Von Brachfläche zur Parklandschaft: Berlin fördert Wismar mit einer Million Euro
Bundesbauministerin Verena Hubertz ist nach Wismar gereist, mit einem Zuwendungsbescheid von einer Million Euro im Gepäck. Die Freifläche im Bahnhofsumfeld soll neu gestaltet werden. Die Gelder fließen aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“.
Pressestelle der Hansestadt Wismar
Übergabe des Zuwendungsbescheids für die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes: (v.l.n.r.:) Bundestagsabgeordneter Frank Junge, Bundesministerin Verena Hubertz und Bürgermeister der Hansestadt Wismar, Thomas Beyer
Die mittelalterliche Hansestadt Wismar ist ein touristischer Magnet an der Ostseeküste am südlichen Ende des Wismarer Bucht. Backsteingotische Kirchen prägen die Silhouette der im Landkreis Nordwestmecklenburg gelegenen Kommune, in den Straßen sieht man gut erhaltene gotische oder barocke Kaufmannhäuser. Der Marktplatz ist einer der größten in Norddeutschland. Die umgebenden Bauten zeugen vom Reichtum der Stadt im Zeitalter der Hanse. Im Jahr 2002 wurde die Stadt gemeinsam mit Stralsund zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt.
Im Umfeld des Bahnhofs in Wismar entsteht ein neuer Park
Besuchern, die am Bahnhof Wismar am Rande des Stadtkerns aussteigen, bietet sich aktuell ein eher tristes Bild: Der Bahnhofsvorplatz ist teils eine Brachfläche mit wenig Grün, ein Vorempfangsgebäude wirkt etwas verloren. Das soll sich ändern: Das Umfeld des Bahnhofs soll neugestaltet und ein Park angelegt werden. Die Kosten dafür kann die Hansestadt nicht allein aufbringen, sie bekommt zusätzlich Fördermittel vom Bund. Bundesbauministerin Verena Hubertz kam an diesem Dienstag Ende Juli persönlich nach Wismar – mit einem Förderbescheid im Gepäck.
„Was ein zukunftsweisendes Makeover!“, lobte die Bundesbauministerin die Pläne am Dienstag Nachmittag in Wismar. „Flächen werden entsiegelt, damit Regenwasser besser versickern kann. Es werden Bäume gepflanzt, Grünflächen angelegt und Biotope geschaffen. Gleichzeitig entstehen Wege frei von Barrieren, Sitzbänke werden gebaut und die Beleuchtung verbessert, damit sich die Menschen hier gerne aufhalten und sicher fühlen. Das alles im Einklang mit dem Denkmalschutz.“
Bereits im Vorjahr hatte der Haushaltsausschuss beschlossen, 1.012.500 Euro aus dem Förderprogramm „Förderung zur Klimaanpassung im urbanen Raum“ für Wismar freizugeben. Zum damaligen Zeitpunkt freute sich der Wismarer SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Junge: „Mit den rund eine Million Euro kann nun die 3.700 Quadratmeter große Freifläche zwischen Bahnhof und Stadtrand der Unesco-Welterbestadt modern und klimafreundlich gestaltet werden.“ Auch er war bei der Übergabe dabei.
Die entstehende qualitativ hochwertige und klimaresiliente Grünfläche werde „zur Biodiversität und zum Artenschutz beitragen“ und für Reduzierung von CO2-Emmissionen sorgen, zeigte sich Junge überzeugt. Insgesamt werde das Areal zu einem „wunderbaren Aushängeschild“ für Bahnreisende und Anwohnerinnen und Anwohner, wie es in einer Mitteilung.
Wismar führt Bürgerbeteiligungsverfahren durch
Der Hansestadt war es bei dem Vorhaben für ein schöneres Bahnhofsumfeld wichtig, die Bürgerschaft an den Plänen zu beteiligen. Bereits im Jahr 2022 wurden 26 Bürger*innen nach dem Zufallsprinzip ausgesucht, um gemeinsam mit Expert*innen Ideen, Empfehlungen und Anregungen zu erarbeiten. Sie haben ihr Bürgergutachten im November 2022 an die Stadt übergeben.
Bürgermeister Thomas Beyer dankte am Dienstag Nachmittag den Beteiligten noch einmal: „Es war das erste Projekt, dass wir nach unserer Bürgerbeteiligungsleitlinie geplant haben und ich freue mich über das schöne Ergebnis. Ich möchte mich insbesondere bei den Bürgerinnen und Bürgern bedanken, die im Jahr 2022 am Bürgergutachten mitgewirkt haben.“ Schon bei der Übergabe des Bürgergutachtens hatte er damals zugesichert, es als Grundlage für die weiteren Planungen zu nutzen.
Bahnhofsvoplatz in Wismar: Sitzen im Grünen
Wichtig waren den Beteiligten laut dem Gutachten unter anderem Sitzmöglichkeiten im Grünen, Baumreihen und eine Blumenwiese. Das wird es geben: Laut den Plänen werden die befestigten Flächen, wie ein altes Gleisbett, eine Baustraße und Baustelleneinrichtungen großflächig entsiegelt. 16 große Bäume werden gepflanzt, dazu Gehölze, Stauden Gräser sowie Wiesen geschaffen, auf insgesamt 2.700 Quadratmeter erstreckt sich die Vegetationsfläche.
Verdunstung und Versickerung von Regenwasser erfolgt über Mulden zur Abkühlung und zum Wasserrückhalt“, heißt es in einer neuen Mitteilung der Stadt Wismar. Trinkbrunnen sollen bereitgestellt werden, außerdem soll es ein Wasserspiel geben und viele Sitzgelegenheiten. Die Baukosten sind laut einer Mitteilung der Stadt mit 1,5 Millionen Euro kalkuliert. „Baubeginn ist Frühjahr 2026“, heißt es.
Unesco-Welterbe-Rat gibt grünes Licht
Mittlerweile hat auch der Unesco Welterbe-Rat vergangenen September grünes Licht gegeben. Er wacht darüber, dass die Welterbe-Regeln beachtet werden. Generell muss das Vorhaben mit dem „außergewöhnlichen universellen Wert“ des Welterbes vereinbar sein. Die UNESCO legt bei ihren Prüfungen insbesondere Wert darauf, dass neue Maßnahmen das städtebauliche Ensemble, die Sichtachsen und den historischen Charakter nicht beeinträchtigen. Einem Medienbericht zufolge unterstützt die Unesco auch besonders Projekte aus Bürgerbeteiligungsverfahren.
Bauministerin Verena Hubertz fand am Dienstag lobende Worte für die Weltkulturerbe-Stadt Wismar: Sie „zeigt mit der Umgestaltung ihres Bahnhofsumfeldes beispielhaft, wie kluge Stadtentwicklung mit Blick auf den Klimawandel geht.“ Davon könnten andere Städte und Gemeinden viel Inspiration ziehen, so die Ministerin.
Sie freue sich, dass sie der Stadt heute den Förderscheck überreichen dürfe. „Was hier mit großem Engagement passiert, ist gut für die Menschen, gut für Klima und Umwelt, gut für das Miteinander in der Stadt und gut für den Tourismus.“
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.