Vorräte sollen möglichst wenig angetastet werden

Warme Weihnachten – die Gasversorger freut das

Uwe Roth22. Dezember 2022
Der Blick aufs Thermometer beruhigt kommunale Gasversorger. Temperaturen um die zehn Grad plus in den nächsten Tagen dürften an der aktuell stabilen Versorgungslage wenig ändern. Nach dem kalten Dezember-Start war der Verbrauch stark angestiegen.

Für die Bundesnetzagentur sind die Wetterkapriolen nach dem viel zu warmen Oktober und November Fluch und Segen zugleich. Kälte ist für die Jahreszeit ein gutes Zeichen. Doch der Fluch: Bei Außentemperaturen von weniger als zehn Grad Celsius bis hin zu Minusgraden werden die Heizungsreglern fast reflexartig aufgedreht – trotz aller Appelle zum Sparen, wie Präsident Klaus Müller vor wenigen Tagen leicht frustriert feststellte. Vom erklärten Einspar-Ziel von 20 Prozent ist seine intern geführte Statistik weit entfernt. Nun folgt nach der Kältephase ein wahrscheinlich warmes Weihnachtswetter mit beinahe schon frühlingshaften Temperaturn. Diese werden den Gasverbrauch sicherlich senken. Ein Segen für die gute Lage bei den Vorratsspeichern.

Bis vor wenigen Tagen war diese akut gefährdet. In der 49. Kalenderwoche (5. bis 11. Dezember) lag der Verbrauch nach Angaben der Bundesnetzagentur 5,2 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der vergangenen vier Jahre. Er ist gegenüber der Vorwoche um knapp zwölf Prozent gestiegen. Die Temperaturen waren 2,7 Grad Celsius kälter als in den Vorjahren. Die Folge: Temperatur bereinigt lag der Verbrauch in der 48. und 49. Kalenderwoche nur noch zwölf Prozent unter dem Referenzwert der vergangenen vier Jahre „und liegt damit im kritischen Bereich“, so die Bundesnetzagentur. „Das Sparziel wurde damit deutlich verfehlt.“

„Wir müssen dringend wieder besser werden“

Die Stadtwerke Bremen schließen sich dieser Einschätzung an: „Auf das gute Einspar-Resultat von rund 20 Prozent im Oktober folgen nur noch schmale zehn Prozent für November. Das bedeutet, im November wurde nicht genug eingespart“, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit und appelliert: „Um durch den Winter zu kommen, und da schließen wir uns der Bundesnetzagentur an, müssen wir dringend wieder besser werden.“ Alle müssten sich anstrengen, um das Einsparziel 20 Prozent trotz fallender Temperaturen zu erreichen und zu halten. „Aus dem Oktober wissen wir ja, dass wir das können - auch wenn der Monat ungewöhnlich warm war und das nicht-Heizen noch nicht so schwerfiel.“

Der warme Herbst ließ auch die EWE AG in Oldenburg auf einen entspannten Winter hoffen. Ein Sprecher sagt: „Der Oktober-Absatz war im Netzgebiet der EWE NETZ im Vergleich zum Niveau der Vorjahres-Oktober-Monate bis zu 30 Prozent geringer. Wie stark hier der Einfluss „des bewussten Sparens“ ist, lässt sich aus seiner Sicht „nicht eindeutig beziffern“. Das Unternehmen gehe aber „von einem Niveau um bis zu 15 Prozent aus“. Insgesamt sieht sich der Versorger nach Aussage seines Sprechers gut gerüstet: „Die Erdgasspeicher von EWE sind zu 100 Prozent gefüllt, alle Kundinnen und Kunden von EWE werden aktuell trotz weggefallener russischer Gasmengen wie gewohnt versorgt.“

Prognose: sinkende Verbräuche in den kommenden Tagen

Terranets bw ist eine Tochter der Energie Baden-Württemberg (EnBW). Das Unternehmen beliefert die kommunalen Gasversorger im Südwesten. „Die Gasflüsse in das Netzgebiet sind stabil“, heißt es im letzten Bericht des Unternehmens zur Versorgungslage in diesem Jahr. In der zu Ende gehenden Woche (KW 51) hat terranets bw eine Abgabe von bis zu 362 Gigawattstunden (GWh) pro Tag erwartet. In der Woche davor (KW 50) hatte der Absatz im Netzgebiet Baden-Württemberg bei bis zu 421 GWh pro Tag gelegen. Die gestiegenen Außentemperaturen haben für einen spürbaren Rückgang der Verbräuche gesorgt. Der Vergleich zum November des Vorjahres: Damals war der Verbrauch 33 Prozent höher. Hohe Gasvorräte bedeuten aber nicht unbedingt eine finanzielle Entlastung der Verbraucher: „Die Großhandelspreise schwanken stark und sind zuletzt leicht gesunken. Unternehmen und private Verbraucher müssen sich weiterhin auf ein deutlich höheres Preisniveau einstellen“, heißt es im Lagebericht der terranets bw.

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