Künstliche Intelligenz (KI)

Leichte Sprache per Knopfdruck

Susanne Dohrn 15. Dezember 2023
Viele Informationen auf hamburg.de werden auch in Leichter Sprache angeboten – hier ein Screenshot der Seite.
Das Stadtportal Hamburg.de veröffentlicht einen Teil seiner Informationen in Leichter Sprache. Die Stadt nutzt für die Übersetzung von Mitteilungen Künstliche Intelligenz (KI)

Aktuelle Mitteilungen, wie die folgende aus Hamburg, sind vollgepackt mit Informationen: „Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) hat im Auftrag der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) die Gertigstraße innerhalb von 8 Monaten Bauzeit zu einer Fahrradstraße umgebaut, auf der der Radverkehr bei Tempo 30 Vorrang hat.“ Etwa zehn Millionen Menschen können Sätze dieser Art nicht oder nur schwer verstehen, weil sie Lernschwierigkeiten haben, nicht gut deutsch sprechen oder nicht gut lesen können. Für sie veröffentlichen viele Städte einen Teil ihrer Pressemitteilungen in Leichter Sprache. In Hamburg geschieht das seit 2019.

In der Hansestadt kommt seit August 2022 in einem Pilotprojekt auch Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz. Die Mitteilung über die Fahrradstraße liest sich dann so: „Die Straße Gertig-Straße wurde um-gebaut. Die Bau-Arbeiten haben 8 Monate gedauert. ... Die Autos dürfen nur langsam fahren. Und: Die Fahrräder haben Vor-Fahrt. Vor den Autos.“ Hervorhebungen und Bindestriche sind Teil eines Regelwerks für Leichte Sprache. Die Sätze sind kurz und faktenorientiert. Der Inhalt ist zusammengefasst und so konkret wie möglich formuliert. In dem Pilotprojekt übernimmt die Software ­eines Münchener Start-ups einen Teil der Arbeit. Für das Pilotprojekt wurde Hamburg zusammen mit dem Unternehmen Anfang Juni auf der Digitalkonferenz re:publica ausgezeichnet.

Mehr Texte schneller veröffentlicht

KI formuliert rasant. Wer die Software ChatGPT ausprobiert hat, weiß das. „Wenn wir für die Übersetzung eines Textes in Leichte Sprache ein Übersetzungsbüro beauftragen, dauert es durchschnittlich neun bis 21 Tage, da sie mit Prüfgruppen aus der Zielgruppe arbeiten. Die KI erledigt die Aufgabe im Allgemeinen in bis zu fünf Minuten“, sagt Lena Baumann-Merkel. Sie ist in der in Abteilung Online-Kommunikation der Senats-Pressestelle für den Bereich Inklusion zuständig, zu dem auch die Steuerung von Leichter Sprache gehört.

Die KI sorge dafür, dass deutlich mehr Texte in Leichter Sprache veröffentlicht werden können, so Baumann-Merkel. Das gelte vor allem für Informationen von kurzer Aktualität, wie der Ankündigung von Veranstaltungen, deren Übersetzung zuvor zu lange dauerte. „Übersetzungsbüros werden auch weiterhin beauftragt“, betont sie. Das gelte besonders für wichtige und längerfristig gültige Inhalte sowie solche von rechtlicher Relevanz.
Bevor ein KI-Text veröffentlicht wird, prüft die Redaktion der Pressestelle ihn auf seine Richtigkeit und bearbeitet ihn.

„Das dauert je nach Länge und Komplexität zwischen dreißig Minuten und zwei Stunden“, so ­Baumann-Merkel. Das Angebot werde gut angenommen: „Die mit dem Tool übersetzten Beiträge sind regelmäßig unter den Top 10 der meistgelesenen Artikel in Leichter Sprache auf hamburg.de.“ Dank KI könne die Pressestelle auch kurzfristig auf die Bedürfnisse und Interessen der Bürgerinnen und Bürger eingehen. Dazu dient der Button „Ich wünsche eine Übersetzung in Leichte Sprache“.

Auch andere Kommunen nutzen KI

Inzwischen greifen weitere Städte wie ­Bielefeld, Bochum, Paderborn, Bamberg sowie die Kreise Mettmann und ­Ostholstein auf KI zurück, so Vanessa Theel von SUMM AI. Langfristiges Ziel des Unternehmens sei es, dass die entwickelte KI jeden Text in Leichte Sprache übersetzt. Und zwar für alle, die es benötigen.