Bund gibt mehr Geld für Schienen-Nahverkehr

49 Euro-Ticket und verbessertes ÖPNV-Angebot kommen gemeinsam

Uwe RothUlf Buschmann16. Dezember 2022
Der Bundestag beschließt Milliarden für den Ausbau der Schiene. Die Verkehrsverbünde bereiten sich aufs 49 Euro-Ticket vor. Die Voraussetzungen für eine höhere Qualität im Nahverkehr verbesserten sich in den vergangenen Wochen beträchtlich.

Noch für dieses Jahr stockt der Bund die Regionalisierungsmittel um eine Milliarde Euro auf. Das haben die Regierungsfraktionen und die Fraktion Die Linke an diesem Donnerstag (15.12.) im Bundestag festgelegt. Insgesamt erhöhen sich die Zuweisungen des Bundes an die Bundesländer bis zum Jahr 2031 auf 17,3 Milliarden Euro. Sie sind gedacht für den Ausbau des Personen-Nahverkehrs auf der Schiene. Die Verkehrsminister der Länder können mit den Mitteln bei den Verkehrsbetrieben mehr Zugfahrten „bestellen“. Kritiker hatten der Bundesregierung vorgeworfen, das 49 Euro-Ticket verfehle insbesondere im ländlichen Raum seinen Zweck, wenn dort das Angebot nicht besser werde.

VVR: Alle Kund*innen werden profitieren

Auch wenn zum 49 Euro-Ticket noch nicht alle Detailfragen geklärt sind, haben die von der Redaktion befragten Verkehrsverbünde längst mit intensiven Vorbereitungen begonnen. Eine Sprecherin des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) mit Sitz in Gelsenkirchen teilt mit: „Nahverkehrskund*innen, die ab dem Start-Datum das Deutschland-Ticket nutzen möchten, können sich bereits jetzt schon in der VRR-Verbund-App registrieren und das Deutschland-Ticket kaufen, sobald es verfügbar ist.“ Fahrgäste mit einem Abonnement müssten „nichts weiter unternehmen“. Über Veränderungen würden sie rechtzeitig informiert. Der VRR werde sicherstellen, dass alle Nahverkehrskundinnen und -kunden vom Deutschlandticket profitieren.

VVS: Revolution in der Tarifierung

Beim Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) kümmert sich ein Team mit den Abo-Centern der Verkehrsunternehmen um die Vorbereitung des neuen Tickets. Horst Stammler (SPD) ist einer der beiden Geschäftsführer. Er bezeichnet das Deutschland-Ticket als „eine Revolution in der Tarifierung und Finanzierung des ÖPNV in Deutschland.“ Der VVS stehe in den Startlöchern und sei bereit, „das Ticket zum 1. April 2023 einzuführen. Die Einteilung der Zonen wird der VVS zunächst aber beibehalten. Jedoch: „Es ist wahrscheinlich, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt, wenn Erfahrungen mit den D-Ticket vorliegen, das verbleibende Tarif-Sortiment straffen werden.“

Der VVS geht nach Angaben einer Sprecherin davon aus, „dass die Minder-Einnahmen in vollem Umfang ausgeglichen werden“. Dabei solle die Abrechnung nach der bewährten Methode der Rettungsschirme während der Corona-Pandemie erfolgen. Für die Zeit ab 2025 müsse eine neue Aufteilung der Einnahmen des D-Tickets erfolgen. Alle Tarif-Angebote bleiben im VVS zunächst bestehen. Mit den Tickets des Gelegenheitsverkehrs (Einzel-, 4er-, Tages-Tickets) fänden Kunden, die gelegentlich mit Bus und Bahn unterwegs seien, ein passendes Angebot für ihre Bedürfnisse. Fahrgäste könnten weiter Wochen- und Monats-Tickets kaufen. In der Regel lohne sich aber ein Wechsel ins Abonnement des Deutschland-Tickets. Ob das Jobticket künftig auf Basis des D-Tickets angeboten werden könne, darüber berate der VVS gerade mit Bund und Ländern.

MVV: Weitere Regelungen zu Rabatten „derzeit noch offen“

Beim Münchner Verkehrsverbund (MVV) setzt sich das Vorbereitungsteam nach Auskunft einer Pressesprecherin aus „Tarif- und Vertriebsexperten, Markt- und Verkehrsforscher sowie auch Marketing- und Kommunikationskolleg*innen“ zusammen. Auch im Großraum München wird sich im Tarifgeflecht und in den weiteren Tarifangeboten vorerst nichts ändern. „Die MVV, als Verbundgesellschaft, ist auch außerhalb solcher Sonder-Tarifangebote für die Einnahmeaufteilung an die Verkehrsunternehmen im Verbund verantwortlich“, heißt es.

Darüber hinaus sei die Aufteilung der Einnahmen für das Deutschland-Ticket „derzeit noch offen – und auch abhängig von den schlussendlich festgehaltenen Regelungen“. Rabatte bei den bisherigen Tarif-Angebote bleiben laut MVV bestehen. Inwiefern innerhalb des Deutschland-Tickets eigene Regelungen zu Rabatten oder anderen Vergünstigungen möglich seien, „ist derzeit noch offen“.

VBB und VBN: abschließende Bewertung nicht möglich

Die Sprecherin des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) gibt sich zurückhaltend: „Aktuell befinden sich alle Akteure weiter in der Diskussion und Beratungen für eine reibungslose Umsetzung.“ Insbesondere die organisatorischen und technischen Details müssten noch geklärt werden. Eine abschließende Bewertung durch den VBB seien daher „ohne alle finalen Details nicht möglich“. Der Sprecher des Verkehrsverbunds Bremen und Niedersachsen (VBN) liefert in seiner Stellungnahme keine Antworten, sondern eine lange Liste mit aus seiner Sicht offenen Fragen. Eine davon lautet: „Wie wird das Einnahmeaufteilungsverfahren (EAV) bundesweit künftig geregelt?“ Die nächste bezieht sich auf die Tarif-Bestimmungen zum Deutschland-Ticket. Diese müssten „harmonisiert und abgestimmt werden“ . Dennoch zeigt er sich für den VBN überzeugt, „dass wir pünktlich zum Start den Fahrgästen das Deutschlandticket anbieten können.“

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