Rezension „Smarte Kommune“

Wege zur Digitalisierung

Carl-Friedrich Höck05. April 2024
Cover „Smarte Kommune”
Ilona Benz hat einen Praxisleitfaden vorgelegt. Er soll kleine Kommunen Hilfestellung geben, die eine Digitalisierungsstrategie erarbeiten wollen.

Die Digitalisierung der deutschen Kommunen verläuft schleppend. Das Leitbild der „Smarten Kommune“ erscheint vielerorts noch wie eine ferne Zukunftsvision. Besonders kleine Gemeinden mit wenigen Einwohnern haben Schwierigkeiten, neue digitale Lösungsansätze auszuprobieren. Für den großen Wurf fehlen oft schlicht die Kapazitäten. Und die in großen Modellkommunen entwickelten Konzepte lassen sich nicht ohne weiteres auf kleine Gemeinden übertragen.

Theorie- und Praxiswissen

Hier setzt das Buch von Ilona Benz an. Die Autorin verfügt über viel praktische Erfahrung: Als Chief Digital Officer kümmert sie sich um Digitalisierungsprozesse der Stadt Kaiserslautern. Zuvor leitete sie die Stabsstelle Digitalisierung beim Gemeindetag Baden-Württemberg. Nun will sie Führungskräften und Verantwortlichen in kleinen Kommunen bis 20.000 Einwohnern eine Hilfestellung an die Hand geben.

Das Buch basiert inhaltlich auf ihrer Dissertation, ist aber zugleich als Praxisleitfaden gedacht. Benz stützt sich auf Erkenntnisse einer empirischen Erhebung, die in den Jahren 2017 bis 2019 in neun baden-württembergischen Pilotkommunen durchgeführt wurde, während diese in einem partizipativen Prozess eine kommunale Digitalisierungsstrategie entwickelt haben. Diese Wissensbasis reichert die Autorin an mit Erfahrungen aus ihrer eigenen Arbeit.

Schritt für Schritt zur Strategie

„Ziele der smarten Kommune sind die Erfüllung kommunaler Aufgaben, eine nachhaltige Entwicklung sowie die Verbesserung von Lebensqualität und von Standortattraktivität“, definiert Benz den Begriff. „Zur Zielerreichung nutzt die smarte Kommune die Innovationskraft ihrer Einwohner sowie die Möglichkeit der IKT“ (Informations- und Kommunikationstechnik).

Dies führt Benz auf 120 Seiten aus: Sie erklärt Handlungsfelder, Rollenverteilung, Abläufe und Strukturen. Damit beantwortet die Autorin nicht alle Fragen zur Digitalisierung, aber sie zeigt einen Weg auf, wie Kommunen eine Digitalisierungsstrategie erarbeiten können – unter Beteiligung der Bürgerschaft. Immer wieder streut sie auf den Buchseiten wertvolle Praxistipps ein. Zum Beispiel: Politiker sollten Begriffe wie Smart City nicht in den Mittelpunkt ihrer öffentlichen Kommunikation stellen. Denn außerhalb der Fachwelt würden diese als alltagsfern und nichtssagend wahrgenommen. Stattdessen sollten sie lieber über konkrete Anwendungsszenarien sprechen.

Ilona Benz:
Smarte Kommune.
Kleine Gemeinden auf dem Weg zur Smart City
Springer Fachmedien Wiesbaden, 2023, 120 Seiten, 34,99 Euro, ISBN: 978-3-658-42887-7

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