Wildbienensterben: Was Kommunen dagegen tun können
Um das Bienensterben zu bekämpfen, können Kommunen auf ihren Flächen für heimische Wildpflanzen und den Verzicht auf Pestizide sorgen. Darüber hinaus ermuntern manche Städte und Gemeinden Privatleute zur insektenfreundlichen Gestaltung von Gärten. Ein Leitfaden und Materialien zeigen, wie das geht.
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Blühwiesen wie diese bieten Nahrung für Wildbienen und andere Insekten. Kommunen können auf ihren Flächen mehr für Artenschutz tun und darüber hinaus Privatleute ermuntern, naturnah zu gärtnern.
Ein Wildstaudenbeet, eine Blühwiese oder ein kleiner Teich: Verschiedene Räume in einem naturnahen Garten können Wildbienen und anderen gefährdeten Insekten Nahrung bieten. Laut Bundesamt für Naturschutz sind in Deutschland mehr als ein Viertel der Insektenarten in ihrem Bestand gefährdet. „Etwa 48 Prozent der 557 in der Roten Liste bewerteten Bienenarten sind bestandsgefährdet oder schon ausgestorben“, informiert das vom Bundesamt gegründete Rote-Liste-Zentrum.
Gegen Insektensterben: Mehr Artenschutz im Privatgarten
Dass jede*r im eigenen Privatgarten etwas für Biodiversität tun kann, darauf machte vor dem Weltbienentag am 20. Mai das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) aufmerksam. „Die über 16 Millionen Privatgärten in Deutschland sind bereits jetzt wichtig für Insekten und Co. Doch die meisten von ihnen könnten noch deutlich mehr für den Artenschutz erreichen als bisher“, heißt es in einer Mitteilung des Instituts.
„Im Schnitt liegen die deutschen Gärten im Mittelfeld, was die Ausstattung mit biodiversitätsfördernden Elementen angeht. Es gibt also noch deutliches Verbesserungspotenzial“, so Projektleiterin Alexandra Dehnhardt vom IÖW. Dabei gehe es etwa um vielseitige Gestaltung, das Pflanzen heimischer Wildpflanzen und eine pestizidfreie Pflege. „Dazu braucht es mehr heimische und für Insekten nützliche Pflanzen und kleine Lebensräume wie z.B. Totholz, Wildbienennisthilfen oder Staudenbeete, die Insekten und Kleintieren ein Zuhause bieten“, so das IÖW.
Leitfaden für Kommunen für bienenfreundliches Gärtnern
Im Rahmen des vom Bundesfinanzministerium geförderten Forschungsprojekt gARTENreich können insbesondere auch Kommunen ihre Bürger*innen zum naturnahmen Gärtnern ermuntern. Städte wie Gütersloh, Düren, die Gemeinde Aumühle oder Bad Salzuflen tun das bereits: Sie bieten ausführliche Materialien über naturnahe Gartengestaltung. Die Stadt Gütersloh etwa war als Pilotkommune an dem Forschungsprojekt des IÖW beteiligt. Gartenbesitzerinnen und -besitzer wurden konkret angeleitet, wie etwa Kräuterrasen und Wildblumenmischungen ausgesät und Wildsträucher und Obstgehölze gepflanzt werden.
„Egal wie klein ein Garten oder Vorgarten ist – für die Biodiversität in unserer Stadt sind diese Lebensräume wichtige Bausteine“, sagt Beate Gahlmann vom Fachbereich Umweltschutz der Stadt Gütersloh. „Wir freuen uns über alle, die naturnahes Gärtnern ausprobieren möchten.“ Auf der Webseite verweist die Stadt Gelsenkirchen auch auf den Leitfaden für Kommunen: „gARTENreich: Biodiversität in Privatgärten fördern – Handlungsoptionen für die kommunale Praxis”.
Wettbewerb „Deutschland summt“ auch für Kommunalpolitiker
Bekannt ist auch der deutschlandweite Pflanzwettbewerb „Deutschland summt!“ der Stiftung für Menschen und Umwelt, bei dem nach eigener Werbung naturnahe Blühoasen prämiert werden. Mitmachen können alle, die „eine öde Fläche mit heimischen Pflanzen und naturnahen Strukturen in ein Naturparadies verwandeln“, wie die Stiftung mitteilt. Damit sind explizit auch auch kommunale Flächen gemeint und die Stiftung ruft Lokalpolitiker auf, sich zu bewerben. Schulgärten können ebenfalls prämiert werden.
Beispiele für eine bienenfreundliche Gestaltung von Gemeindeflächen wie etwa Verkehrsinseln, Straßenränder oder Streuobstwiesen gibt es viele: So vergibt beispielsweise der Bezirk Oberbayern schon seit 2019 den Titel „bienenfreundliche Kommune“.
Projekt: Honigbienen siedeln an Schulen
Wertvolle Flächen, auf denen ökologische Nischen für Bienen geschaffen werden könnten, bieten auch die Schulhöfe. Hier setzt die gemeinnnützige Stadtbienen gGmbH an: Sie siedelt in einem ihrer Projekte Honigbienen an Schulen und Kitas an und bildet Lehrer*innen und Erzieher*innen aus. „Die Honigbiene … steht für alle Bestäuber und vermittelt den Kindern auf spielerische Weise die Bedeutung von Biodiversität“, heißt es im neuen Wirkungsbericht. Laut Stadtbienen unterstützte die Berliner Senatsverwaltung das Projekt mit rund 55.000 Euro.
Das gemeinnützige Unternehmen spricht – neben der Bildungsarbeit an Schulen – auch verschiedene andere Akteure in einer Stadt an, wie Unternehmen oder Private. Im Auftrag des Programms Sozialer Zusammenhalt des Berliner Senats fördert die Stadtbienen gGmbH nachhaltiges Urban Gardening in Berlin Kreuzberg. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg fördert das Projekt Mehr_Garten ebenfalls. Sechs neue Flächen zum Urban Gardening sind laut dem Wirkungsbericht im vergangenen Jahr entstanden. So summt es jetzt zum Beispiel auf einer wilden Wiese am Kreuzberger Mehringplatz.
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.