Vermutlich erster Landrat mit Migrationshintergrund

Siege für Dogan und Stolz – SPD erfolgreich bei Landratswahlen

Carl-Friedrich Höck30. Januar 2023
Glücklich zeigte sich Ali Dogan am Wahlabend – hier ein Screenshot aus einem Video seiner Facebookseite.
Ali Dogan hat die Landratswahl in Minden-Lübbecke (NRW) gewonnen. Punkten konnte der SPD-Politiker mit einem modernen Social-Media-Wahlkampf. Im hessischen Main-Kinzig-Kreis bleibt der Sozialdemokrat Thorsten Stolz Landrat.

Vom „Gastarbeiter“-Kind zum Landrat: So beschreibt Ali Dogan am Morgen nach dem Wahlsonntag seinen Erfolg. Politiker*innen mit Migrationsgeschichte sind in der Kommunalpolitik nach wie vor stark unterrepräsentiert. Der Mediendienst Integration rechnete im April 2022 aus, dass sie nur fünf von 337 Oberbürgermeister*innen stellen. Dogan wird nach eigener Aussage nun sogar der erste Landrat mit Migrationshintergrund sein.

Die Stichwahl im Landkreis Minden-Lübbecke (Nordrhein-Westfalen) gewann Dogan am Sonntag mit 55,8 Prozent der Stimmen. Sein Kontrahent Jörg-Michael Schrader (CDU) kam auf 44,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 28,9 Prozent.

Zuvor hatte Ali Dogan mit einem modernen Social-Media-Wahlkampf um Stimmen geworben. Zum Beispiel mit einem originellen Video, in dem ältere Bürger*innen ironisch die junge Generation zum Nichtwählen aufrufen: „Es ist doch alles gut … Klimawandel? Das ist doch euer Problem. Ich bin in ein paar Jahren eh nicht mehr da. Und Fahrrad oder Bahn fahre ich sowieso nicht.“ Am Ende des Clips erklären die Protagonist*innen: „Wir gehen immer wählen“ – und machen so deutlich, was passiert, wenn junge Wahlberechtigte am Wahltag zuhause bleiben.

Neben Facebook, Instagram, Linkedin und Twitter nutzte Dogan auch einen WhattsApp-Newsletter. Der DEMO sagte er: „Wir müssen anders denken, was Wahlkampf angeht. Soziale Medien einzusetzen ist nichts grundsätzlich Neues, aber meine Kampagne ist vielleicht das erste Mal, dass das auf kommunaler Ebene so massiv genutzt wird.“

Vielfältig engagiert

Dogans Eltern wanderten in den 1970er Jahren nach Deutschland ein. Dogan trug bereits in der Vergangenheit dazu bei, migrantische Perspektiven in Politik und Gesellschaft sichtbar zu machen. Er war Landesvorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt und Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde in Deutschland. In der Kommunalpolitik bewährte Dogan sich als Erster Beigeordneter der Stadt Sankt Augustin.

Als historisch bewertet der Bundesvorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt, Aziz Bozkurt, das Ergebnis. „Wir sind stolz, dass einer aus unserer Mitte, aus der Mitte der SPD, zum Landrat gewählt wurde. Der Erste mit dem Vornamen Ali. Während andere Ahnenforschung bei Deutschen mit Einwanderungsgeschichte betreiben, haben die Bürgerinnen und Bürger in Minden-Lübbecke gezeigt, wie selbstverständlich unsere Einwanderungsgesellschaft ist.“

Stolz bleibt weitere sechs Jahre im Amt

Einen Wahlerfolg konnte am Sonntag auch der SPD-Politiker Thorsten Stolz erringen. Er ist seit 2017 Landrat im Main-Kinzig-Kreis (Hessen). Nun wurde er mit einem Ergebnis von 67,5 Prozent wiedergewählt – das sind zehn Prozentpunkte mehr als bei seinem letzten Wahlsieg. Herausforderin Gabriele Stenger (CDU) erreichte 32,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 26,7 Prozent.

Das Ergebnis wertete Stolz als enormen Vertrauensbeweis. „Ich bin nicht nur zufrieden, sondern es ist wirklich ein großartiges Ergebnis“, sagte der Wahlsieger gegenüber der Hessenschau. Mit seiner Wiederwahl setzt Stolz eine sozialdemokratische Erfolgsserie fort. Seit 1987 wird der Main-Kinzig-Kreis von SPD-Landräten geführt.

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