Bundesgartenschau

Grüne Visionen für die Buga 23

Harald Sawatzki25. Mai 2020
In Mannheim laufen die Vorbereitungen zur Großveranstaltung im Jahr 2023 auf Hochtouren
In Mannheim laufen die Vorbereitungen zur Großveranstaltung im Jahr 2023 trotz Corona-Krise wie geplant weiter. Auf dem einstigen Spinelli-Areal entsteht „ein Highlight kommunaler Entwicklungspolitik“.

ie Zukunft kann nicht warten. Und genau deshalb enden die Planungen für die Bundes­gartenschau, die im Jahr 2023 in Mannheim stattfindet, nicht mit diesem Datum. Mannheim denkt weiter. Die Stadt wirbt für die Schwerpunkte, die während der „Buga 23“, aber erst recht darüber hinaus, für die Präsentation des Großereignisses bestimmend sein sollen: Klima, Umwelt, Energie und nachhaltige Sicherung der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln.

Die Besonderheit dieser sommer­langen Veranstaltung wird sein, dass sie zu großen Teilen auf einem 82 Hektar großen Gelände – den einstigen ­Spinelli Barracks – eingerichtet wird, das bis 2015 von der US-Army militärisch genutzt wurde. Nachdem das amerikanische Militär abgezogen war, übernahm die Stadt Mannheim alle sogenannten Konversions­flächen, insgesamt sind das über das gesamte Stadtgebiet verteilte 570 Hektar.  

Groß angelegte Renaturierung

Auf dem einstigen Spinelli-Areal ­werden nun 62 Hektar renaturiert, als ­Gartenschaugelände kultiviert und nach dem Abschluss der Schau 2023 an die Mannheimer als Landschaftspark übergeben. Ein Löwenanteil der insgesamt 82 Hektar bleibt dauerhaft begrünt und ­verstärkt die positiven Einflüsse der ­Frischluftschneise „Grünzug Nordost“. Für den Ausbau dieses 220 Hektar umfassenden Grünzugs, in dessem Zentrum sich das Gartenschaugelände befindet, bewilligte Mannheims Gemeinderat vor geraumer Zeit rund 100 Millionen Euro.

Als „ein Highlight kommunaler Entwicklungspolitik“ lobte der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk die Gartenschaupläne. Für die Realisierung dieses einmaligen Stadtentwicklungsprojektes beantragte Mannheim unter der Führung von Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) beim Land etwa 57 Millionen Euro. Für einen Teil der Investitionssumme gibt es bereits Zusagen: So will das Wirtschaftsministerium sich an den städtebaulichen Kosten beteiligen, das Verkehrsministerium sicherte Gelder für den Bau eines Radschnellweges zu. Und das Umweltministerium dürfte ebenfalls Gelder zur Finanzierung des Gesamtvorhabens beisteuern.

Seilbahn über den Neckar

Das neue Gartenschaugelände ist mit dem Luisenpark, einem 40 Hektar großen Gartenschau-Areal aus dem Jahr 1975, verbunden. In drei Jahren können die Gäste mit einer zwei Kilometer langen Seilbahn über den Neckar vom Spinelli-Gelände zum Luisenpark und zurück schweben. Spinelli wird im Norden und im Süden von neuen Städtebauprojekten abgeschlossen. Der Übergang vom Erholungsgrün in die Wohnlandschaften soll laut der Stadt Mannheim „die Grünstrukturen des Landschaftsparks aufgreifen“. Vorgesehen ist ein Städtebau mit begrünten Innenhöfen und Straßenbegleitgrün, den sogenannten „Grünfingern“. Der Rahmenplan sieht den Neubau von 2.200 Wohnungen vor, die sich in das Gesamtkonzept der Buga 23 einfügen sollen. Zentrales Gebäude auf dem Spinelli-Gelände wird eine ehemalige Lagerhalle der Army: Auf 22.000 Quadratmetern bietet sie Platz für ­Blumen-Ausstellungen, Sport- und Kulturangebote, für Gastronomieeinrichtungen und Freizeit-Vergnügen.

Der Geschäftsführer der Bundes­gartenschau Mannheim 2023 gGmbH ­Michael Schnellbach unterrichtet den Aufsichtsrat – dem Oberbürgermeister Peter Kurz vorsitzt – alle drei Monate über den Stand der Dinge. Trotz Corona-Krise läuft alles nach Plan: „Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Veranlassung, wegen der Coronakrise am Zeitplan der Vorbereitungen für die Buga 2023 zu zweifeln. Es ist noch drei Jahre hin, unsere Terminplanung steht unverändert“, so eine Sprecherin.

Oberbürgermeister Kurz lobt Nachbar Heilbronn

Für Kurz ist übrigens Nachbar Heilbronn ein großes Vorbild, wo 2019 die Bundesgartenschau stattfand. Während eines Besuchs in Heilbronn bei Gastgeber Harry Mergel (SPD) zeigte sich der OB beeindruckt: „Vernetzt mit der Region und den führenden Akteuren, besticht die Heilbronner Buga mit einer unglaublichen Vielfalt in einem neuen Format.“ Was hier entstünde, werde nicht nur große Vorbildfunktion haben, sondern sei auch nachhaltig angelegt, so der OB. Innovativ waren die Heilbronner insbesondere, weil sie dauerhaftes Wohnen und die Grün­anlagen der Schau städtebaulich kombiniert haben.

In Mannheim soll dem Thema Klimaschutz großer Raum gegeben und untersucht werden, welche Pflanzen und Bäume den veränderten Klimabedingungen, Hitze- und Dürreperioden gewachsen sein könnten. Eine neuartige Möglichkeit zur Energiegewinnung wollen die Planer beim Bau eines Radschnellweges anbieten: Es ist an einen Oberflächenbelag gedacht, der ähnlich wie Solarpanel funktioniert.

Und schließlich könnte auch ein neues Konzept zur Erweiterung des Angebots an Nahrungsmitteln Aufmerksamkeit erregen: „Foodfarming mit Aquaponik“, so der Arbeitstitel. Dahinter versteckt sich die Idee, die Aufzucht von Fischen in ­einer Aquakultur mit dem Einsatz von Nutzpflanzen zu kombinieren. Es könnte in der Zukunft einen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln leisten.