweimal in der Statistik des bcs erfasst.

Mehr Angebote in kleinen Gemeinden

Ebenfalls deutlich gestiegen ist die Zahl der Carsharing-Fahrzeuge. Zu Jahresbeginn lag sie bei 43.110. Das sind 27 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Auch in der Fläche breitet sich Carsharing immer mehr aus. Laut bcs gab es Anfang 2024 bereits in 1.285 Städten und Gemeinden mindestens ein Carsharing-Angebot. Somit sind 203 Orte neu hinzugekommen. Insbesondere in kleinen Städten und im ländlichen Raum seien Angebote entstanden, berichtet der Branchenverband.

In diesen Kommunen sind Carsharing-Angebote seltener profitabel, wie bcs-Geschäftsführer Gunna Nehrke erklärt. Je kleiner eine Gemeinde sei, desto eher trage sich das wirtschaftlich nicht. Deshalb seien es hier oft Vereine mit nur wenigen Fahrzeugen, die eine Lücke im Mobilitätsangebot füllen. „Da steckt viel ehrenamtliche Arbeit drin“, so Nehrke. Zudem beteilige sich – insbesondere beim Elektro-Carsharing – häufig auch die Kommune an den Kosten, wenn Stadtwerke oder Energiegenossenschaften ein neues Angebot etablieren. Ein weiterer Grund für das Flächenwachstum: Große Anbieter erschließen systematisch das Umland von Städten, zum Beispiel stadtmobil in Karlsruhe.

Die Folge: Etwa jede zweite Kommune ab 20.000 bis unter 50.000 Einwohnende verfügt über ein Carsharing-Angebot. Bei kleineren Städten und Gemeinden beträgt die Abdeckung zwar nur 8,5 Prozent. Doch auch hier gibt es insgesamt schon 860 Angebote. In Großstädten ab 100.000 Einwohnenden hat sich Carsharing fast durchgängig etabliert: In knapp 92 Prozent von ihnen ist Carsharing möglich.

Verband kritisiert fehlende Lademöglichkeiten

Viele Carsharing-Anbieter setzen auf Elektromobilität. 17,8 Prozent aller Carsharing-Fahrzeuge in Deutschland werden batterieelektrisch angetrieben. Zum Vergleich: Nur 2,7 Prozent aller privaten Pkw sind E-Autos. Allerdings hatte der prozentuale E-Anteil beim Carsharing im vergangenen Jahr sogar noch höher gelegen, nämlich bei mehr als 20 Prozent. Der bcs sieht hier die Politik in der Verantwortung. Denn der Ausbau der Ladeinfrastruktur könne mit dem Wachstum der Branche nicht Schritt halten. „Die Bemühungen der Carsharing-Anbieter stoßen zunehmend an Grenzen“, sagt Nehrke.

Das Problem: Die Bundesregierung gehe in ihrer Strategie für die Ladeinfrastruktur davon aus, dass 80 Prozent der Ladevorgänge auf privatem Grund stattfinden würden, kritisiert der bcs-Geschäftsführer. „Da sind Carsharing-Fahrzeuge nie.“ Die Sharing-Anbieter müssten die Infrastruktur für ihre Fahrzeuge deshalb selbst aufbauen. Das sei mit hohen zusätzlichen Kosten verbunden. Zudem würden die Anbieter durch langwierige Genehmigungsverfahren und fehlende gesetzliche Grundlagen ausgebremst.

Weniger Parkplätze nötig

Laut dem Branchenverband trägt Carsharing dazu bei, den Bedarf an Parkplätzen zu senken. Die 43.110 Carsharing-Fahrzeuge ersetzten mehr als 170.000 private Pkw, rechnete Nehrke am Dienstag vor. So werde ein Parkraumbedarf mit einer Fläche von 200 Fußballfeldern vermieden. Der Bau von Quartiersgaragen, um diesen Bedarf abzudecken, würde mehr als 1,8 Milliarden Euro kosten.

Im Bundesverband Carsharing sind mehr als 205 Carsharing-Anbieter organisiert. Für die Statistik wurden nach bcs-Angaben auch Daten von Nicht-Mitgliedern abgefragt. Für Kommunen, die ein neues Carsharing-Angebot gründen wollen, hat der bcs einen Leitfaden erstellt.

 

Weiterführende Informationen gibt es auf Mobilikon.de, einem Informationsangebot des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) rund um Mobilitätsthemen:
•    Leitfaden zur Gründung neuer Carsharing-Angebote
•    Allgemeines zum Thema Carsharing
•    Kommunales Elektromobilitätskonzept

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