Thomas Keck (SPD) ist neu im DMB-Vorstand

Ein Oberbürgermeister im Einsatz für den Mieterschutz

Uwe Roth04. Juli 2023
Der Oberbürgermeister der Stadt Reutlingen stärkt für Baden-Württemberg die kommunale Familie im Vorstand des Deutschen Mieterbunds (DMB). Thomas Keck bringt für dieses Ehrenamt viel berufliche Vorerfahrung mit.

Mitte Juni fanden beim Deutschen Mieterbund Neuwahlen statt. Thomas Keck ist nun Beisitzer und der einzige aktive Oberbürgermeister unter den insgesamt zwölf Mitgliedern des Vorstands. Der 60-Jährige ist seit 37 Jahren SPD-Mitglied und seit 2019 Chef im Rathaus der mit 116.000 Einwohnern neuntgrößten Stadt in Baden-Württemberg. Für Deutschlands größte Vertretung der Interessen von Mieterinnen und Mietern ist die Wahl eine doppelte Bereicherung: Keck bringt nicht nur kommunalpolitische Expertise mit, sondern zusätzlich eine knapp 30-jährige Erfahrung als Geschäftsführer der regionalen Mieterbund-Vertretung Reutlingen-Tübingen. In seinem Bundesland ist der Oberbürgermeister stellvertretender Landesvorsitzender. Vorsitzender Rolf Gaßmann (SPD) hatte auf eine erneute Kandidatur für einen Posten im Bundesvorstand verzichtet. Keck ist nun sein Nachfolger. Die neue Vizepräsidentin bringt ebenfalls kommunalpolitische Erfahrung mit: Beatrix Zurek (SPD) ist Vorsitzender des Mieterbunds München und war bis 2016 Stadträtin in der bayerischen Landeshauptstadt.

Dass ein breites Fachwissen nötig ist, um die Interessen Nichtwohnungsbesitzenden zu vertreten zu können, zeigt die aktuelle Politik: In den Anhörungen des Bundestags zum Heizungsgesetz und zur kommunalen Wärmeplanung ist immer auch der Deutsche Mieterbund vertreten. Gemeinsam mit dem Abgesandten von Haus & Grund wachen die Lobbyvereine darüber, dass die Bewohner*innen einer Immobilie beim Heizungstausch finanziell nicht zu sehr belastet werden. Meistens jedoch sind der Eigentümerverband und der Mieterbund Gegenspieler, die aber auf lokaler und regionaler Ebene meistens gut miteinander auskommen, sagt OB Keck.

Als OB Einfluss auf die kommunale Wärmeplanung

Als Oberbürgermeister und Verbandsvertreter ist er nicht darauf beschränkt, auf Landes- und Bundesebene politisch Einfluss zu nehmen. In seiner Stadt Reutlingen, in der er auch geboren ist, kann der Rathauschef die kommunale Wärmeplanung vorantreiben, um den Einwohner*innen ein möglichst breites Angebot an Wärmequellen anbieten zu können. Keck weiß, wo die große Politik an die kommunale Grenze stößt. „Ein mühseliges Unterfangen“, sagt er. Das Fernwärmenetz des kommunalen Stadtwerks umfasst 43 Kilometer. „Das ist noch lange nicht ausreichend“, ist ihm bewusst. Die Skandinavier seien da sehr viel weiter. „Die haben einen Vorsprung von 50 Jahren.“

Doch die Finanzen lassen einen schnelleren Ausbau nicht zu. Steuerte das kommunale Unternehmen in der Vergangenheit mit seinen Gewinnen zum Wohl des städtischen Haushalts bei, sei dies nun umgekehrt. Man experimentiere mit Abwärme aus der Kläranlage. Aber auch das kostet. Dabei gilt Reutlingen als reiche Stadt mit einer hohen Dichte an Einkommensmillionären. Folglich sind die Mieten hoch: Bei Neubauten beginnt die Basismiete bei elf Euro für den Quadratmeter. Die Zahl der Wohnungssuchenden ist hoch. Als Oberbürgermeister ist er Aufsichtsratsvorsitzender der GWG-Wohnungsgesellschaft Reutlingen mbH. Aktuell baut die ihm zu wenig, merkt er kritisch an. Das werde er aber ändern. Keck sieht die allgemeine Finanznot als das größte Hemmnis in der Schaffung neuen Wohnraums. Was man aus seiner Sicht sofort ändern könnte, ist das Stopfen der Löcher im Gesetz zur Mietpreisbremse. Den Bremser sieht der Reutlinger Oberbürgermeister beim liberalen Koalitionspartner.

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