Ernährung

Mehr Gesundes auf den Tisch

22. Dezember 2020
Bio-Lebensmittel, wie etwa gesundes Gemüse, in öffentlichen Küchen – da ist noch Luft nach oben.
Dialogforum „BioBitte“: In Schulmensen und öffentlichen Kantinen Niedersachsens und Bremens soll es mehr Bioprodukte geben – die Gemeinden können dazu ihren Beitrag leisten.

Bio-Lebensmittel in öffentlichen Küchen – da ist noch Luft nach oben. Darin sind sich Niedersachsen und Bremer einig. Sie haben deshalb ein Ziel: Die Stadt-Land-Beziehungen im ökologischen Landbau verbessern. Konkret haben es sich die Städte Bremen und Oldenburg sowie der Landkreis Wesermarsch vorgenommen. Eine entsprechend gemeinsame Absichtserklärung gaben sie alle beim Dialogforum der Initiative „BioBitte – mehr Bio in öffentlichen Küchen“. Sie ist Bestandteil der Zukunftsstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. BMEL.

Ziel: Regionale Wertschöpfungsketten stärken

Eingeladen zum Dialogforum hatten der Landkreis Wesermarsch, das Beratungsunternehmen a’verdis und das Interreg-Projekt „Reframe – Towards a Regional Food Frame“ – und dass nicht ohne Grund. Zwar gibt es noch keine Beschlüsse. Dennoch gab Landrat Thomas Brückmann (SPD) die Richtung für die Zukunft in Sachen Bioprodukte vor: „Wir wollen die regionalen Wertschöpfungsketten und die Beziehung zu unseren Nachbarn Oldenburg und Bremen stärken.“ Auch das Land und die Stadtgemeinde Bremen haben dies mehrfach bekräftigt.

Dass Brückmanns Worte durchaus Potenzial haben, um Wirklichkeit zu werden, machte unter anderem Carolin Grieshop, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachenin Visselhövede klar. „Wachstum im Öko-Landbau braucht Anreize, vor allem Marktwachstum. Wenn die Gastronomie umstellt, werden auch die regionalen Bio-Landwirte davon profitieren“, sagte sie in ihrem Impulsvortrag.

Kommunen können Beitrag leisten

Zwar sei bislang erst ein Prozent gastronomischer Einrichtungen in Niedersachsen bio-zertifiziert. Das sei zwar wenig, doch darin sieht Grieshop eine große Wachstumschance, hebt sie auch gegenüber DEMO-ONLINE hervor. In der Landwirtschaft könne noch viel geschehen. Der Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen in Niedersachsen liege bei gerade einmal 4,7 Prozent im Bundesvergleich. Bis zum Jahr 2030 soll dieser Anteil auf 15 Prozent klettern.

Um dieses Ziel zu erreichen, können die Landkreise und Gemeinden als Schulträger und damit Verantwortliche für die Schulmensen ihren Beitrag leisten. Allerdings müssen dazu aus Grieshops Sicht drei Faktoren erfüllt werden: Der erklärte Wille von Politik und Verwaltung, bei Neuausschreibungen muss das Ziel Bioversorgung mit enthalten sein und in der Region müssen Biobauern wirtschaften. Wenn es keine Frischeküche gibt, wie es leider immer öfter der Fall ist, könne vom jeweiligen Caterer eine Biozertifizierung verlangt werden.

Kosten in den Griff bekommen

Das häufig vorgetragene Argument aus Politik und Verwaltung, Bioverpflegung in öffentlichen Mensen und Kantinen koste mehr, will Grieshop nicht gelten lassen. Die Kosten ließen sich über die Speiseplanung in den Griff bekommen: „Es gibt auch ganz einfache Tricks.“ Kinder, Jugendliche und Erwachsenen könnten zum Beispiel am Büfett übers Gemüse zum Fleisch geführt werden.

Ist der Wille erst einmal ausgesprochen, lasse sich eine Küche sofort umstellen. Helfen kann dabei der Handel, der flexibel ist. Er müsse lediglich einen Kontrollvertrag unterschreiben – und sich dadurch allerdings in die Bücher schauen lassen, weiß Grieshop. Nicht so schnell lässt sich die Umstellung von konventioneller auf biologische Bewirtschaftung bei den Landwirten umstellen. Der Grund dafür ist die EU-Ökoverordnung. Sie schreibt den Landwirten die Details der  Öko-Bewirtschaftung vor.

Bio stärken

Den für die Außer-Haus-Verpflegung (AHV) Verantwortlichen in den Kommunen und Landkreisen rät Grieshop, sich so schnell wie möglich um das Thema Bio zu kümmern: Wann läuft die nächste Ausschreibung? Sei diese erst in einigen Jahren, mache es Sinn, etwa seitens der Schulträger mit den Caterern zu verhandeln. Ziel müsse es sein, ihn mit in die neue Strategie einzubeziehen. Und nicht nur das: Auch die Eltern und die Mitarbeitenden in den Schulen wie Lehrerinnen und Lehrer sowie nicht-pädagogisches Personal sollten mit einbezogen werden.

Schließlich, so Grieshop, habe das Unterstützen der bio-zertifizierten Versorgung auch eine wirtschaftliche Seite: Die Landwirte als Rückgrat der Gemeinden hätten durch die Umstellung auf Bioerzeugung einen gesicherten Absatzmarkt und leisten gleichzeitig ihren Beitrag zur Entwicklung des ländlichen Raumes.

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