SPD-Kandidat gewinnt

Mike Josef wird neuer Oberbürgermeister in Frankfurt

Jonas Jordan27. März 2023
Mike Josef
Der Sozialdemokrat Mike Josef wird neuer Oberbürgermeister von Frankfurt am Main. In der Stichwahl setzte er sich am Sonntag mit 51,7 Prozent gegen CDU-Kandidat Uwe Becker durch. Josef ist das erste Stadtoberhaupt Frankfurts mit Migrationsgeschichte.

Es ist eine Entscheidung, die zu einer Stadt passt, in der Menschen aus mehr als 180 Nationen friedlich zusammenleben und schätzungsweise mehr als 60 Prozent der Stadtbevölkerung eine Migrationsgeschichte haben. Mike Josef, im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern aus Syrien nach Deutschland geflohen, wird neuer Oberbürgermeister. Der 40-jährige Sozialdemokrat setzte sich in einem engen Rennen in der Stichwahl am Sonntag gegen Uwe Becker von der CDU durch. Josef kam auf 51,7 Prozent der Stimmen. Im ersten Wahlgang drei Wochen zuvor hatte Becker noch mit einem Vorsprung von 10,5 Prozentpunkten vorne gelegen: Er holte damals 34,5 Prozent, Josef 24,0 Prozent.

Josef: „Ich bin wirklich überwältigt.“

Doch angesichts zahlreicher Wahlempfehlungen für den SPD-Mann deutete sich dessen Sieg bereits im Vorfeld an. Am Wahlabend selbst war es trotzdem lange Zeit ein knappes Rennen. Zunächst lag Becker vorne, was vor allem auch daran lag, dass die Ergebnisse aus den äußeren Stadtteilen zuerst ausgezählt waren. In allen Bereichen der Innenstadt mit Ausnahme des Frankfurter Westends lag Josef vorne. Als nur noch wenige Wahlbezirke fehlten, gestand Becker seine Niederlage ein. Josef zog unter großem Jubel in den Frankfurter Römer ein. Er ist das erste Stadtoberhaupt mit Migrationsgeschichte und der jüngste Oberbürgermeister Frankfurts aller Zeiten.

„Ich bin wirklich überwältigt und empfinde einfach nur Dankbarkeit gegenüber unserer Stadt und all denjenigen, die mich unterstützt haben in den letzten Monaten“, sagte der Sozialdemokrat im Interview mit dem Hessischen Rundfunk am Sonntagabend. Er wolle der Oberbürgermeister aller Frankfurter*innen sein, versprach er. „Es ist mir eine Ehre, diese Verantwortung jetzt übertragen zu bekommen. Damit werde ich mit Demut umgehen“, sagte Josef, während Teile des Interviews unter lauten „Mike, Mike, Mike!“-Rufen im proppenvollen Römer untergingen.

Signalwirkung über Frankfurt hinaus

Zu den ersten Gratulant*innen zählte Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die zugleich hessische SPD-Vorsitzende ist und im Oktober zur ersten Ministerpräsidentin des Bundeslandes gewählt werden möchte. „Die Frankfurterinnen und Frankfurter haben heute Mike Josef gewählt und damit gezeigt, dass sie soziale Politik wollen“, kommentierte Faeser den Wahlausgang auf Twitter. Weitere prominente Sozialdemokrat*innen gratulierten ebenfalls, der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil, der Josef im Wahlkampf unterstützt hatte, schrieb: „Großartige Nachrichten aus Frankfurt am Main: Mike Josef gewinnt die Stichwahl und wird neuer Oberbürgermeister. Herzlichen Glückwunsch, lieber Mike!“

Auch Arbeitsminister Hubertus Heil schrieb: „Ich freue mich für die Stadt Frankfurt am Main und gratuliere Mike Josef herzlich zu seiner Wahl als Oberbürgermeister.“ Der hessische SPD-Europaabgeordnete Udo Bullmann wertet Josefs Wahl sogar als ein größeres Signal: „Mike Josefs Wahlsieg in Frankfurt wird die politische Landschaft verändern. Weit über die Stadt hinaus“, kommentierte er. In jedem Fall ist die Wahl das endgültige Ende der Ära Feldmann. Der frühere Oberbürgermeister war durch zahlreiche Skandale in die Kritik geraten und schließlich im November abgewählt worden. Kurz danach trat er aus der SPD aus. Sein Nachfolger Josef versprach am Wahlabend: „Ich werde von Anfang an Strukturen so verändern, damit klar ist, dass wir das alte Kapitel beendet haben und jetzt ein neues aufschlagen werden.“

Auch diese „Sozis” haben ihre Wahl gewonnen

Mehrere junge Sozialdemokrat*innen mit SPD-Parteibuch wurden am Sonntag ins Rathaus gewählt.

In Bischofsheim (Kreis Groß Gerau) setzte sich bei der Bürgermeisterwahl SPD-Kandidatin Lisa Gößwein (36 Jahre) knapp mit 43 Stimmen Vorsprung gegen den amtierenden Bürgermeister Ingo Kallweit, CDU (41) durch.

Der 27-jährige Pascal Wasow, ebenfalls SPD, gewann die Stichwahl in Epfenbach im Rhein-Neckar-Kreis mit 60 Prozent.

Mit 94,2 Prozent wiedergewählt wurde in Jesberg (Schwalm-Eder-Kreis) der sozialdemokratische Bürgermeister Heiko Manz (40 Jahre).

Schon am 19. März gab es in Tengen die Bürgermeisterwahl. Dort setzte sich Selcuk Gök (SPD) durch, der mit 26 Jahre alt ist. Kurios: Sein Vorgänger Marian Schreier (ebenfalls SPD-Mitglied) war, als er im Jahr 2015 das Amt antrat, sogar noch ein Jahr jünger und damit Deutschlands jüngster Bürgermeister. Ebenfalls kurios: Im ersten Wahlgang Anfang März war Gök gar nicht angetreten, sondern nur als neuer Kandidat im zweiten Wahlgang. Dieses Wahlmodus gibt es nur in Baden-Württemberg. HW/CFH

weiterführender Artikel