„Handbuch kinderfreundliche Kommunen“

Wie Kinderrechte mit Leben gefüllt werden

Carl-Friedrich Höck29. Juni 2022
Cover des Handbuchs Kinderfreundliche Kommunen
Kinderrechte müssen auch auf kommunaler Ebene verwirklicht werden. Ein Handbuch stellt Grundlagen, Konzepte und Handlungsfelder vor.

Der Weg von der Theorie zur praktischen Umsetzung ist manchmal lang. Im Jahr 1989 wurde die „Konvention über die Rechte des Kindes“ unterzeichnet. Seit 1992 ist sie in Deutschland geltendes Recht – seit 2010 ohne Vorbehalte. Damit wurden Ziele definiert, die nun auf allen staatlichen Ebenen fortlaufend umgesetzt werden müssen. Auch die Kommunen stehen in der Pflicht, wenn es zum Beispiel darum geht, die Rechte auf Bildung, Teilhabe, gesundheitliche Unversehrtheit oder gemeinschaftliches Draußenspielen mit Leben zu füllen. Das Bewusstsein dafür ist jedoch noch nicht überall ausreichend ausgeprägt.

Das „Handbuch kinderfreundliche Kommunen“ setzt genau hier an. Kommunen hätten eine Fülle von konkreten kinderfreundlichen Gestaltungsmöglichkeiten, schreiben die Autoren. Hier würden Kitas, Sportangebote, öffentlicher Nahverkehr, Jugendclubs oder Kinderparlamente organisiert. Auch seien Kommunen oft Ausgangsorte für gesellschaftliche Innovationen, denn hier werde Neues erprobt.

In Deutschland hat sich im Jahr 2012 der Verein „kinderfreundliche Kommunen“ gegründet. Er hat ein Netzwerk ins Leben gerufen, dem heute mehr als 30 Städte und Gemeinden angehören. Die so gesammelten Erfahrungen sind in das Handbuch eingeflossen. Es enthält praxisorientierte Beiträge von Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis.

Das Buch ist in drei Bereiche gegliedert. Der erste beschreibt die Rahmenbedingungen kommunaler Kinderrechtspolitik, darunter die rechtlichen Grundlagen. Der zweite Teil stellt Konzepte und Handlungsstrategien vor. Wobei betont wird, dass jede Kommune ihren eigenen Weg hin zur kinderfreundlichen Kommune finden müsse. Der dritte Teil ist der umfangreichste und schildert die kinderrechtliche Praxis in ausgewählten kommunalen Aufgabenbereichen. Hier zeigt das Buch eindrücklich, dass man das Thema nicht nur den „Jugendpolitikern“ überlassen kann. Denn neben klassischen Handlungsfeldern wie Kitas, Jugendförderung oder Schulen werden auch Bereiche wie Stadtplanung, Verkehrspolitik, Klimaschutz oder Armut in den Blick genommen. Andere Kapitel befassen sich speziell mit geflüchteten Kindern, muslimischen Jugendlichen oder jungen Menschen mit Behinderung.

Zusammen ergeben die Texte ein umfassendes Grundlagenwerk, das den Blick auf das Thema weitet und zahlreiche Anregungen gibt.

Dominik Bär, Roland Roth, Friderike Csaki (Hg.):
Handbuch kinderfreundliche Kommunen.
Kinderrechte kommunal verwirklichen
Wochenschau-Verlag 2021, 568 Seiten, 56,00 Euro, ISBN: 978-3-95414-146-3

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