Corona-Pandemie

Telefon gegen Einsamkeit in Zeiten von Corona

07. April 2020
Gegen die Vereinsamung gerade älterer Menschen hat die SPD im Kreisverband Schwarzwald-Baar ein Solidaritätstelefon eingerichtet.
Die aufgrund der Corona-Pandemie verhängten Kontaktverbote können insbesondere bei älteren Menschen zu Einsamkeit führen. Ein SPD-Kreisverband im Schwarzwald hat darauf mit einem „SoliFon“ reagiert.
Die aufgrund der Corona-Pandemie verhängten Kontaktverbote können insbesondere bei älteren Menschen zu Einsamkeit führen. Ein SPD-Kreisverband im Schwarzwald hat darauf mit einem „SoliFon“ reagiert.

„Ich bin fasziniert, wie toll und kreativ unsere Leute sind“, sagt Derya Türk-Nachbaur zum Umgang vieler Sozialdemokrat*innen mit der Corona-Krise in ihrer parteipolitischen Arbeit. Die SPD-Vorsitzende im Schwarzwald-Baar-Kreis sah das gewissermaßen auch als Ansporn für sich, in der Krise Menschen zu unterstützen. „Wir leben hier in einem sehr alten Wahlkreis und wollten ein Angebot schaffen, mit dem wir die Menschen über unsere Arbeit im Kreisverband hinaus erreichen können“, erzählt Türk-Nachbaur.

Ein wenig Gesellschaft am Ohr

Sie schlug ihrem Unterbezirksvorstand daher die Einrichtung eine Solidaritäts-Telefons vor, das jeden Abend von 20 bis 22 Uhr geschaltet ist. Ihr Vorschlag stieß auf große Zustimmung. Innerhalb weniger Stunden war die telefonische Sprechstunde eingerichtet. Fünf Genoss*innen betreuen die Hotline nun abwechselnd. „Für unsere Mitbürger*innen, denen Abends die Decke auf den Kopf fällt, die sich über ein wenig Gesellschaft am Ohr freuen, haben wir kurzerhand das Solidaritäts-Telefon, unser #SOLIFON eingerichtet.
Jeden Abend hüten Genoss*innen aus dem ganzen Landkreis das Telefon und freuen sich auf das Gespräch mit Euch“, heißt es auf der Facebook-Seite der SPD Schwarzwald-Baar.

Seit dem 23. März ist die Hotline jeden Abend geschaltet. Anfangs sei das Angebot etwas schleppend angenommen worden, inzwischen meldeten sich immer mehr Leute, wenn gleich auf unterschiedlichen Wegen, wie Türk-Nachbaur berichtet. „Eine Dame hat mich privat angerufen, nachdem sie von dem Angebot gelesen hatte. Sie kannte mich aus der Zeitung und wollte gerne einfach mal mit mir reden. Wir haben uns über die SPD unterhalten und sie hat versprochen, gerne mal persönlich vorbeizukommen, sobald die Corona-Krise vorbei ist.“

Mittwochs Sport, donnerstags Literatur

Doch nicht nur politische Gespräche sind bei den abendlichen Telefonaten möglich. Viele Leute riefen an, um Fragen bezüglich der Corona-Hilfsprogramme zu stellen, berichtet Türk-Nachbaur im Gespräch mit dem „vorwärts“. Hier zahlt es sich aus, dass die Genoss*innen, die das Projekt abwechselnd betreuen, über den gesamten Landkreis verteilt leben: in Donaueschingen, in der Kurstadt Bad Dürrheim, in Villingen-Schwenningen und im Schwarzwald. So soll sichergestellt werden, dass sie auch tatsächlich am Telefon inhaltlich auf die Probleme der Menschen vor Ort ausreichend eingehen können.

Die Hotline dient aber auch dazu, über verschiedene Themen einmal locker abends am Telefon zu plaudern. Themen, über die man normalerweise vermutlich abends in der Kneipe, im Verein oder mit Freunden sprechen würde. Deswegen haben die Sozialdemokrat*innen ihr Angebot dahingehend inzwischen etwas stärker strukturiert. So gibt es jeden Dienstag den lockeren Kaffeeklatsch, mittwochs wird die Hotline zum Sporttalk, um sich auch in der fußballfreien Zeit mal wieder über seinen Lieblingsverein auszutauschen. Literaturbegeisterte sollten sich hingegen am besten donnerstagabends unter der entsprechenden Nummer melden.

Redaktioneller Hinweis: Das Angebot ist in erster Linie für Menschen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis gedacht.

Dieser Text ist zuerst auf vorwaerts.de erschienen.