Windkraft in der Wedemark
Die Gemeinde Wedemark hat sich mit breiter Mehrheit für das größte Windenergievorhaben in der Region Hannover entschieden. Der Versorger Enercity will auf dem Gebiet 34 Windkraftanlagen bauen. Auf dem Weg waren einige Herausforderungen zu meistern.
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In der Region Hannover ist der Ausbau der Windenergie ein wichtiger Baustein für die Klimschutzziele (Symbolbild). 34 Anlagen sollen in der Wedemark entstehen.
Die Gemeinde Wedemark liegt in der Region Hannover, am südlichen Rand der Lüneburger Heide und umfasst 17 Ortsteile von Abbensen bis Wennebostel. Auf einer Fläche von rund 175 Quadratkilometern verteilen sich rund 30.000 Einwohner*innen. Die Wedemark ist landschaftlich geprägt von größeren Wäldern, Mooren, Getreidefeldern, kleinen Seen sowie Wiesen und Weideland.
Für die Region Hannover, die möglichst bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden will, ist Windenergie ein wichtiger Baustein. Aktuell hat die Regionalplanung mindestens 2,34 Prozent ihrer Fläche für Windkraft ausgewiesen. Seit einigen Jahren gibt es Pläne für neue Windenergieanlagen in der Wedemark, die der Wasser- und Energieversorger Enercity betreibt. Laut einer Mitteilung ist es das größte Windenergievorhaben in der Region Hannover. Um neue Windkraftanlagen errichten zu können, ist unter anderem eine Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Wedemark erforderlich.
Ratsbeschluss: Flächen für Windkraftanlagen
Dieses Etappenziel wurde kürzlich erreicht: Der Rat „hat mit großer Mehrheit beschlossen, den bestehenden Flächennutzungsplan in einem bestimmten Gebiet östlich der Autobahn A7 zugunsten von Windenergie zu ändern“, teilte Enercity kürzlich in einer Pressemitteilung mit. Enercity plant, 34 Windenergieanlagen auf dem Gebiet der Gemeinde Wedemark zu errichten.
Bürgermeister Helge Zychlinski (SPD) freut sich im Gespräch mit der DEMO über den Satzungsbeschluss vom 28. April: „Ich bin sehr glücklich darüber, dass der Gemeinderat mit extrem breiter Mehrheit für dieses Windkraftprojekt gestimmt hat, denn es ist in der Region Hannover von seiner Größe her ein einzigartiges Projekt und es zeigt, dass wir im ländlichen Raum maßgeblich die Energiewende voranbringen können.“ Die verantwortliche Projektleiterin bei enercity, Martina Gravemann-Pieper, teilte mit: „Wir haben noch ein Stück des Weges vor uns, aber ein weiteres und wichtiges Etappenziel in unserer Projektplanung erreicht.“ Nun wolle Enercity den „Rückenwind nutzen“.
Windkraftprojekt: Klimabeirat fördert Austausch
Um die Menschen in der Wedemark bei der Umsetzung der Ziele der Energiewende auf dem Weg zur Klimaneutralität mitzunehmen, wurde im November 2022 ein Klimabeirat gegründet. Er soll die Gemeinde bei Zielen beraten, die mit den Themen Ausbau erneuerbarer Energie, lokalem Klimaschutz und nachhaltiger Mobilität zu tun haben. Dazu gehört auch das Windkraftprojekt.
Dadurch, dass der Klimabeirat aus Vertreter*innen unterschiedlicher Gruppen besteht, wie Umweltinitiativen, lokalen Energiegenossenschaften und Mobilitätsinitiativen wie dem ADFC, Fachleuten sowie Politikern und Abgesandten aus der Verwaltung, fördert er den Austausch. „Der Klimabeirat ist aus der Mitte der Wedemark heraus entstanden, er besteht aus Menschen, die sich für das Klima engagieren wollen“, führt Zychlinski aus.
Und die hätten ihre Stimme genutzt, betont der Bürgermeister. Beispielsweise durch Bekanntmachungen in der Presse, durch Videos, die auf Social Media verbreitet wurden, oder bei Diskussionsveranstaltungen. „Es hat natürlich unterschiedliche Auffassungen und Diskussionen in der Gemeinde bezüglich des Windkraftprojektes gegeben, räumt Zychlinski ein. Sie hätten sich aber sehr im Rahmen gehalten, und dazu habe der Klimabeirat einen wesentlichen Beitrag geleistet.
Flächen für Windräder: Kritik von Umweltschützern
Ursprünglich waren sogar bis zu 43 Windräder im Gespräch, die gebaut werden sollten. Diskussionen gab insbesondere wegen geplanter Windparks in Landschaftsschutzgebieten. Dagegen hatte der NABU Wedemark im Frühjahr 2023 protestiert und vor einem „dramatischen Rückgang der Artenvielfalt und von Lebensräumen“ gewarnt. Die Gemeinde müsse auch Faktoren wie die Erhaltung vielfältiger Landschaft- und Erholungsräume im Blick haben und bei der so wichtigen und großräumigen Planung von Windenergieanlagen nach Bereichen suchen, die bereits vorbelastet sind“. Als Beispiel nannte der NABU Stellen entlang der Autobahn A 7 oder im Bereich von Gewerbegebieten. Schließlich gaben zwei NABU-Mitglieder ihren Sitz auf, „weil sie die mehrheitliche Unterstützung des Windparks durch den Klimabeirat nicht mittragen“ wollten, wie es einer Mitteilung vom März 2023 heißt.
Auf die Frage, wie die Gemeinde mit diesen kritischen Stimmen umgegangen sei, versichert der Wedemarker Bürgermeister: „Wir haben das, was sozusagen als Wesensgehalt vorgetragen wurde, mit in den Prozess einfließen lassen. Und das hat auch zu Veränderungen von der ursprünglichen Planung hin zur finalen, beschlossenen Planung geführt.“ Beispielsweise sei ein Teilgebiet herausgenommen worden, um den roten Milan besonders zu schützen. „Wir haben die substanzielle Kritik berücksichtigt.“ Darüber hinaus konnten die Bürger*innen beim Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans ihre Einwände einreichen.
Gemeinde Wedemark profitiert von Erträgen
In einem nächsten Schritt steht nun die Genehmigung des beschlossenen Flächennutzungsplans durch die Region Hannover an. Gleichzeitig treibt Enercity die Genehmigungsanträge für 34 Windenergieanlagen voran. „Wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2026 Baubeginn für die ersten Anlagen haben werden“, gibt sich Helge Zychlinski zuversichtlich.
Nicht zuletzt wird die Wedemark von den Erträgen aus dem Windpark Nutzen ziehen: 0,3 Cent pro erzeugte Kilowattstunde erhält die Kommune. Darüber hinaus werde es noch zwei Bürgerbeteiligungsmodelle geben, wie der Bürgermeister ausführt: Im Rahmen eines finanziellen Beteiligungsmodells werde Enercity die Geldanlage in Windkraftmodelle ermöglichen; außerdem werde es vergünstigten Strom für alle geben, die die Postleitzahl 30900 Wedemark haben.
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.