Zukunft ländlicher Räume

Die Menschen in der Gemeinde halten

06. April 2017
Sie sind mit der Samtgemeinde Dahlenburg auf Kurs Zukunft (v.l.): Samtgemeindebürgermeister Christoph Maltzan, Nicole Wiegang-Hellwig, Gleichstellungsbeauftragte und Geschäftsführerin der Regionalen Servicebörse der Unternehmerinnen Standort Dahlenburg, Existenzgründerin Frauke Péter-Wilhelm und „exista“-Projektleiterin Sylvia Klass.
Servicebörse für Existenzgründerinnen, viel Service für Familien, schräge Wetten beim Familientag: Die niedersächsische Samtgemeinde Dahlenburg lässt sich für die eigene Zukunft einiges einfallen

Fachkräfte vor Ort halten, Frauen zur Existenzgründung bewegen und sie vor Altersarmut bewahren sowie ältere Menschen solange wie möglich in der gewohnten Umgebung halten: Dies sind die drei Ziele der Samtgemeinde Dahlenburg im niedersächsischen Landkreis Lüneburg. Sie sind für eine Kommune mit knapp 6600 Einwohnern ambitioniert, aber durchaus erreichbar. Voraussetzung: Bewohner, Politik, Verwaltung und Institutionen sind von ihrem Projekt überzeugt. Und etwasverrückt müssen die Leute auch sein. Aus letzterem machen Nicole Wiegand-Hellwig und Christoph Maltzan keinen Hehl. Maltzan ist Samtgemeindebürgermeister, Wiegang-Hellwig, Gleichstellungsbeauftragte und Geschäftsführerin der Regionalen Servicebörse der Unternehmerinnen Standort Dahlenburg.

Fachkräfte im ländlichen Raum sichern

Die Servicebörse ist eine von mehreren Stellschrauben, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Und sie hat Vorbildcharakter für ganz Niedersachsen, denn dort wird Frauen in allen Fragen beim Schritt ins Unternehmertum umfassend geholfen. Die Palette reicht von Fragen der Alltagsorganisation bis hin klassischen Kursen rund ums Rechnungswesen und Buchhaltung. In diesem geschützten Raum können sich Frauen in Ruhe vorbereiten. „Sie gründen anders als Männer“, sagt Sylvia Klass, Projektleiterin bei exista, einem Beratungsprojekt speziell für Gründerinnen und Unternehmerinnen. Sie zeigten mehr Emotionalität und Leidenschaft und seien dadurch authentischer.

Mit der Servicebörse hat sich die Samtgemeinde erfolgreich am Wettbewerb „Fachkräftesicherung im ländlichen Raum“ des lokalen Bündnisses für Familie beteiligt. Damit war der erste von mehreren Pflöcken eingeschlagen.

Angebote für junge Familien

Pflöcke Nummer zwei und drei folgten alsbald: So wird die Samtgemeindeverwaltung zum Vorbild für die Wirtschaft. Im Rathaus am Dahlenburger Marktplatz möchten die Mitarbeiter zeigen, wie sich Familie und Beruf sowie die Pflege von Angehören und der Job unter einen Hut bringen lassen. Pflock Nummer drei ist in erster Linie ein Angebot für junge Familien und Neubürger: In einem speziellen Büro bekommen sie Rat und Hilfe, wenn es zum Beispiel um das Finden eines Platzes in der Kindertagesstätte oder der Krippe geht. Aber auch wer auf der Suche nach einer Wohnung ist oder ein Büro benötigt, findet dort Hilfe.

Die Philosophie dahinter beschreibt Wiegand-Hellwig so: „Wenn mir jemand helfen kann, gehe ich unbeschwert arbeiten. Damit, ist sie sich mit Maltzan einig, ließen sich mindestens Fachkräfte in der Samtgemeinde halten. Und es ziehen welche zu. So mache ein Unternehmen mit Sitz in der Samtgemeinde bereits Werbung mit der familienfreundlichen Rundum-Betreuung, freuen sich die Gleichstellungsbeauftragte und der Samtgemeindebürgermeister. Wiegang-Hellwig sagt: „Und die suchen international.“

Bustour für Neubürger

Ausruhen wollen sich die Verantwortlichen auf ihren Lorbeeren indes nicht, im Gegenteil. Sie arbeiten an weiteren Leistungen. Dazu gehören eine Bustour durch die Samtgemeinde mit allen Neubürgern und vor allem das Neugeborenen-Begrüßungspaket: Darin sind außer dem üblichen Schnickschnack wie eine Zahnbürste alle notwendigen Anträge und Informationen zum Beantragen des Elterngeldes. In Dahlenburg müsse keiner von Pontius zu Pilatus laufen, um sich zu informieren, meinen Wiegand-Hellwig und Maltzan.

Für all das werben die Beteiligten jedes Jahr beim Familientag wie am 12. Mai in diesem Jahr mit schrägen Aktionen wie Puddingessen mit dem Samtgemeindebürgermeister oder Bügeln mit der Gleichstellungsbeauftragten. Der Name der Aktion: „Iron man“.