Interview

Ulms künftiger OB Ansbacher: „mit den Menschen auf Augenhöhe”

Uwe Roth17. Januar 2024
Martin Ansbacher, der zukünftige Oberbürgermeister von Ulm
Martin Ansbacher ist Ulmer durch und durch. Seit 2014 ist er in der SPD, seit 2019 Vorsitzender der Gemeinderatsfraktion. Nun wechselt der Rechtsanwalt als Oberbürgermeister an die Spitze der Donau-Stadt und löst den CDU-Amtsinhaber ab.

DEMO: Herr Ansbacher, haben Sie vor dem zweiten Wahlkampf gespürt, dass der Amtsinhaber Gunter Czisch (CDU) doch noch leer ausgehen könnte?

Ja, das habe ich. In den zahlreichen Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern vor der Stichwahl habe ich die Wechselstimmung in der Stadt sehr deutlich wahrgenommen, die sich schon seit Wochen abgezeichnet hat. Dass es am Ende ein so deutlicher Vorsprung war, hat uns alle dennoch etwas überrascht.

Was hat die Ulmer Wähler*innen am Ende zum Wechsel bewogen?

Letztendlich ist das natürlich schwer zu sagen. Ich denke, dass ich für viele Bürgerinnen und Bürger für den gewünschten Neufang in der Stadtgeschichte stehe. Ich habe von vielen Menschen einen großen Zuspruch erfahren für meine Themen – bei Begegnungen in der Stadt und auch per Zuschriften. Dazu zählen neben einer offenen Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgerschaft unter anderem auch die Bereiche Sauberkeit und Sicherheit, die Stärkung der lokalen Wirtschaft und auch mein Wunsch, den ÖPNV zum Beispiel durch ein Kurzstreckenticket attraktiver zu machen. Ich habe gespürt, dass die Menschen sich einen Oberbürgermeister wünschen, der auf Augenhöhe mit ihnen spricht.

Der Vorgänger Ihres Vorgängers war Ivo Gönner. Die Ulmer Bürgerschaft hat dem Sozialdemokraten 24 Jahre die Treue gehalten. Hat sie den Wechsel zur CDU als Fehler erkannt, oder anders gefragt: Wie sehr war das Wirken von Ivo Gönner während der Wahlkampfzeit noch spürbar?

Eine gewisse Sehnsucht nach seiner Amtsführung und seinen unkomplizierten Umgang mit den Menschen ist in der Tat heute noch spürbar. Ob der Wechsel zur CDU durch Gunter Czisch ein Fehler war, kann ich nicht erkennen bzw. beurteilen. Oberbürgermeisterwahlen sind in aller erster Linie Persönlichkeitswahlen.

Die SPD hat es zur Zeit schwer, nicht allein auf Bundesebene. Zuletzt ging in Baden-Württemberg die OB-Wahl in Mannheim verloren. Konnten Sie mit sozialdemokratischen Themen punkten, oder war auch dies aus Ihrer Sicht mehr eine Persönlichkeitswahl?

Mit meinen vielseitigen Ansätzen zur sozialen Sicherheit habe ich vielen Wählerinnen und Wählern aus dem Herzen gesprochen. Themen wie bezahlbarer Wohnungsbau oder das Bereitstellen von Kita-Plätzen haben im Wahlkampf mit großer Sicherheit eine entscheidende Rolle gespielt. Doch wie bereits vorhin erwähnt, ging es im Wahlkampf eher um die Kandidaten und weniger um deren Parteizugehörigkeit.

Welchen zentralen Tipp geben Sie einem SPD-Mitglied, der oder die eine OB-Kandidatur überlegt?

Man muss sehr genau in die Stadtgesellschaft hineinhören, um Stimmungen zu spüren und eine Ahnung zu bekommen, wie die Stadt tickt, sprich welche Themen gerade aktuell diskutiert werden. 

Was sind nach Ihrem Amtsantritt Ihre ersten Projekte/Themen, die Sie angehen werden?

Mir ist es wichtig, mich zügig in aktuelle Abläufe der Verwaltung einzuarbeiten, mich in den einzelnen Bereichen vorzustellen und persönliche Gespräche zu führen. Ein großes Thema wird in meiner Amtszeit eine gut funktionierende Kommunikation sein – intern im Rathaus und nach außen in die Bürgerschaft. Sehr am Herzen liegen mir die Einführung eines Kurzstreckentickets sowie mehr Sauberkeit und Sicherheit in der Stadt. Diese Punkte stehen in der Agenda deshalb sehr weit oben. Als Oberbürgermeister kann und will ich hier Impulse setzen und benötige dafür natürlich die Mehrheit im Gemeinderat. Richtungsweisend ist deshalb die Kommunalwahl im Sommer. Dann wissen wir, wie die Stimmen im neuen Gemeinderat zukünftig verteilt sein werden. 

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