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„Es ist wichtig, dass es im Leben auch Leichtigkeit gibt”

Leo Schacht15. September 2023
Ralf Paul Bittner ist hauptamtlicher Bürgermeister in Arnsberg.
Kommunalpolitik lebt von den Menschen, die sie betreiben, ob haupt- oder ehrenamtlich. Die DEMO stellt Sozialdemokrat*innen vor, die sich für ihre Stadt oder Gemeinde engagieren. Diesmal: Ralf Paul Bittner, Bürgermeister Arnsberg.

Bitte stelle dich kurz vor!

Mein Name ist Ralf Paul Bittner. Ich wohne in Arnsberg, einer Stadt mit ca. 75.000 Einwohner:innen: teilweise urban geprägt, mit insgesamt 15 Stadtteilen, aber auch mit dörflicher Struktur drumherum. Ich bin seit Februar 2018 Bürgermeister dieser Stadt. Ich bin 56 Jahre alt und habe sieben Kinder: aus der ersten Ehe drei erwachsene Söhne, aus der zweiten Ehe vier Töchter.

Was hast du vor dem Bürgermeisteramt gemacht?

Nach dem Abitur habe ich eine Zahntechnikerausbildung absolviert und als Geselle gearbeitet, aber dann ist es mit einem Studium im Zahntechnischen Bereich nichts geworden. Da bin ich zur Polizei gegangen und war knapp 30 Jahre in verschiedenen Funktionen tätig: zu Beginn einige Jahre im Streifendienst, Drogenfahnder, aber auch sieben Jahre Führungskräfte-Trainer beim Landesamt für Aus- und Fortbildung und drei Jahre bei der Bezirksregierung Arnsberg abgeordnet vom Amt für Zentrale polizeiliche Dienste. Ein abgeschlossenes Studium zum Diplomverwaltungswirt habe ich ebenfalls noch.

Warum engagierst du dich in deiner Kommune für die Sozialdemokratie?

Ich bin 1986 in die SPD eingetreten in meinem Dorf mit ca. 6.500 Einwohner:innen, wo ich groß geworden bin. Da war es mir wichtig, etwas zu bewegen. Mir ging es immer schon um die Gerechtigkeit in der Gesellschaft und um gutes soziales Miteinander. Mir war damals schon klar, dass es nicht allen Menschen immer gut geht. Damals gab es zwei Parteien in diesem Dorf, die CDU und SPD. Die SPD war von Hause aus näher. Der Kontakt und die Kommunikation war direkter und authentischer mit den Menschen, also bin ich in der SPD gelandet und auch sehr froh, dabei zu sein.

Was sind in der Stadt Arnsberg gerade die drängendsten Fragen, die beantwortet werden wollen?

Das ist natürlich eine ganze Menge. Erstmal müssen wir die Stadt sicher und resilienter für die Zukunft aufstellen! Die Zeit seit 2018 war ja geprägt von diversen Krisen und Ereignissen, Corona haben wir alle noch im Kopf, dazu der Ukrainekrieg mit der Zuwanderung und der Energiekrise. Hier wurden wir nochmal ganz speziell vor Herausforderungen gestellt. Vorsorge zu treffen für den Fall eines Stromausfalls, Stichwort BO 72. Dazu verschiedene Umweltgeschehnisse wie Hochwasser, Waldbrände und Stürme.

Dann müssen wir die Klima- und Energiekrise meistern und klimaneutral werden. Wir wollen uns einerseits auf die kurzfristigen Energiepreise einstellen, aber auch unsere gesamte Energieversorgung nachhaltig so umstellen, dass wir für die Zukunft breit aufgestellt sind.

Dazu kommen weitere Probleme wie der Investitionsstau, der sich bei uns massiv bemerkbar macht. Viele Gebäude sind aus den 50er bis 70er Jahren, als der Nachkriegs-Bauboom war. Die sind jetzt alle am baulichen Lebensende und wir sind gerade mit 179 Investitions- und Sanierungsvorhaben unterwegs, um bei Schulen, Sportstätten, Kindergärten, Feuerwehr- und Rettungsdienstgebäuden aufzuholen, was Jahrzehnte verpasst worden ist.

Welches Ereignis aus der Kommune würdest du gerne mit uns teilen?

Da fallen mir natürlich mehrere ein. Zu zwei beispielhaften Ereignissen: Als die ersten Ukrainerinnen – hauptsächlich Frauen mit Kindern – zu uns nach Arnsberg kamen, war die Solidarität vor Ort extrem groß. Viele Freiwillige wollten sie unterstützen, manche sind an die Grenze gefahren oder auch direkt in Gefahrengebiete, um sie abzuholen, sie zu versorgen und unterzubringen. Die Menschen dann in Arnsberg in die Arme zu schließen, das war ein ganz besonderer Moment.

Eine völlig anderes Sache, was aber genau die Bandbreite deutlich macht: Ein sportliches und sehr freudiges Ereignis war, dass wir es geschafft haben, die Deutschlandtour vor einigen Tagen hier als Startort zu haben, das wichtigste deutsche Etappenrennen im Straßenradsport. Darauf gab es eine unglaublich positive Resonanz. Es ist wichtig, dass es im Leben auch Leichtigkeit gibt, dass es nicht nur schwarz und grau ist, sondern auch positive Highlights zu bieten hat.