Schaustellerbund gibt Entwarnung: Weihnachtsmärkte finden statt
Weihnachtsmärkte in Deutschland würden wegen teurer Sicherheitsmaßnahmen reihenweise abgesagt, heißt es in sozialen Medien und Zeitungsberichten. Nun stellt der Deutsche Schaustellerbund klar: Das stimmt nicht.
IMAGO / Peter Schickert
Weihnachtsmarkt auf dem Erfurter Domplatz, aufgenommen im Dezember 2024
„Terrorschutz zu teuer – Erste Städte sagen ihre Weihnachtsmärkte ab“, titelt die konservative Zeitung WELT aktuell auf ihrer Internetseite. Ähnliche Berichte sind auch in anderen Medien sowie in sozialen Netzwerken zu finden. Auf X verbreiten rechte Accounts sogar die Behauptung, hunderte Märkte könnten nicht stattfinden. Die immergleiche Begründung: Angst vor Terror und steigende Sicherheitskosten.
Nur vereinzelte Absagen von Weihnachtsmärkten
Der Deutsche Schaustellerbund (DSB) widerspricht diesen Meldungen nun energisch. Eine flächendeckende Gefährdung der Weihnachtsmarktkultur aufgrund von steigenden Sicherheitskosten oder Terrorwarnungen sei nicht zu beobachten, teilt der Verband mit. „Uns liegen nach eigener Recherche im gesamten Bundesgebiet lediglich vereinzelte Absagen von kleinen Weihnachtsmärkten vor“, sagt DSB-Präsident Albert Ritter. Die große Mehrheit der Feste werde stattfinden, „gut vorbereitet, sicher und mit der allseits beliebten festlichen Atmosphäre“.
Im vergangenen Jahr wurden bei einem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt sechs Menschen getötet. Ebenfalls im Jahr 2024 ermordete ein Islamist bei einem Stadtfest in Solingen drei Menschen. Im Dezember 2016 sind durch einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz 13 Menschen gestorben.
Sicherheitskonzepte werden regelmäßig angepasst
Der Schaustellerbund betont: Die Sicherheitskonzepte der Weihnachtsmärkte würden kontinuierlich weiterentwickelt. Dies führe bundesweit zu höheren Standards an sichtbaren wie auch unsichtbaren Sicherheitsvorkehrungen. Jeder Markt verfüge über ein behördlich abgestimmtes Konzept, das jährlich gemeinsam von Ordnungsbehörden, Polizei, Rettungsdienst, Veranstaltern und Schausteller*innen überprüft und gegebenenfalls angepasst werde.
Nach DSB-Angaben zählt Deutschland über 3.250 Weihnachtsmärkte, die jährlich rund 170 Millionen Besucher*innen anziehen.
Lediglich in Einzelfällen können Weihnachtsmärkte nicht stattfinden. Die WELT bezieht sich in ihrem Bericht auf einen Markt in Overath an der St.-Walburga-Kirche sowie auf einen Weihnachtsmarkt in Kerpen (beide Städte liegen in Nordrhein-Westfalen). Laut Bericht sehen sich die jeweiligen Veranstalter nicht in der Lage, die Sicherheitsauflagen zu erfüllen.
Streit um Kosten für Sicherheit
Dass die Kosten für Sicherheitsmaßnahmen wie Betonbarrieren oder LKW-Sperren erheblich sein können, hat DSB-Hauptgeschäftsführer Frank Hakelberg bereits im Juli im Gespräch mit der DEMO bestätigt. Nach Auffassung des Schaustellerbundes ist die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit im Rahmen von Volksfesten oder Weihnachtsmärkten aber nicht Aufgabe der Schausteller*innen. Hierfür sei der Staat zuständig, betont der Verband.
Hakelberg erzählte im DEMO-Interview: „In Berlin gab es dazu auch einen Musterprozess, der uns bestätigt hat. Da sollte der Veranstalter eines Weihnachtsmarktes für circa 40.000 Euro Betonbarrieren anschaffen, bevor er eröffnen darf. Er sagte: Das zahle ich nicht. Damit hat er auch Recht bekommen.“
Dirk Bleicker
ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.