Öffentlicher Personennahverkehr

Neue Ideen nach dem 9-Euro-Ticket: Das plant die SPD Bremen

27. Juni 2022
Straßenbahn der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) vor der Mühle am Wall in Bremen
Die SPD Bremen will den Bürger*innen ermöglichen, für 365 Euro ein ganzes Jahr Bus und Bahn zu fahren. Das soll aber nur eine Zwischenlösung sein. Bund, Länder und Kommunen sollen die zwölf Monate nutzen, um einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket zu entwickeln.

Was kommt nach dem 9-Euro-Ticket? Diese Frage hat sich jüngst die Bremer SPD-Bürgerschaftsfraktion gestellt. Die Sozialdemokraten finden, dass es weiterhin möglich sein müsse, günstig Busse und Bahne zu benutzen. Sie schlagen deshalb vor, das 9-Euro- erst einmal für ein Jahr zu einem 365-Euro-Ticket weiterzuentwickeln. Die Begründung für den Vorstoß von der Weser: Das 9-Euro-Ticket habe sich zu einem echten Renner entwickelt, dieser Erfolg dürfe nicht wieder verpuffen.

Preismoratorium für ÖPNV?

Da ein bundeseinheitlicher Fahrschein für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) unter anderem aufgrund der unterschiedlich gestrickten Verkehrsverbünde eine komplizierte Geschichte ist, habe sich die Bremer Sozialdemokraten auch gleich darüber Gedanke gemacht, wie die Realisierung ihrer Idee vonstatten gehen könnte. So schlagen sie ab September ein zwölfmonatiges Preismoratorium vor.

In dieser Zeit sollen die Spezialist*innen von Bund, Ländern, Kommunen und Verkehrsverbünden „eine nachhaltige und gerechte Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket“ finden, heißt es in der Mitteilung der SPD. Während sich die Fachleute den Kopf zerbrechen, soll es als Übergangslösung das 365-Euro-Ticket geben. Dieses könne genauso wie das 9-Euro-Ticket „auf allen Strecken und in allen Verkehrsmitteln des ÖPNV genutzt werden“.

Finanzierung beim Bund

Bei der Finanzierung sehen die Bremer in erster Linie den Bund in der Pflicht. Über Einzelregelungen müssten alle Beteiligten überdies sprechen. Zwei weitere Punkte sind den Genoss*innen außerdem wichtig: Sie ziehen ein Jahres- statt eines Monatstickets vor, um den für die öffentliche Hand Planungssicherheit zu haben. Zudem sollten Kinder unter 14 Jahren gratis fahren können.

Im Übrigen sei das Ganze der Auftakt für ein eigene Art von Zeitenwende in Sachen ÖPNV. Denn: Innerhalb des von der SPD ins Spiel gebrachte Preismoratoriums sollen alle am ÖPNV Beteiligten eine Art von „Deutschlandplan“ für Busse, Bahnen und Co. auf den Weg bringen. „Dass dabei der Bund einen Paradigmenwechsel vollziehen und entscheidend in die Finanzierung einsteigen muss, ist – nicht nur für uns – unstrittig“, zeigen die Bremer einen Teil des Weges auf.

Positive Resonanz auf Social Media

In den Sozialen Medien ist der Vorstoß von der Weser auf allgemein große Resonanz gestoßen – „und das sehr sachlich“, freut sich Fraktionssprecher Matthias Lüdecke. Eine der zahlreichen Fragen in den Kommentarspalten: Solle es für das Ticket eine Einmal-Bezahlung für das ganze Jahr geben? Hierzu antwortet Fraktionschef Mustafa Güngör in einem 30-Sekunden-Webvideo: „Wir können uns sehr gut vorstellen, dass man die Summe nicht komplett aufbringen muss, sondern monatlich bezahlen kann.“

Dies wäre insbesondere für Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen wichtig. – für viele sind 365 Euro auf einmal kaum zu stemmen. Dies gilt erst recht für Hartz IV-Empfänger*innen. Für sie beziehungsweise die zuständigen Jobcenter hätte die Einführung des 365-Euro-Tickets im Übrigen Vorteile. Umgerechnet auf zwölf Monate kostet dieser Schein 30,42 Euro. Hartz IV-Empfänger*innen stehen laut der Internetseite www.sozialleistungen.info für dieses Jahr für den Bedarf Verkehr 41,13 zu.

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