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Blackout im Bad? Wie sich ein Abwasser-Unternehmen für Stromausfälle rüstet

Der Abwasser-Zweckverband Südholstein sorgt vor: Auch im Notfall sollen die Abflüsse von Küche und Bad funktionieren.

von Susanne Dohrn · 26. September 2025
Ein Mann und eine Frau vor Pumpen-Wagen

Können bei Bedarf in der Fläche eingesetzt werden: Christine Mesek und Heiko Schaffhirt vor einer mobil einsetzbaren Notpumpe

Abwasser, also Kanalisation und Pumpwerke, finden hauptsächlich unter der Erde statt. „Man sieht sie nicht, es ist aber aus hygienischen Gründen unverzichtbar, dass sie funktionieren“, sagt Christine Mesek. Die Bauingenieurin und Betriebswirtin ist seit 2015 Chefin des Abwasser-Zweckverbands Südholstein (AZV). Er entsorgt und reinigt die Abwässer von mehr als einer halben Million Menschen, von Industrie und Gewerbe im Kreis Pinneberg, inklusive der Nordseeinsel Helgoland, von ­Teilen der angrenzenden Kreise Steinburg und Segeberg, sowie von einigen Stadtteilen im Westen Hamburgs. Im September 2025 wird der AZV 60 Jahre alt.

Für Notfälle vorbereitet

Das kommunale Unternehmen verfügt über ein Notfallmanagement für unterschiedliche Krisenszenarien. „Alle größeren Kläranlagen und Pumpwerke sind mit festen Notstromaggregaten ausgestattet. Übernimmt der AZV neue Kanalnetze und Anlagen, rüstet er die Notfallkomponenten so bald wie möglich nach“, sagt Mesek. Ein großer Teil des Leitungsnetzes kann zudem das natürliche Gefälle der Landschaft nutzen. 

Das Klärwerk selbst ist bei Stromausfällen autark, dank Notstromaggregaten und betriebseigenen Gasmotoren im Blockheizkraftwerk, die mit Klärgas betrieben werden. Mobile, mit Dieselaggregaten ausgerüstete Notpumpen, können bei Bedarf in der Fläche eingesetzt werden. Eine eigene Tankstelle auf dem Gelände liefert Kraftstoff. „Das Ziel ist eine funktionierende Abwasserentsorgung auch beim Blackout bis zu einer Woche im Großteil des Verbandsgebietes“, erläutert Notfallmanager ­Heiko Schaffhirt. 
Ein zunehmendes Problem ist Starkregen. Nicht immer können die Abwasserkanäle die Regenmengen aufnehmen, aber das gesamte Netz an solche Extremereignisse anzupassen, wäre zu aufwendig. Wichtig ist die Entsiegelung von Flächen: mehr Gründächer und keine Steingärten, so Mesek.

Klärwerk ist geschützt

Das Klärwerk selbst befindet sich direkt hinter dem Elbdeich in Hetlingen. Gegen Hochwasser ist es zusätzlich mit einem eigenen Deich und einer verschließbaren Zufahrt im Deich gesichert.

 

Dieser Text stammt aus der DEMO-Ausgabe 3/2025 zum Thema Kritische Infrastruktur.

Autor*in
Porträtfoto Susanne Dohrn
Susanne Dohrn

ist freie Autorin und SPD-Ratsfrau in Tornesch

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