Tourismus Geestland

Wasser unter den Füßen

25. Oktober 2018
Hausboot in Bad Bederkesa. Für den modernen Steg hat die Gemeinde Geestland gesorgt.
In Geestland bieten Investoren schwimmende Häuser für Ferien- und Wochenendgäste an

Das Wasser plätschert sanft gegen den Rumpf und die Seiten und der Mensch wird vom sanften Schaukeln ins Reich der Träume geschickt. So oder ähnlich werben die Anbieter und Bauer mit den Vorteilen eines schwimmenden Hauses. So nennt sich das, was der Volksmund als Hausboot bezeichnet. Acht Stück davon soll es bis November in der Marina von Bad Bederkesa geben. Wochenend- oder Feriengäste können dort übernachten.

Mit ihrem neuen Angebot greifen die Investoren des Projekts einen Trend auf, der zwar in Deutschland noch recht selten ist, sich aber immer mehr durchsetzt. Hans-Joachim Frost, Geschäftsführer der extra gegründeten Hausboot Reederei Marina am See Bad Bederkesa[Ulf Busch1] , ist überzeugt, dass er und seine Geschäftspartner mit ihren schwimmenden Appartements Erfolg haben werden. „Hausboote beziehungsweise schwimmende Häuser sind in den kommenden zehn Jahren voll im Trend“, sagt Frost.

Rechtlich gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied: Hausboote verfügen über einen eigenen Antrieb und dürfen nur mit einem Sportbootführerschein gefahren werden. Schwimmende Häuser hingegen, in der Szene auch „Floating Houses“ genannt, schwimmen zwar, sind jedoch fest vertäut und können nur mithilfe eines Schleppschiffes von A nach B verholt werden.

Dass Frost und seine Geschäftspartner damit recht haben, macht er auch am Zuspruch des neuen Angebots in Bad Bederkesa fest. Die schwimmenden Domizile, die in den benachbarten Niederlanden produziert werden, seien seit September in der Marina verankert worden. „Obwohl wir noch gar nicht richtig mit der Vermarktung begonnen haben, waren die ersten schwimmenden Häuser bis jetzt fast durchweg ausgebucht“, meint Frost. Das Vergnügen kostet übrigens 160 Euro pro Nacht bei einer Belegung mit vier Personen. Zwei Personen sind mit 140 Euro dabei.

Kosten bei rund 175.000 Euro

Voll ausgerüstet liegt der Preis je schwimmendem Haus zwischen 175.000 und 180.000 Euro – macht gut 1,4 Millionen Euro. Hinzu kommt die Infrastruktur wie Strom und Anschluss ans Kanalsystem. Für den modernen Steg hat die Gemeinde Geestland gesorgt. Er ist Teil eines vier Millionen Euro umfassenden Investitionsprogramms, um die Freizeit- und Tourismus-Infrastruktur Bad Bederkesas wieder auf Vordermann zu bringen. Geflossen ist das Geld nach Angaben der Gemeinde seit 2015. Seit dem Jahr ist das ehemals selbstständige Bad Bederkesa zusammen mit anderen Ortschaften in der neuen Gemeinde Geestland aufgegangen. Die Stege der Marina seien indes vorher noch modernisiert worden.

Vorbild Niederlande

Hausboote und schwimmende Häuser sind der letzte Schrei in Deutschland. Die Fans dieser Art des Dachs über dem Kopf haben sich das Ganze bei den niederländischen Nachbarn abgeguckt. So sind Hausboote und schwimmende Boote laut Branchenkreisen beispielsweise in Amsterdam stadtbildprägend. Im wasserreichen Norden Deutschlands sind in erster Linie Hausboote beliebt. Auch die Freie und Hansestadt Hamburg hat sich diesem Trend bereits vor gut zehn Jahren geöffnet. Und jetzt sind auch die Anbieter in Bad Bederkesa dabei. Investor und Reederrei-Geschäftsführer Frost wirbt denn auch mit dem Slogan „Die erste Hausboot-Marina westlich der Elbe“ für sein Projekt.

Wohnen auf dem Wasser

Schwimmende Häuser gewinnen nicht nur als Ferien- oder Wochenenddomizil immer mehr Freunde. Immer mehr Menschen entscheiden sich auch dafür, dauerhaft mit Wasser ringsherum zu leben. Auch dies haben sie sich bei den Niederländern abgeschaut. Von sich reden gemacht hat diesbezüglich ebenso London, Hamburg hat nachgezogen.

Auf ihren Internetseiten www.hamburg.de bietet die Elbmetropole denn auch gleich eine ganze Reihe von Informationen für Menschen, die es aufs Wasser zieht. Dort finden sich zum Beispiel ein Beitrag mit einem im Jahr 2010 angelaufenen Projekt zum Wohnen auf schwimmenden Häusern auf dem Eilbekkanal, der Rahmenplan des Bezirk Mitte zum Thema, ein Genehmigungsleitfaden, Fragen und Antworten sowie eine Übersicht der Projekte.

In Deutschland gibt es kaum Plätze

Außer Hamburg, den Destinationen etwa an der Müritz und in Bad Bederkesa ist es indes nicht weit her mit dem Wohnen auf dem Wasser. Anders als in den Niederlanden, so scheint es, ist es in der Bundesrepublik rechtlich komplizierter. Vor allem deshalb, so Frosts Einschätzung, hielten sich die meisten Kommunen in Norddeutschland mit der Ausweisung von Liege- und Wohnflächen zurück.